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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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schwer, ihm Ernten abzuringen. Dass hier überhaupt gesiedelt wurde, lag einzig und allein an den nahe den Eissänden wachsenden Colocados, die viel gehaltvoller und aromatischer waren als die Früchte auf den anderen Kontinenten. Der Profit, der mit diesen Früchten erzielt wurde, bildete die Grundlage für das wirtschaftliche Überleben der Matanzas-Haciendas und entschädigte für manches, was die Natur hoch im Norden den Siedlern abverlangte.
    Marco rief die Koordinaten seines Erntesektors ab und schaltete dann den Autopiloten ein. Das Zielgebiet lag im oberen Drittel des Kontinents und schloss eine der berühmten, windgepeitschten Skulpturenwüsten ein. Der Gleiter würde mindestens zwei Stunden benötigen, um es zu erreichen. Unter sich sah Marco die Maisfelder der Hacienda und die Weiden, auf denen urtümlich aussehende Wollrinder grasten. Er wusste, wie mühsam es gewesen war, der Tundra diese Flächen abzuringen, die nur durch intensive Düngung und Bodenheizung Gras und Getreide in den benötigten Mengen hervorbrachten. Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, sich voll und ganz auf die Colocados-Ernte zu konzentrieren und von dem Erlös Nahrungsmittel von den anderen Kontinenten zu importieren. Aber dies entsprach nicht dem Selbstverständnis der Remiona. Jede Hacienda, wirklich jede einzelne, war ein selbstständiges Gebilde und legte größten Wert auf Unabhängigkeit. Man wollte um jeden Preis autonom sein und es auch bleiben. In manchen Haciendas war es sogar verpönt, über den eigenen Lokalsender hinaus die Programme von planetaren oder gar interplanetaren Trivid-Sendern zu sehen.
    Jede einzelne familia verstand sich als fest zusammengeschweißte Gemeinschaft, die sich wenig für andere familias und noch weniger für die Belange des ganzen Planeten interessierte. Es war mühsam gewesen, bei den Remiona im Lauf der Geschichte ein gewisses widerwilliges Interesse an einer übergeordneten Gliederung zu wecken, einer Verwaltung, die wenigstens die notwendigsten zentralen Aufgaben wahrnahm. Doch das Denken der Remiona ging noch immer nicht in diese Richtung. Sie waren Eigenbrötler, stolz auf die Leistungen, die sie in überschaubarem Rahmen erbrachten, und alles andere als Forscher, Entdecker oder gar Imperiengründer.
    Der Natur ihres Planeten tat dies gut, aber es machte die Dinge auf Remion auch langsam. Die Strukturen waren verhärtet und brachen erst allmählich auf. Marco litt darunter. Und doch. Er war schließlich selbst ein Remiones, und bei aller jugendlichen Ungeduld liebte er seinen Planeten und auch die Leute, die ihn bewohnten. Er wünschte sich wirklich, dass sich einiges änderte. Aber zugleich wünschte er sich wie die meisten anderen Remiona, dass alles so blieb, wie es war. Er wusste, dass das eine mit dem anderen nicht vereinbar und irgendwie verrückt war, aber er wünschte es sich trotzdem.
    Er landete den Gleiter im glitzernden, aufstiebenden Eissand einer Felsebene, an die sich zur Linken eine weite Tundra mit kargem Bewuchs und zur Rechten die eindrucksvolle Kulisse von bizarren Sandskulpturen anschloss. Marco kannte die Gegend recht gut. Er war öfters mit Maestro da Silva hoch oben im Norden gewesen. Die hier wachsenden Colocados waren viel kleiner als die im Süden des Kontinents, aber von sehr guter Qualität.
    Er schulterte den Rucksack mit den herramientas und verließ den Gleiter, den er erst wieder betreten durfte, wenn er das Erntesoll erfüllt hatte.
    Marco war jetzt auf sich allein gestellt, aber das machte ihm wenig Sorgen. Es gab auf Remion nur wenige Raubtiere, die Menschen gefährlich werden konnten. Das einzige Problem hier im Norden von Matanzas war die Kälte, aber gegen die bot sein Anzug hinreichend Schutz.
    Er stiefelte durch den knirschenden Eissand zum westlichen Ende des Plateaus, wo er sich einen guten Überblick verschaffen konnte. Der Sand glitzerte wie geschliffenes Kristall, und tatsächlich bestand er im Wesentlichen aus ausgeflockten Quarzbröckchen. Die Bezeichnung »Eissand« war insofern irreführend. Sie war von den ersten Siedlern geprägt worden und hatte sich durch die fast drei Jahrtausende gehalten, die seitdem vergangen waren. Unwillkürlich musste Marco daran denken, wie erstaunlich die Colocados doch waren. Die meisten von ihnen glichen knorrigen, verschrumpelten Erdäpfeln, und sie gediehen überall auf Remion, oft an Orten, an denen man sie nie vermutet hätte. Sie wuchsen manchmal fast ohne Luft und Sonne im Sand und speicherten das
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