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PR 2681 – Welt aus Hass

PR 2681 – Welt aus Hass

Titel: PR 2681 – Welt aus Hass
Autoren: Leo Lukas
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Sah, wie die Masken der Ballgesellschaft verpufften. Sah, wie Gesichter zu Fratzen wurden, weit aufgerissen, voller spitzer Zähne, von denen gelblich schimmernder Geifer tropfte. Sah die Geschützmündungen der Hundertschaften von Kampfrobotern und die violett gefleckten Strahlenbündel, die daraus entsprangen.
    Keinen halben Meter vor ihm und Samburi Yura prallten sie auf eine Barriere und vervielfältigten sich zu irrlichternden Garben – zu einem Feuerwerk aus Explosionen. Unmöglich, noch etwas zu erkennen außer einem Farbspektrum, viel zu grellbunt, als dass ein menschliches Gehirn es hätte verkraften können.
    Gegen diese Energieentfaltung war der Blitz unten auf dem Planeten ein schwaches Aufflackern gewesen.
    Alaska glaubte schon, der Feind hätte Samburi Yuras Schutzschirm auf Anhieb durchschlagen, denn unmittelbar vor seinen Augen loderte es ebenso unheilvoll. Da erkannte er, dass die Leuchterscheinungen von seinem eigenen Cappinfragment kamen, das auf die psionische Attacke reagierte.
    Samburi Yura krümmte sich. Die Sterne auf ihrem Gewand verblassten, ebenso die Schwärze des Weltalls. Was wie winzige Schwarze Löcher gewirkt hatte, wandelte sich zu Brandflecken.
    »Autsch«, keuchte sie. »Das war in der Tat ... eindrucksvoll.«
    Alaska fühlte sich jeder Kraft und Körperspannung beraubt. Seine Knie waren aus Gummi. Kaum dass er sich aufrecht halten konnte. Er kämpfte gegen die Ohnmacht an, die ihn zu umfangen drohte.
    Noch hielt die Schirmblase – oder was immer sie in dieser Realität darstellte. Aber die Entladungen droschen darauf ein, stakkatoartig, markerschütternd, wie gigantische Schmiedehämmer, versetzten alles, was sich innerhalb des Schirms befand, jede Faser von Alaskas Körper, in Schwingungen. Schlag um Schlag um Schlag engten sie den verbleibenden Freiraum ein.
    Die Frau Samburi sah Alaska an. »Ich bin momentan ein wenig indisponiert«, hauchte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Unternimm etwas!«
     
    *
     
    Im Weltenschiff war Eroin Blitzer der Verzweiflung nahe.
    Alraska hatte ihn gebeten, ihm notfalls Rückendeckung zu geben. Zweifelsohne war der Notfall eingetreten.
    Aber Eroin konnte seinem Freund Alraska und seiner Herrin Samburi Yura nicht beispringen. Die verfügbaren Ortungssysteme versagten zum größten Teil. Nur noch rudimentäre Daten bekam er herein.
    Diesen zufolge konzentrierten sich alle Energien des Planeten und der sechzehn Artefakte im Orbit auf eines davon: eine kreuzförmige Konstruktion, deren Darstellung auf dem Holoschirm flammte wie ein Leuchtfeuer.
    Die Entfernung betrug wenige Zehntausend Kilometer. Jedoch weigerte sich der Bordrechner strikt, die aktuelle Position zu verlassen: ohne verlässliche Orientierung keine Navigation. Ein Blindflug sei nicht zu verantworten.
    Eroin Blitzer hieb sich mit den Fäusten auf die Oberschenkel. Androiden fluchten nicht; aber ihm fiel allerhand ein, was dem recht nahekam.
     
    *
     
    »Unternimm etwas!«
    Alaska Saedelaere hätte am liebsten vor Zorn geschrien. Jetzt auf einmal verlangte sie wieder Hilfe von ihm?
    Ha!
    Abgesehen davon, dass er es nicht mehr ertrug, ständig missachtet zu werden – was sollte er, ein ahnungsloser Spielball höherer Mächte seit ewig, hier ausrichten? Inmitten eines parapsychischen Duells zweier Wesen, die ihn in der kosmischen Hierarchie turmhoch überragten! Was konnte er beitragen, außer über seine eigenen Füße zu stolpern?
    Er hasste sich, seine Minderwertigkeit, sein gesamtes Umfeld. Überhaupt bestand diese ganze Welt aus Hass und nicht viel mehr.
    Skeptiker von Natur aus, horchte Alaska in sich hinein. Waren dies seine eigenen Gedanken?
    Nein. So kannte er sich nicht.
    Das bedeutete: Manches wurde ihm suggeriert, eingeflüstert, aufgepfropft von Tafalla und zum Teil vielleicht auch von der Frau Samburi, die ihn so schnöde abgekanzelt hatte.
    Beide hatten ihn nicht primär im Fokus, aber nebenbei versuchte jede Seite sehr wohl, ihn für sich zu aktivieren. Seine Mentalstabilisierung wirkte dämpfend, sodass er die Beeinflussung bemerkte und sich dagegenstemmen konnte.
    Von Samburi Yuras kalter Selbstgefälligkeit spürte er deutlich weniger als von Tafallas brodelndem Hass und hitzigen Rachegelüsten. War das als Anzeichen dafür zu werten, wer Oberwasser hatte und sich auf dem Vormarsch befand?
    Welchen Sinn sollte es haben, sich einzumischen, wenn selbst die Frau Samburi dem Ansturm der wütenden Entität nicht gewachsen war? War er nicht besser beraten, ebenfalls
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