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PR TB 007 Die Zeitspringer

PR TB 007 Die Zeitspringer

Titel: PR TB 007 Die Zeitspringer
Autoren: Perry Rhodan
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1.

    Blauweiße Leuchterscheinungen beherrschten den Himmel von
Tamlan.
    Poschtar drückte mit seinen knochigen Fingern eine Taste
nieder und schaltete damit den Televisor aus. Das nervenzermürbende
Knattern der Störungen riß ab. Lange Zeit verharrte die
hochgewachsene Gestalt reglos vor dem großen Fenster. Sie
beobachtete, wie die strahlenden Lichtvorhänge immer mehr zum
westlichen Horizont auswichen. Es war ein unbeschreiblich schönes
Schauspiel, aber Poschtar empfand keine Freude dabei, denn dieses
„Wetterleuchten“ der Sonne Alta kündigte seiner Welt
den Tod an.
    Erst vor knapp einer Dekade hatte Alta mit der rasch zunehmenden
Fleckentätigkeit begonnen, und zwölf Tage waren noch
vergangen, bis die Wissenschaftler sich über die Bedeutung
dieser Entwicklung klar waren: Alta entwickelte sich zur Nova.
    Poschtar regte sich erst wieder, als der Raum sich in rötliches
Licht hüllte. Er wandte sich um und starrte aus dem Ostfenster.
Am Horizont schob sich die trübrote Scheibe von Broda herauf,
der Bahn ihrer Schwester Alta folgend. Broda war keine Sonne, die
allein dem Planeten Tamlan Leben hätte schenken können,
aber sie drohte ihm wenigstens auch nicht mit dem Tod. Doch, wie es
auch sei, Tamlan mußte sterben. Vielleicht mochte der Ausbruch
Altas Broda zu einem Stadium anregen, das sie zur Schaffung neuen
Lebens befähigen würde. Für die jetzigen Bewohner
Tamlans jedoch bestand keine Hoffnung mehr.
    Durchdringendes Pfeifen riß Poschtar aus seinen nutzlosen
Grübeleien. Er fuhr herum und musterte die Kontrolltafel.
Station neun meldete Rot. Das bedeutete, daß das dortige
Steuergehirn versagt hatte und der Versuch außer Kontrolle
geraten war.
    Hastig kletterte Poschtar in den auf seine Körperformen
abgestimmten Schalensessel vor dem Notpult. Tentakelähnliche
Kabel schnellten automatisch aus der Decke und preßten
metallische Saugnäpfe gegen Poschtars kahlgeschorenen Kopf. Der
Kybernetiker stöhnte unterdrückt - dann stand er in Station
neun.
    Die Arbeitsroboter hatten sich an die Wände gedrückt, um
der Hitze und der mörderischen Radioaktivität zu entgehen,
die von einem Gitterkubus in der Mitte der Station ausstrahlte. „Wie
ist das geschehen?“ fragte Poschtar entsetzt.
    Der rote Vorarbeiter der Robotgruppe drehte den Kopf, als wollte
er Poschtar suchen. „Niemand von uns weiß es genau, Herr.
Wir haben den Montageplan genau befolgt. Als wir fertig waren, hat
Neun sich eingeschaltet...“
    „So!“ Poschtar überlegte blitzschnell. Neun war
das Steuergehirn von Station neun. „Neun!“ schrie er
durch den Lärm der Entladungen. „Ich rufe Neun!“
    „Neun reagiert nicht mehr, Herr“, sagte der
Vorarbeiter. „Wir haben es schon die ganze Zeit über
versucht, bis Sie kamen. Wahrscheinlich hat es einen Fließkontakt
gegeben.“
    Zorn stieg in Poschtar auf. Er wußte nicht, was ein
Fließkontakt sein sollte; wahrscheinlich war es eine neue
Wortschöpfung des Robots. Jedenfalls war ihm klar, daß der
Versuch wieder einmal mißlungen war.
    „Energiezufuhr zur Station unterbrechen, Station räumen!“
befahl er. Dann zog er seinen Geist zurück.
    Schwer fiel er in dem Schalensessel zusammen, als die Saugnäpfe
sich von seinem Schädel lösten und die Tentakel wieder in
der Decke verschwanden. Ihn schauderte, als er daran dachte, wie er
wohl jetzt aussähe, wenn er selbst und nicht nur seine geistige
Projektion - in der Station gewesen wäre. Die Arbeitsroboter
würde man abschreiben müssen; ihre Quantengehirne waren
nach der höllischen Strahlendosis variabel geworden. Vielleicht
stellte das Gefasel von einem Fließkontakt das erste Anzeichen
dafür dar.
    *
    Der Transmitter spie ihn im gläsernen Saal der Philosophen
aus.
    Poschtar blickte sich rasch um und sah, daß alle
Kybernetiker schon versammelt waren; nur der Philosoph fehlte - und
Hatran, der Biologe.
    Im Saal herrschte eine bedrückte Atmosphäre. Seit vielen
tausend Umläufen war dies die erste Ratssitzung, zu der die
Mitglieder persönlich gekommen waren. Sonst pflegte man seinen
Pflichten nachzukommen, indem man sich - viele Kilometer voneinander
entfernt - in sein Kom-Zimmer begab und den Videoprojektor
einschaltete. Das ersparte unnütze Wege und war doch im Prinzip
das gleiche wie eine unmittelbare Zusammenkunft. Aber seit die
Projektoren versagten, war das nicht mehr möglich.
    Jetzt erst bemerkte Poschtar den Unterschied zwischen einem
vorgespiegelten und einem tatsächlichen Kontakt. Auch die
anderen spürten es; das
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