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0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben
Autoren: Wir blufften um sein Leben
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Ich setzte das schwere Nachtglas ab und rieb mir die Augen.
    Das Schilf vor uns raschelte in der lauen Nachtbrise, die aus dem Golf von Mexiko heranwehte.
    Phil lag drei Schritte weiter neben Camerone Pitts, dem Neger-Kollegen aus Detroit. Weiter nach Norden mußten noch Bluewise, der FBI-Kamerad aus Chicago und Clareson, der Kollege aus Memphis/Tennessee, liegen. Dazu kamen dann noch die dreißig Mann, die ich mit Hängen und Würgen von der Küstenwache losgeeist und für eine Nacht zur Verfügung gestellt bekommen hatte.
    Auf meiner Uhr war es Mitternacht. Über den unwahrscheinlich niedrigen Himmel zogen in ruhiger, gleichförmiger Geschwindigkeit kleine Wolken, die ab und zu die Sichel des gelben Halbmondes bedeckten.
    Wir lagen seit zehn Uhr auf der Lauer, und die zahllosen Enten hatten sich endlich mit unserer lautlosen Anwesenheit abgefunden.
    Ich gähnte, ohne einen Laut von mir zu geben, Wie viele Nächte hatten wir uns nun schon um die Ohren geschlagen?
    Natürlich waren es ausnahmslos schöne, laue Nächte gewesen, wie man sie in Florida erwarten kann, aber schöne, laue Nächte sind auf die Dauer nur etwas für Verliebte. Uns hingen sie zum Halse heraus.
    Wir lagen auf einem schmalen Landstreifen an der Westküste Floridas, der Sand Key hieß.
    Es führte eine Straße darauf entlang, und wir hatten ihre Böschung zu unserer Deckung ausgenutzt.
    In der linken Achselhöhle fühlte ich den Druck der schweren Dienstpistole. Zu neunzig Prozent Wahrscheinlichkeit würden wir sie auch diese Nacht nicht brauchen, aber für die restlichen zehn Prozent mußte man das schwere Ding mit sich herumschleppen.
    Phil hatte dazu nodi eine großkalibrige Pistole für Leuchtraketen und einen Vorrat von roten, grünen, weißen und violetten Patronen.
    Er kam sich vor wie ein Mann, der beim Abbrennen eines Feuerwerks helfen soll.
    Rauchen hatte ich strikt verboten. Nach der ersten Stunde wünschte ich, ich hätte es nicht untersagt.
    Der Wunsch nach einer Zigarette kann an die Nerven gehen, wenn man nachts auf der Lauer liegen muß, sich nicht zu viel bewegen und nicht sprechen darf und jede Minute für eine halbe Stunde hält.
    Irgendwie vergeht die Zeit auch beim langweiligsten Warten.
    Immer wieder setzten wir unsere schweren Nachtgläser an die Augen und suchten die schwarze, manchmal im Mondlicht schillernde Fläche des Meeres ab.
    Weit draußen huschte einmal eine Jacht vorbei. Die Lichter schimmerten aus allen Bullaugen, und für einen Augenblick glaubte ich, eine Ahnung von Tanzmusik zu hören, die uns der Wind herüberwehte.
    Als die Jacht verschwunden war, wurde es wieder ruhiger.
    Die Zeit verging, langsam, sehr langsam, aber der Uhrzeiger rückte doch vorwärts.
    Kurz vor drei machte ich mit meinem Glas ein verhältnismäßig großes Fischerboot aus, das anscheinend direkt auf uns zuhielt.
    Ich beobachtete es ein paar Sekunden, bis es über seinen Kurs keinen Zweifel mehr geben konnte.
    Ich ließ mein Glas am Riemen um den Hals hängen und robbte wie ein Marine-Infanterist über den Strand zu der Stelle, wo Phil mit Camerone Pitts lag.
    »Habt ihr das Boot schon ausgemacht?« raunte ich ihnen zu.
    »Sicher«, flüsterte Phil, ohne das Glas von den Augen zu nehmen. »Es kommt direkt auf uns zu.«
    Ich hob mein Glas und suchte, bis ich den Kahn wieder im Blickfeld hatte. Er war inzwischen ein großes Stück nähergekommen, mußte also eine beachtliche Geschwindigkeit erzielen können. Mehr, als man dem Kahn zutrau£h mochte.
    »Sie werden ganz in der Nähe anlegen wollen«, murmelte Phil aufgeregt.
    »Sieht so aus«, gab Camerone Pitts zu.
    Es gab wirklich genug Möglichkeiten, wo der Kahn festmachen konnte. Allein in unmittelbarer Nähe ragte ein halbes Dutzend Anlegestege in das Wasser hinaus.
    Wir hatten uns nicht getäuscht.
    Der Kahn, der jetzt ohne Lichter fuhr, verlangsamte sein Tempo und machte schließlich an einem Steg fest, der fast genau auf unseren Platz zulief.
    Gespannt beobachteten wir das Boot. Ich sah ein paar schattenhafte Bewegungen, als sie den Kahn vertäuten, aber sie waren noch zu weit weg, als daß ich Einzelheiten hätte ausmachen können.
    Aber als sie dann über den Steg schritten, sahen wir, daß es drei Männer waren.
    »Nehmen wir sie fest?« fragte Phil
    »Nein«, sagte ich. »Wir können ihnen nichts beweisen. Viel wichtiger ist es für uns, sie unauffällig zu beschatten. Wir müssen herausfinden, wer sie sind.«
    »Ich bin zwar völlig Ihrer Meinung, Cotton«, sagte Pitts so leise,
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