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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder
Autoren: Perry Rhodan
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stellte die Lanze ab, nahm
meinen Schild und warf ihn über die Schulter.
    Dann schob ich das Tor zu und ging weiter.
    Überall stank es nach Mist und Jauche, nach offenen Wunden
und nach Leichen, nach Brand und Fäulnis. Die gespenstische
Stille zerrte an meinen Nerven und ich hielt den Bogen schußbereit.
Inmitten dieser Verwüstung und des Todes suchte ich einen
Lebenden.
    »Gespenstisch.«, murmelte ich, als ob ich mir Mut
machen müßte.
    Es wäre mir nicht aufgefallen, wenn ich dieses Dorf in der
Nacht betreten hätte. Aber jetzt, fünf Stunden nach
Sonnenaufgang, ging ich zwischen den Leichen von Männern und
halbnackten Frauen hindurch, die alle Variationen eines gewaltsamen
und qualvollen Todes zeigten. Ich ging entlang rauchgeschwärzter
Mauern, die noch ihre Hitze verströmten. Ich sprang über
schwelende Balken. Ich saß auf einem Mauerrest, gegen den ein
durchgehendes Gespann gerast war. Ich sah hinauf in die sommerlichen
Bäume und verfolgte mit den Augen die Spur von Korn, die ein
aufgeplatzter Sack gezogen hatte. Tote Pferde und tote Kühe.
Erschossene Schafe und Ziegen und als Triumph der sinnlosen
Niederträchtigkeit eine Katze, die man an einen zerschlagenen
Tisch genagelt und mit mindestens fünfzehn Pfeilen getroffen
hatte. Diese Abteilung zurückflutender Hunnen schien aus
meisterlichen Schützen zu bestehen. Es war gespenstisch. Eine
Welt des Todes im freundlichen, warmen Licht der vormittäglichen
Sonne. Jedesmal,
    wenn ich durch einen Schatten ging, schauerte ich und spürte,
wie die Haut rauh wurde und wie sich die Härchen aufrichteten.
Ich machte einen Rundgang durch die Ruinen der Siedlung, und ich gab
es auf, die Toten zu zählen. Es waren mehr als fünfzig.
Dann stand ich vor einem Tor aus aufgemauerten Feldsteinen. »Das
muß dieses Kloster sein.«, sagte ich mir.
    Ich streckte meinen Kopf durch den Torbogen und trat auf ein
Brett, das hochschnellte und mich am Knie getroffen hätte, wenn
ich das Bein nicht zurückgerissen hätte.
    Vorsicht! Hier gibt es viele kleine Räume und Verstecke. Sieh
nach dem Falken über dir! schrie mein Extrasinn in
unüberhörbarer Warnung.
    Ich hob den Kopf, dann trat ich in einen Garten, der noch vor
wenigen Stunden gepflegt und eine Stelle gewesen war, in der man die
Ruhe und die Betrachtung pflegen konnte. Auf einer Bank aus Stein lag
ein Mönch und schien in den Himmel zu starren - diese
barbarischen Nomaden hatten ihn geblendet und ihm die Ohren
abgeschnitten. In der Brust steckte ein Pfeil.
    Ich konnte diese Bilder bald nicht mehr sehen, aber ich kannte
auch die Bilder nach dem Kampf vor der hunnischen Wagenburg auf den
katalaunischen Feldern.
    »Weiter!« sagte ich laut.
    Ein kleiner Vogel zwitscherte in den Zweigen. Ein Schwarm von
Tauben war plötzlich hoch über mir und umkreiste den
Falken. Es verblüffte mich immer wieder, wie schnell und vor
allem wie verblüffend gleichzeitig der ganze Schwarm eine
Schwenkung vornahm. Turk ließ sich mit zusammengefalteten
Flügeln fallen und zog über mir einen Kreis. Seine Stimme
war kaum zu hören.
    »Lebender ist hier!«
    Ich nickte und entließ ihn wieder. Als ob ich ihn gerufen
hätte, war plötzlich der Wolf neben mir und ging auf das
schief in den Angeln hängende Bohlentor des großen,
flachen Bauwerks zu.
    Ich zog den Bogen halb aus.
    Ein Lebender? Hatten die Hunnen einen der Ihren zurückgelassen?
Oder hatte sich ein sterbender Bauer hierher verkrochen? Wo war der
Verwundete? Ich ging weiter, sicherte erst durch ein Fenster, ehe ich
den dunklen Raum betrat. Auch hier war niemand. Ich suchte einen Raum
nach dem anderen ab, fand drei gespeerte Männer in dunklen
Gewändern und zwei Kinder. Die Hunnen hatten mitgenommen, was
sich tragen ließ. Alles andere hatten sie zerstört.
    Ich kam durch den Seiteneingang in den Gebetsraum der frommen
Männer. Auch hier war alles verwüstet und geraubt worden;
das konnte ich bereits durch den Mauerspalt erkennen. Hier war
jemand, das konnte ich spüren. Langsam schob ich mich entlang
der Wand und näherte mich dem Einschnitt zwischen den massiven
kalten Mauern. Ein Geruch nach Räucherstäbchen oder
verbranntem Harz schlug mir entgegen. Ich spannte den Bogen etwas
weiter aus. Wen würde ich finden?
    Schräge Balken aus Sonnenlicht schossen durch die kleinen
Fenster des
    langgesreckten Raumes. Ein schwerer Tisch, einst in der Mitte des
Raumes gestanden, war umgeworfen worden. Meine Augen huschten umher,
und ich fand zwischen den umgestürzten Holzstühlen
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