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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands
Autoren: Benedikt Stuchtey
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Familien wie die de Clares oder die Marshalls, seine englischen Besitzungen, während der niedere Adel, Familien wie die FitzGeralds, in Irland ansässig wurde, ohne sich aber sozial zu integrieren.
    Er unterstrich seine Herrschaftsansprüche durch den Bau von kleineren Burgbefestigungen in Form von Motten, in deren Umfeld Wirtschaftshöfe vom Typ der Manors angesiedelt wurden. Hier wurde vornehmlich Viehwirtschaft betrieben sowie die vorhandene Landwirtschaft weitergeführt und modernisiert. Jedoch wurde weder neues Ackerland umfassend erschlossen noch der Gewinn vor Ort investiert. Langfristig musste diese Politik zu einer Destabilisierung der englischen Macht in Irland führen. In der besonders fruchtbaren Grafschaft Meath nordwestlich von Dublin entstanden um die Burgen herum rasch neue Städte nach englischem Recht, wie überhaupt die meisten mittelalterlichen Städte im Inneren des Landes ihren Ursprung in englischen Burganlagen hatten. Allein die Küstenstädte gingen auf skandinavische Gründungen zurück.
    Das sollte weitreichende Konsequenzen für die Aufteilung in Grafschaften als Basis der englischen Herrschaft haben, zumal der englische König als oberster Lehnsherr die Städte unter seine direkte Kontrolle stellte. Irland anglisierte sich in seiner Territorialverfassung durch die Grafschaften, die im weitesten Sinne den englischen Pfalzgrafschaften (Earldoms) vergleichbar waren, während die unverändert gebliebenen irischen Territorien keine rechtlichen Reformen erfuhren. Diese von der englischen Krone freien Enklaven, die sogenannten Liberties, gab es sogar in Leinster, das am stärksten anglo-normannisch durchdrungen war. Sie zeugten davon, dass der zunächst schnelle Erfolg, mit dem Irland ab 1169 kolonisiert worden war, nicht anhalten konnte, solange neben einem dynamischen englischen König, der sich die Zerstrittenheit der verbliebenen irischen Könige zunutze machte, das Personal für die Festigung und Ausdehnung des englischen Einflussbereichs fehlte. Eine stärkereZuwanderung aus England und Wales aber blieb im 14. Jahrhundert aus. So entstand wiederholt ein Machtvakuum, das allerdings selbst die aus dem Südwesten Schottlands angeworbenen Söldnertruppen nicht zugunsten der Iren füllen konnten.
    Die wohl katastrophalste Invasion Irlands, die eine beispiellose Krise des politischen, sozialen und kirchlichen Lebens auslöste, war der Vernichtungsfeldzug von Edward Bruce (1315– 1318), der den permanenten Konflikt zwischen Schotten und Engländern auf Ulster übertrug. Bruce zog plündernd und mordend durch das Land, das ohnehin von einer dreijährigen Folge von Missernten und schweren Hungersnöten heimgesucht wurde. Das allerdings hatte zur Folge, dass gälische Iren und Anglo-Iren näher zusammenrückten, um die gemeinsame schottische Bedrohung abzuwehren, was schließlich auch gelang.
    Das komplexe Bild des irischen Mittelalters ergibt sich insgesamt aus dem ungelösten Gegensatz zwischen dem umfassenden englischen Anspruch auf Oberherrschaft einerseits und der Praxis einer tatsächlichen Mischung von Herrschaftsverhältnissen andererseits. Im Statut von Kilkenny (1366) war die Verbindung zwischen Engländern und Iren in jeglicher Form, durch Heirat, Handel etc., ausdrücklich verboten worden. Auch die Politik des englischen Königs Edward III. zielte nicht auf Integration, sondern auf strenge Segregation der Bevölkerungsgruppen. Doch im Alltag ließ sich das nicht durchsetzen.
    Im 14. Jahrhundert zogen sich die englischen Familien zunehmend aus Irland zurück, setzten Verwalter für ihre irischen Besitzungen ein und ließen sich, wie auch der englische König, im Land nicht blicken. Eine Folge davon war die Stärkung der Position der Anglo-Iren, einer von jeher mit Argwohn betrachteten Bevölkerungsgruppe. Zu ihr gehörten z.B. die großen Familien der Grafen FitzGerald von Kildare und Butler von Ormond. Diese richteten sich geschickt in einem Zwischenraum ein, was ihnen das Empfinden und Praktizieren eindeutiger Loyalitäten jedoch erschwerte, so dass sie vor allem das Vertrauen der Krone ständig neu gewinnen mussten. Die FitzGeralds in Maynooth Castle setzten sich zum Ende des 15. Jahrhunderts gegen dieButlers durch und boten sich als Vertreter Heinrichs VIII. in Irland an. Ansonsten berief auch dieser englische König aber fast ausschließlich
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