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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo
Autoren: Michael Marcus Thurner
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stellte sie bloß ein winziges Staubkörnchen im Getriebe einer gewaltigen Maschinerie dar, ein Nichts neben drei Männern, die über Wohl und Wehe einer halben Galaxis bestimmten.
    Gooswart ging an der Frau vorbei, auf jenes Tor zu, vor dem ein Sekretär von Tion Youlder seinen mobilen Arbeitsstand aufgebaut hatte. Er blickte ihnen gelangweilt entgegen, mit weit heruntergelassener Kapuze.
    Marturia folgte seinem Kontrahenten. Er gab sich souverän und jovial. Er wechselte einige Worte mit der Verwaltungsherrin und ging dann weiter, an Vorhangtüchern vorbei, die im sanften Windzug flatterten.
    »Fogga!«
    Einige Denkblasen zerplatzten als Zeichen seines Erschreckens. Es galt als ungehörig, in der unmittelbaren Nähe des Obersten Herren zu laut zu sprechen!
    Fogga trat an die Seite Wörgut Gooswarts, vom Sekretär misstrauisch beäugt.
    »Du bist sicher, dass man ihm vertrauen kann?«, fragte der Mann, an den Halter gerichtet.
    »Du hast alle notwendigen Unterlagen erhalten. Ich bin mir sicher, dass unser Herr seine eigenen Informationskanäle genutzt hat, um sich über meinen wertvollsten Diener schlau zu machen. Maran Dana Fogga ist mein Ziehsohn. Ich habe ihn im Alter von etwa zwölf Jahren bei mir aufgenommen und seitdem ausbilden lassen. Heute besteht ein eingetragenes Abhängigkeitsverhältnis zwischen uns beiden. Ich bin sein Halter. Sollte mir etwas zustoßen, ist mein Nachlasswalter angehalten, über sein Weiterleben zu richten und ihn gegebenenfalls dem Tod zu überantworten.«
    »Ich kenne die Rolle eines Halters«, sagte der Sekretär unwirsch. Er blinzelte grauäugig, die warzige Haut gezeichnet vom hohen Alter, die Iriden von einem milchartigen Schleier überzogen. »Aber es erscheint mir dennoch fragwürdig, ein Wesen ohne erkennbaren Wert in die Nähe unseres Herrn zu lassen.«
    »Er ist wichtig. Er besitzt Eigenschaften wie sonst kein anderes bekanntes Wesen Chalkadas.«
    Fogga zuckte kaum merklich zusammen. Wollte Gooswart eines seiner Geheimnisse enthüllen? Sollte der Oberste Herr wissen, wen und was er darstellte? Dass er eine immense Gefahr für Tion Youlder repräsentierte?
    Das wäre widersinnig, und doch ...
    »Das weiß ich alles. Dennoch ...«
    »Möchtest du dich über den Willen unseres Herrn hinwegsetzen? Behauptest du, besser als er beurteilen zu können, was gut und richtig ist?«
    Der Sekretär senkte den Kopf. Es dauerte eine Weile, bevor er sein Zustimmungssiegel auf die offiziellen Protokolle drückte und ihnen damit Einlass gewährte, Einlass in jene Hochsicherheitstonne, die seit Jahr und Tag das Refugium Tion Youlders darstellte.
    Tore öffneten sich, sie wurden in eine winzige Schleuse gebeten.
    Cofirazi Marturia war der Widerwillen anzumerken, als er sich eng gegen Fogga drücken musste. Der Schein seiner Souveränität bröckelte. Auch er liebte die körperliche Distanz wie so viele Oraccameo.
    Die letzte Untersuchung nahm eine ganze Weile in Anspruch. Mentale Abtastungen fanden statt, ebenso eine exakte Körpervermessung, ein profaner DNS-Abgleich, eine Tiefenanalyse auf der Suche nach Fremdstoffen. Zwanzig Phasen und mehr musste Fogga über sich ergehen lassen, und nicht alle verliefen schmerzlos. Dann endlich öffnete sich das Tor der Innenschleuse, und sie durften in die Tonne eintreten.
    Da war Tion Youlder, umringt von mehreren Falciden, die ihm über seine entblößten Beine leckten. Ein letzter Energieschirm trennte sie vom Obersten Herrn. Er flimmerte gelblich und bewirkte einen sonderbaren Verzerrungseffekt, der sich nach einer Weile aufs Gemüt schlug und machte, dass man den Blick abwenden musste.
    »Willkommen!«, sagte der Oberste Herr und deutete auf drei Stühle, die entlang der Tonnenwand aufgereiht standen. »Ich danke euch, dass ihr meiner Einladung so rasch Folge geleistet habt.«
    Foggas Schaumhaar blubberte. Tion Youlder würde diese Reaktion auf Nervosität oder Angst schieben. Er ahnte nicht, dass das Blubbern ein Nebeneffekt seiner gestiegenen Aufmerksamkeit war. Fogga nahm so viele Eindrücke wie möglich auf.
    Alles, was mit dem Obersten Herrn zu tun hatte, war wichtig. Er studierte dessen Gehabe, Bewegungsabläufe, Atmung, Wortwahl, Sprachstil, Habitus. Es war ein instinktiver Vorgang, der erst in der Nachbearbeitung und dann, wenn alle Denkschichten in der vorderen Hirnhaut verarbeitet worden waren, einen Sinn ergeben würde.
    »Du bist also dieser fanatische Kunstliebhaber, von dem mir Kriegsminister Gooswart erzählt hat?«, fragte Youlder, an
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