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PR 2681 – Welt aus Hass

PR 2681 – Welt aus Hass

Titel: PR 2681 – Welt aus Hass
Autoren: Leo Lukas
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langweilt mich. Komm mit mir oder nicht, aber entscheide dich rasch.«
    Zu seiner nicht gelinden Verwunderung fühlte Alaska Saedelaere sich von ihr abgestoßen. Samburi Yura bemühte sich nicht einmal, sein Anliegen zu verstehen.
    Sie waren einander ähnlich und doch wieder gar nicht. Er mochte ebenfalls längst ein kosmisches Wesen sein, ein Ausgestoßener, der in keine Gesellschaft mehr passte. Aber er war noch immer ein Mensch.
    »Ich habe dich gesucht und gefunden«, sagte er rau und stockend. »Meine Pflicht ist erfüllt. Aber das war's dann, auch von meiner Seite. Der Preis für deine Gesellschaft wird mir zu hoch. Ich sage mich von dir los. Ich werde nicht mit dir gehen.«
    Die Frau Samburi nahm seine holprige Rede reglos zur Kenntnis. Ihn keines Kommentars würdigend, verschwand sie im UHF-Fenster, dessen Öffnung sich schloss, ohne eine Spur zu hinterlassen, als wäre nichts gewesen.
     
    *
     
    Alaska Saedelaere wandte sich wieder der mattgoldenen Sphäre zu. Er konzentrierte sich auf das flammende Netz und TANEDRARS Splitter.
    Vorsichtig drang er in das Gedankenlabyrinth aus Hass und Qual ein. Er hatte einen Plan und spürte keinen Widerstand, eher ein zaghaftes Willkommen.
    Gezielt setzte Alaska die zerstörerische Kraft des Cappinfragments ein. Ohne sich allzu nahe heranzuwagen oder die äußere Hülle zu verletzen, demontierte er die innere Struktur, das Korsett, das die Entität zusammenhielt.
    Es war eine mühsame Arbeit. Wie lange sie dauerte, hätte er nicht zu sagen vermocht. Schließlich überschritt er einen kritischen Punkt, und eine Kettenreaktion trat ein.
    Die Entität verlor rapide an innerem Halt. Tafalla kollabierte.
    Einmal noch entstand, geisterhaft durchscheinend, kraft- und fast völlig farblos, der zerstörte Thronsaal des Mahnenden Schauspiels. Zusammengesunken hockte der Hofnarr auf der untersten Stufe des Podests, ein Schatten seiner selbst. Rauch löste sich in dünnen Schwaden von ihm: Mentalsubstanz, die im Nichts verwehte, da sie sich selbst verzehrte.
    »Windhauch, nichts als Windhauch«, sagte Tafalla, der Narr. »Soll ich dich aufheitern? Möchtest du einen Witz hören, mein König?«
    »Ich bin kein König.«
    »Und ich war niemals lustig. Weißt du, was das Komischste ist, was mir je passiert ist?«
    »Nein.«
    »Ich wollte ein großes Drama inszenieren, ein Lehrstück für alle Wesen des Kosmos. Aber mein erstes und einziges Publikum hat sich totgelacht. Ist das nicht witzig?«
    »Nein.«
    »Du hast recht. Ich war im Unrecht, immer, zu jedem Zeitpunkt meiner Existenz. Erfüllst du mir eine letzte Bitte?«
    »Kommt darauf an.«
    »Ich kann gut verstehen, dass du mir nicht über den Weg traust. Aber ich schwöre dir, mein Zorn ist verraucht. Ich hasse niemanden mehr, nicht mal mich selbst. Vergibst du mir?«
    »Wie?«
    »Ich bitte dich um Vergebung.« Die Stimme des Narren war kaum mehr hörbar, ein leises Säuseln, das mehr und mehr vom Prasseln der Flammen überdeckt wurde. »Für all das Unglück, das ich in meinem Wahn angerichtet habe, für all die Toten ...«
    Erst war Alaska peinlich berührt von dem Wunsch, dann besann er sich. »Ich vergebe dir.«
    »Stellvertretend für alle lebendigen ...« Die Stimme erstarb. Tafalla verging endgültig.
    Die nur noch ganz schwach leuchtende Sphäre fiel in sich zusammen. Sie implodierte zu einem einzigen, winzigen Funken, der rasch erlosch.

Epilog
    Rückkehr
    3AB-021-D000 Adoc-Lian
     
    Alaska musste kurz das Bewusstsein verloren haben.
    Als er wieder zu sich kam, war er allein und das röhrenförmige Habitat vollkommen leer. Er trug den SERUN, den Helm und die Maske, darunter das Cappinfragment.
    Es war zu ihm zurückgekehrt, nachdem es seinen Zweck erfüllt hatte. Alaska Saedelaere wunderte sich nicht darüber. Er akzeptierte es ohne Abscheu.
    In einem hatte Samburi Yura recht: Es gehörte zu ihm, zu seiner wahren Identität.
    Über Funk rief er die SCHRAUBE-B herbei. Mit dem Kosmokratenbeiboot flog er zum Weltenschiff.
    Er seufzte beim Gedanken, dass er Eroin Blitzer würde viel erzählen müssen. Von einer verlorenen Liebe und einer Jagd, deren Gründe er weniger denn je verstand ...
    Die Frau Samburi war fort. Mit welchem Ziel, wusste er nicht. Aber Alaska Saedelaere war mit sich im Reinen.
     
    ENDE
     
     
    Die Begegnung mit Samburi Yura verlief nicht so, wie Alaska Saedelaere es sich erträumte. Und auch Eroin Blitzer wird die Geschehnisse verarbeiten müssen, deren Zeuge er wurde.
    Michael Marcus Thurner berichtet im
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