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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
Autoren: Lexa Holland
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    Melanie war erleichtert, als das Vielfliegern wie ihr längst in Fleisch und Blut übergegangene Pling! die Aufmerksamkeit der Fluggäste auf die Leuchtschrift Fasten seat belt ! über den Sitzen lenkte. Endlich! Den Gurt hatte sie gleich nach dem Einsteigen angelegt, und wenn es nach ihr gegangen wäre, würde sich die Maschine längst in einem der wenigen freien Luftkorridore über Frankfurt befinden und die Nase gen New York richten. Sie hatten bereits vierzig Minuten Verspätung unklarer Ursache, die sie und ihre Leidensgenossen ungeduldig in dem nicht sonderlich einladenden Warteraum verbracht hatten, mehr oder weniger erfolgreich ruhiggestellt mit streng rationierten Mini-Snackpäckchen und pechschwarzem Kaffee, dessen Geschmack dem des Pappbechers, in dem er serviert wurde, vermutlich in nichts nachstand. Die inzwischen quengelig gewordenen Kinder waren von restlos überforderten Bodenhostessen mit Gummibärchen, Cola und Buntstiften halbwegs davon abgehalten worden, die entnervten Erwachsenen mit Papierkügelchen und schlimmen Wörtern, die alle irgendwie mit ähnlich verheißungsvollen Buchstaben begannen, zu bewerfen.
    Sie wollte jetzt nichts mehr, als dass der hoffentlich gut ausgebildete Mann im Cockpit endlich den Plausch mit der Stewardess unterbrach, den Steuerknüppel in Startposition brachte und das Gaspedal bis zum Anschlag durchzog.
    Gott sei Dank hatte sie noch einen Fensterplatz bekommen. Für Fensterplätze würde sie notfalls vor den Check-Inn-Countern einen dreifachen Salto schlagen, aber das war zum Glück dann doch nicht nötig gewesen – das Reisebüro hatte zuverlässig gearbeitet und ihr den begehrten Platz reserviert. Dabei ging es ihr weniger darum, die vorbeiziehenden Schäfchenwolken zu bewundern oder auf Anweisung des Piloten zehntausend Meter tiefer irgendwelche malerisch verschneiten Bergkuppen oder ebenso berühmte wie überfüllte Strände auszumachen. Sie hatte sich ganz einfach nach einem unvergesslich bleibenden 13-Stunden-Flug nach Sri Lanka neben einem übergewichtigen Herrn mit Blasenschwäche geschworen, nie wieder einen Gangplatz zu buchen, wo das Risiko bestand, dass alle halbe Stunde einhundertfünfzig Kilo unförmiges Lebendgewicht den völlig aussichtslosen Versuch machten, über sie hinwegzuklettern, ohne sie zu wecken.
    Melanie warf einen verstohlenen Blick zu ihrem Sitznachbarn, einem attraktiven Mann, ungefähr in ihrem Alter, in ziemlich verblichenen Jeans und in einem in krassem Gegensatz dazu edleren Sakko. Er quälte sich gerade mit dem vergeblichen Versuch, seine für einen Economyflug ganz offensichtlich zu lang geratenen Beine unter den Sitz des Vordermanns zu schieben, ohne diesem dabei den Eindruck zu vermitteln, plötzlich vier Füße zu besitzen. Resigniert arrangierte er sich schließlich mit einer Sitzposition, die ihm sicherlich keinen erholsamen Schlaf bescheren würde. Sie versuchte, sein Alter zu schätzen, aber irgendwie gehörte er zu den wenigen Glücklichen, die so alterslos schienen wie die Statuen von Michelangelo. Im Grunde konnte es ihr ja egal sein, ob er dreißig oder fünfzig war, sie wollte ihn schließlich nicht heiraten, sondern lediglich einen belästigungsfreien Flug neben ihm verbringen.
    Sie war todmüde, die Schlussbesprechung heute Mittag im Sender war extrem anstrengend gewesen und die unangenehme Abschiedsszene, die ihr Verlobter Thomas am Fluggate hingelegt hatte, hatte dann ihre letzten Kraftreserven aufgezehrt.
    Tausend Dinge hatte man ihr in der Redaktion noch eingebläut, vor allem natürlich, dass sie in den sechs Monaten, die sie im Studio des Fernsehsenders Good-Morning-YOU! in New York als Gastmoderatorin verbringen würde, die Augen und Ohren überall haben musste. Schließlich sollte sie nach der Rückkehr frischen Wind von Uncle Sam in den etwas angestaubten und in Bezug auf die Zuschauerzahlen in bedenklichem Sinkflug befindlichen heimischen Fernsehsender bringen.
    „ Die amerikanischen Fernsehmacher spucken doch ständig neue Ideen aus, auf die wir leider nicht in unseren schlimmsten Albträumen kommen würden. Schau dir doch mal ihre Shows an, Würmer und Heuschrecken fressen bis zum Kotzen, Leute, die sich wegen zehntausend Dollar Hitze- und Kältetorturen aussetzen oder vor der Kamera erzählen, wie sie’s mit ihrem Pferd getrieben haben. Da ist unser ‚Dschungelcamp‘ ja ein harmloses Kaffeekränzchen für alte Jungfern! Vielleicht planen sie ja gerade eine Show, wo derjenige gewinnt, der
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