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PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

Titel: PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
Autoren: Uwe Anton
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sich erahnen, allerdings ohne Finger. Um Beine auszumachen, bedurfte es ebenfalls keiner regen Fantasie.
    »Eindeutig humanoid«, sagte Golf überflüssigerweise und machte mit seiner Kamera und dem Analysator einen millimetergenauen 3D-Scan.
    Acyton-Tats vergaß für einen Augenblick seine Muskelschmerzen. »Ob diese Statuen an ihre Schöpfer erinnern sollen?«, fragte er sich.
    »Das habe ich gerade ebenfalls gedacht«, stimmte Lena ihm zu. Sie lächelte ihn offen an.
    Acyton-Tats blickte auf ihren linken oberen Schneidezahn, der etwas nach hinten verbogen war - eine Seltenheit im Zeitalter perfekter Gebisskorrekturen - und ihrem Lächeln einen ungewöhnlichen Charme gab. Der Ara mochte diese kleine Terranerin. Vielleicht, weil sie wie er eine gewisse Außenseiterin war. Tatsächlich kam sie streng genommen gar nicht von der Erde, obwohl sie dort ihre Kindheit und Jugend verbracht hatte; denn sie war in einer Raumstation geboren worden, die den Erdmond umkreiste.
    »Hey, schau mich nicht so an«, lachte Lena, und in ihren Haaren funkelten orangefarbene Strähnchen. Acyton-Tats senkte verlegen den Blick.
    »Lasst uns weitergehen«, drängte Golf und betrachtete zufrieden die 3D-Rekonstruktion der Statuen auf dem Monitor seines Rechners. »Ich bin neugierig, welche Überraschungen uns noch bevorstehen.«
    Das waren Lena und Acyton-Tats ebenfalls. Doch die Muskelschmerzen nahmen weiter zu. Außerdem begannen bohrende Kopfschmerzen den Ara zu quälen - eine Seltenheit für ihn. Die Medo-Einheit spritzte ihm einen Neuromodulator. Auch Lena und Golf atmeten schwer.
    »Fühlt ihr euch unwohl?«, wollte Lena wissen. »Ich fürchte, ich werde krank.«
    Golf sagte nichts, aber er biss die Zähne zusammen. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet.
    »Mir geht es schlecht«, gab Acyton-Tats zu. Auch er begann zu schwitzen. »Ich verstehe nicht, was das ist.«
    »Es hat sich nichts verändert«, sagte Golf, den Blick mehr auf den
    Analysator gerichtet als auf die Gebäude, die die Straße säumten. »Vielleicht ist es nur die Anspannung. Wenn wir wieder an Bord der VAN MODERS sind, müssen wir uns gründlich untersuchen lassen.«
    »Wenn.«, murmelte Acyton-Tats.
    »Was willst du damit sagen?«, entgegnete Golf ungewöhnlich scharf.
    »Nichts«, sagte Acyton-Tats und und war froh, dass ihm der Schutzhelm den Schweiß von der Stirn blies.
    »Eigentlich müsstest du wissen, was mit uns los ist.« Golfs Stimme hatte noch immer einen aggressiven Unterton. »Du bist doch Medizinmann!«
    »Ich bin kein Arzt, sondern Botaniker«, entgegnete Acyton-Tats müde.
    »Warum hattest du dich eigentlich der Galaktobotanik zugewandt und nicht der Wissenschaft von Krankheit und Gesundheit?«, erkundigte sich Lena, um von dem aufkeimenden Streit abzulenken. Diese Frage hatte sie aber schon lange stellen wollen.
    Acyton-Tats blickte sie nachdenklich an. »Pflanzen sind in ihrer Vielfalt und Komplexität faszinierender für mich. Außerdem ernähren sie sich fast alle nur von Licht, Luft und Mineralien. Sie sind die Basis für alles höhere Leben, nicht dessen Bedrohung.«
    Er zögerte. Die zahlreichen Beispiele fleischfressender Pflanzen -bei der Erforschung der Regenbogenfallen von Laswizor II im Kugelsternhaufen 47 Tucanae wäre er selbst fast getötet worden - galten als Ausnahme, die die Regel bestätigte. Und diese hieß: »Leben und leben lassen.« Wobei selbst das Gefressenwerden oft ein Trick der Pflanzen war, noch mehr Leben zu gewinnen und auszustreuen
    - über die Verbreitung verdauungsresistenter Samenkerne zum Beispiel. Acyton-Tats bewunderte auch die Beharrlichkeit, Ausdauer und Selbstgenügsamkeit vieler Pflanzen, die sogar die unwirtlichsten Gegenden zu besiedeln vermochten und im Lauf der Äonen in üppige Gärten verwandelten. Die pralle Fülle des Lebens, das zwi-schen den Sternen gedieh, wäre ohne die Flora unmöglich. Und war sie nicht auch ein Sinnbild für die Ausbreitung des Lebens in der Milchstraße? Wie hatte es ein terranischer Dichter vor über zwei Jahrhunderten schon ausgedrückt:
    Well, I dreamed I saw the silver
    Space ships flying
    In the yellow haze of the sun,
    There were children crying
    And colors flying
    All around the chosen ones.
    All in a dream, all in a dream The loading had begun.
    They were flying Mother Nature's Silver seed to a new home in the sun.
    Flying Mother Nature's Silver seed to a new home.
    All das schoss jetzt durch seinen vor Schmerzen hämmernden Kopf. Doch es gab noch einen
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