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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Gebäudes statt, das völlig frei von Wind gehalten wurde. Die Gefangenen waren übelsten Bedingungen ausgesetzt. Niemals durften sie in ihren Wartezellen auch nur das leiseste Lüftlein spüren; selbst das Laufen war ihnen verboten. Ihre Haut, die nach Erfrischung gierte, war runzlig und spröde. Die fettreiche Ernährung tat ihr Übriges, um die Gefangenen leiden zu lassen.
    Die drei Delinquenten saßen bereits in ihren Urteilsmulden. Sie hatten sich des Hochverrats schuldig gemacht, ohne dass eine nähere Begründung gegeben wurde, worin dieser Hochverrat eigentlich bestand.
    Sie erwarteten das Urteil mehr oder minder gefasst. Sie wussten, dass jeglicher Protest sinnlos war, zumal Wörgut Gooswart anwesend war.
    Der Mann, der den Tod brachte ... So flüsterte man hinter vorgehaltener Hand, sobald der Kriegsminister in der Nähe weilte. Seine Präsenz verhieß selten Gutes.
    Fogga betrachtete wenig interessiert die Vorbereitungsarbeiten auf die Hinrichtung, die in einem Nebensaal stattfanden – für die drei Opfer stets sichtbar. Die Tätigkeiten der Henker wirkten banal und bargen kaum ein dramatisches Element, das sich in Text oder Musik umsetzen ließe.
    Gewiss – ein Fachmann hätte selbst aus dieser alltäglichen Situation die Strophe eines Lieds, einen bemerkenswerten Satz oder einen geistreichen Dialog hervorkitzeln können. Doch das war es auch schon. Der Tod in seiner Alltäglichkeit bot keinerlei Überraschungen.
    Der Richter las die Urteile vor und kam recht bald zu einem Ende. Auch er wirkte gelangweilt. Edenar Parie galt als Kolonie der Oraccameo, in der das Recht mit aller Härte durchgesetzt wurde.
    Doch zum Ende hin kamen bemerkenswerte Sätze, die Fogga aufhorchen ließen.
    Der Richter schloss: »... und werden die Angeklagten hiermit zur Entleibung freigegeben. Die Vollstreckung hat innerhalb des nächsten Tages stattzufinden. Die Verurteilten haben durch ihr abscheuliches Tun jedwedes Recht auf Gnade oder Barmherzigkeit verwirkt. Das Barmherzige Hinrichtungswerk ist angehalten, jede weitere Verzögerung auszuschließen. Die Verhandlung ist beendet.«
    Der Oraccameo im traditionellen Rot seiner Zunft stieg von der Schwebeplattform, die ihn über die Anwesenden erhoben hatte. Er verneigte sich tief vor dem Kriegsminister und verließ dann den Gerichtssaal.
    Mehrere Wächter kümmerten sich um die Delinquenten, die den Spruch ohne sonderliche Regung hinnahmen. Sie waren darauf vorbereitet gewesen. Die Augen des einen wirkten glasig. Womöglich hatte er Drogen geschluckt. Ein anderer murmelte seltsame Dinge vor sich hin.
    Fogga hatte in Erfahrung gebracht, dass Teile der Bevölkerung Edenar Paries einem seltsamen Gottesglauben nachhingen, der mit der Lehre reiner Vernunft, der die meisten Oraccameo anhingen, kaum in Einklang zu bringen war.
    Sie wurden in den Raum des Barmherzigen Hinrichtungswerks gebeten, unmittelbar hinter den drei Verurteilten. Fogga konnte sie riechen, trotz des Energieschirms, der sie voneinander trennte. Er fühlte, wie ihre Selbstbeherrschung nachließ. Wie die Angst nach ihnen griff. Wie sie sich verzweifelt an Hoffnungen klammerten, die immer geringer wurden, je näher sie dem Vollzugsblock kamen.
    Seltsam.
    Da lagen keine Kristallspritzen parat, die ihre Venen und Adern sprengen und das Herz zum Versagen bringen würden. Auch kein chemischer Repulsionsstoff, mit dessen Hilfe der Psyche des Verurteilten dessen Bedeutungslosigkeit dargelegt wurde, so lange, bis er aus Gram verstarb. Nicht einmal eine Hinrichtungswaffe lag bereit, die im Normalfall bei Gnadenfällen zur Anwendung kam.
    Wörgut Gooswart wirkte ebenfalls irritiert. Er sah sich um. Unsicher, vielleicht sogar ängstlich.
    Befürchtete er, vom Obersten Herren in eine Falle gelockt worden zu sein und gemeinsam mit den drei Verbrechern hingerichtet zu werden?
    Der Haupthenker trat zum Vollzugsblock. Der Oraccameo trug gemäß uralter Traditionen keine Kutte. Er war nackt bis auf ein kunstvoll geknotetes Tuch, das seinen Brustbereich bedeckte. Seine Opfer sollten in den letzten Augenblicken ihres Lebens wissen, wem sie gegenüberstanden.
    Dieser da wirkte ausgezehrt. Er trug unzählige Narben an seinem Körper, die auf ein Leben im Kampflager hindeuteten. Vielleicht war er einmal Ausbilder gewesen.
    Er wurde von einem pilzähnlichen Wesen begleitet, das in einer Antigravschale lag und dessen Fußfäden hell leuchteten. Diese seltsamen Geschöpfe, Marestobaren genannt, waren meist in Kontaktstrom getaucht, der ihnen
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