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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands
Autoren: Benedikt Stuchtey
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Durchdringung Irlands zu einer kulturellen und religiösen Einheit geführt, seine politische Zersplitterung in kleinere Herrschaften jedoch nicht verhindern können und es damit angreifbar gemacht.
    Patrick, der Apostel Irlands und Namensgeber des irischen Nationalfeiertags (17. März), war zum Nachfolger des ersten irischen Missionars Palladius bestellt worden und wirkte vor allem im Norden und Westen Irlands. Von seinem Bischofssitz Armagh aus organisierte er zum einen die iro-schottische Kirche, zum anderen schuf er die Grundlagen für den im mittelalterlichenEuropa weit verbreiteten Patrick-Kult mit zahlreichen Wallfahrtsorten.
    Die iro-schottische Kirche war eine überwiegend eigenständige, bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts von Rom unabhängige (Mönchs-)Kirche, deren Zentren bedeutende Klöster wie Clonmacnoise, Glendalough und Bangor bildeten. Die von ihr betriebene Christianisierung war nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil sie die keltische Religiosität in die christliche Theologie integrierte. Mit der Synode von Kells (1152) war die Organisation der Klosterkirche abgeschlossen, die für das historisch-geographische Landschaftsbild Irlands wichtige Folgen hatte. Klöster waren Stätten des Glaubens, aber auch der Bildung, Kunst und Philosophie, sie waren Friedensbezirke für Kranke und Verfolgte, Pilgerziele und Märkte für Tausch bzw. Kauf und Verkauf von Waren. War eine Klostersiedlung groß genug, dass sich ein regionaler König ansiedelte, konnte sie zu einer Proto-Stadt werden, wie es z.B. im heutigen Kildare der Fall war.
    Während das Christentum in anderen Teilen des westlichen Europas zurückgedrängt wurde, schuf es sich im frühmittelalterlichen Irland eine wichtige Basis, in einem Land also, das weder die römische Herrschaft kannte noch die Folgen der Völkerwanderung. Umso erstaunlicher ist es, dass die neue Religion so schnell auf breite Resonanz traf. Mit der Verschriftlichung hielt die Gelehrsamkeit in lateinischer Sprache Einzug, parallel zum irisch-weltlichen Geistesgut, und beides lockte Gelehrte nach Irland, die ihre Kenntnisse vertiefen und sich in asketischer Lebensweise prüfen wollten.
    Die Wikinger gründeten neue Handels- und Militärniederlassungen in Cork, Dublin, Limerick und Wexford, aus denen sich die späteren Königreiche entwickelten, sowie territoriale Bistümer, deren Bischöfe in Canterbury geweiht wurden. Dublin war in seinen Anfängen, die bis ins 5. Jahrhundert zurückgehen, ein Übergang über den Fluss Liffey, eine Hürdenfurt aus Weidengeflecht, wie der gälische Name (Baile-atha-cliath) offenbart. Aufgrund seiner geographischen Lage genoss Dublin schon früh eine herausragende Bedeutung. Es besaß bereits im 10. Jahrhundertalle notwendigen Attribute einer Stadt: eine Befestigung, einen florierenden Handelshafen, ein Straßennetz, eine eigene Münzstätte, einen Markt, heimische Handwerksbetriebe und ab 1028 einen Bischofssitz mit Kirche, an deren Stelle heute die Christ-Church-Kathedrale steht. Unter dem Einfluss der Wikinger verlagerte sich der politische und wirtschaftliche Schwerpunkt Irlands vom Inneren der Insel zur (süd-)östlichen Küste. Das machte sich auch in der Gründung neuer Siedlungen und im Ausbau des Verkehrsnetzes bemerkbar.
    In dieser frühchristlichen Phase bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden weiterhin zahlreiche Klöster gegründet. Das schottische Iona, eine Gründung des hl. Columban, und Armagh bildeten die kirchlichen Machtzentren. Einige Kirchen unterlagen der ökonomischen Kontrolle durch einen weltlichen Herrscher wie auch episkopaler Rechtsprechung. Manche waren frei, also nicht an ein Kloster gebunden, andere wiederum unterstanden der Herrschaft einer adligen Familie, z.B. die Kirchen von Cork und Trim. Zwischen Geistlichkeit und Bevölkerung bestanden Verpflichtungen in Form von Steuerzahlungen einerseits, der Aufrechterhaltung eines religiösen Dienstes andererseits. Eine wichtige Konstante dieser Zeit waren die kulturellen und religiösen Impulse, die von Irland auf das Festland ausgingen und insbesondere das geistige Leben im Karolingerreich voranbrachten.
    Der irischen Missionierung in Mitteleuropa war zunächst ein beispielloser Erfolg beschert, der das christliche Erbe Europas nachhaltig prägte. Der Wandermönch Columban wirkte seit 590 als Bußprediger in England
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