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PR 2681 – Welt aus Hass

PR 2681 – Welt aus Hass

Titel: PR 2681 – Welt aus Hass
Autoren: Leo Lukas
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einfallendes Licht im Wellenlängenintervall zwischen etwa 200 und 800 Nanometern von den beiden äußeren Feldhüllen ungehindert passieren gelassen, von der dritten hingegen aufgehalten. Zwischen dieser und der mittleren Feldhülle wurde es, ähnlich einem fiberoptischen Leiter, quasihydrodynamisch herumgebogen und erst an dem Punkt geradlinig aus dem Bann entlassen, der dem Eintrittspunkt exakt gegenüberlag.
    Weil durch diese Totalumlenkung, betete sich Alaska vor, kein Licht den Träger erreicht und für ihn Dunkelheit die Folge wäre, dient die äußere Feldhülle der Rückkopplung.
    Jene optischen Informationen, die normalerweise die Augen erreicht hätten, übermittelten Deflektorsystem und Anzugpositronik direkt an das Bewusstsein des SERUN-Trägers. Die angewendete Technologie glich einer rudimentären SERT-Haube und war vergleichbar den paramechanischen Emissionen eines Psychostrahlers oder einer Hypnoschulung. Diese mentaloptische Simulation beinhaltete sämtliche Parameter, um sich wie in gewohnter Weise orientieren zu können.
    »Lüge! Lüge!«, zeterte der Prediger.
    Alaska ignorierte die Inkarnation, wodurch er sie zwang, ihrerseits auch ihn zu übersehen, und rannte weiter.
     
    *
     
    Hinter der Schlosskapelle erstreckte sich ein langer Gang, der in einen Basar mündete.
    Robotische Händler priesen ihre Waren feil. Sie taten nicht, als könnten sie Alaskas Position genau bestimmen. Tafalla hatte eingesehen, dass dieser Trick nicht fruchtete. Jedoch versuchten sie, ihn durch eine überwältigende Vielzahl verlockender Angebote zu irritieren.
    »Neuanfänge en gros! Heute dreißig Prozent Rabatt!«
    »Sei nicht dumm, denk endlich an dich selbst!«
    »Vergeude dich nicht länger für Ausbeuter, die dich sofort im Stich lassen, sobald sich dein Nutzen für sie erschöpft hat!«
    »Bau dir lieber deine eigene Welt!«
    »Mit allen technischen Annehmlichkeiten, die du dir vorstellen kannst!«
    »Und zweiundsiebzig Jungfrauen!«
    »Greif zu, alles zum Sonderpreis!«
    »Du musst nur deinen Anzug ablegen, er ist die Eintrittskarte ins Paradies.«
    Der Zellaktivatorchip unterhalb von Alaskas linkem Schlüsselbein pochte schmerzhaft heftig. Auch ohne dieses Warnzeichen hätte er gewusst, dass er unter erheblichem psychischem und physischem Stress stand.
    Im letzten Moment durchschaute er das Ablenkungsmanöver der Händlerschar. Zwei weitere Inkarnationen, ein Dieb und ein Meuchler, waren im Begriff, sich an ihn heranzuschleichen.
    »Unsere Deckung beginnt zu zerfleddern«, zischte er Samburi Yura zu. »Ich fürchte, sehr lang kann ich sie nicht mehr glaubhaft behaupten.«
    »Ich weiß«, gab die Enthonin tonlos zurück. »Halte nur noch ein klein wenig durch, mein Held, ich bitte dich inständig.«
    Alaska zückte den Kombistrahler. Blindlings schoss er um sich, wehrte die Anfechtungen ab und ließ den Basar hinter sich.
     
    *
     
    Er spürte, dass seine Kräfte wieder schwanden.
    Um ihn errichteten sich Hindernisse, und nur wenige davon vermochte er rechtzeitig zu identifizieren. Bunt schillernde Schlieren beeinträchtigten seine Sicht.
    Allzu oft stolperte und strauchelte er. Irgendein anonymer Baumeister, der die Raumarchitektur fast beliebig umdefinierte, warf Alaska mehr und mehr Knüppel zwischen die Beine.
    Wände schoben sich ihm in den Weg. Wenn er darüber hinweghechtete, immer bedacht, die Frau Samburi nicht zu verlieren, senkte sich die Decke ab; und wenn er sich darunter durchduckte, versanken seine Stiefel in schmatzendem, saugendem, klebrigem Morast.
    »Langsam wärst du wieder gefragt«, hechelte Alaska Saedelaere.
    »Wir sind so gut wie da«, sagte Samburi Yura. »Lass mich runter.«
     
    *
     
    Es fiel ihm schwerer, auch nur ansatzweise den Überblick zu bewahren.
    Alles verschwamm, löste sich auf in Flecken undefinierbarer Farbe und Form. Ihm war heiß und kalt zugleich.
    Alaska roch Marzipan und Raubtierexkremente, schmeckte auf seiner Zunge, im staubtrockenen, von Spinnweben durchsetzten Mund, bitter und süß und siebzehn weitere Geschmäcker.
    »Ich kann nicht mehr«, sagte er.
    »Du hast deine Pflicht bravourös erledigt.«
    Sie standen vor einem Thron, der weiter aufragte als auch nur annähernd vorstellbar. Auf dem Thorn saß ein gehörntes Wesen, aus dessen unzähligen Nüstern sich Schlangen wanden, und pervers in die Länge gestreckte Salamander und vor Galle triefende Muränen.
    »Willkommen daheim!«, schrie Tafalla.
     
    *
     
    »Genau hier«, setzte der Hofnarr fort, der
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