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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo
Autoren: Michael Marcus Thurner
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namenlosen Welt aufgenommen. Es gibt in ganz Chalkada – zumindest in jenen Teilen, die bekannt sind – niemand, der auch nur ein annähernd ähnliches Gen-Gut besitzt wie ich.«
    Tion Youlder gab ein schnalzendes Geräusch von sich. Die Falciden gehorchten und versammelten sich rings um ihn. Sie legten sich nieder und schienen von einem Moment zum nächsten einzuschlafen.
    »Dein Herr ist gut zu dir?«, hakte der Oberste nach.
    »Ja.«
    »Du wolltest nicht in meine Dienste treten?«
    »Ich bin Wörgut Gooswart verpflichtet, schließlich ist er mein Halter. Es ist mir nicht erlaubt, ihn zu verlassen. Er allein kann über mein Schicksal entscheiden.«
    »Mag sein, dass ich ihn darum bitten werde, dich mir zu überlassen. Ich glaube nicht, dass er mir einen Wunsch abschlagen könnte. Oder?« Jetzt erst blickte der Oberste den Kriegsminister an.
    Gooswart verbeugte sich, sagte aber kein Wort.
    »Kommen wir zum eigentlichen Zweck unseres Zusammentreffens«, wechselte Youlder abrupt das Thema. So als wäre zu Fogga vorerst alles gesagt. »Ich habe euch hierher gebeten, damit ihr mir von euren Eindrücken von den Entleibungen erzählt.« Er wandte sich dem Ethik-Minister zu. »Ich höre, du hättest dich meinen Anweisungen widersetzt, Marturia?«
    »Ich halte nicht sonderlich viel von Exekutionen, Herr. Vor allem nicht unter derartigen Umständen. Die Angeklagten hatten keinerlei Möglichkeit, sich zu rechtfertigen. Sie wussten nicht einmal, was mit ihnen geschehen würde. Welchen Tod sie erleiden würden. Das ist eines Oraccameo unwürdig.«
    War der Ethik-Minister verrückt geworden? Wie konnte er es wagen, das Rechtssystem der Oraccameo infrage zu stellen?
    Fogga war versucht aufzustehen und zu flüchten. Er ahnte, dass er in Gefahr war, solange er in unmittelbarer Nähe dieses Mannes war, der Kopf und Kutte riskierte. Die Falciden würden, wenn Youlder sie aus seinem Bann ließ, alles zerreißen und zerfetzen, was ihnen vor die Klauen kam.
    »Die Umstände erforderten ein derart konsequentes Handeln«, antwortete der Oberste völlig ruhig und beherrscht zu Foggas Überraschung. »Vertraut mir, wenn ich sage, dass die drei Verbrecher zu Recht verurteilt wurden.«
    Er warf den Falciden weitere Fleischstücke hin und sah ihnen zu, wie sie sich um die Nahrung balgten, bevor er sich wieder seinen Gästen zuwandte.
    »Das Gerät, das die Entleibung bewirkt und das heute erstmals an Oraccameo getestet wurde, bewirkt, wie ihr mittlerweile wisst, einen Entzug all dessen, was uns am Leben hält. Die Lebenskraft ist durch eine Strahlungskomponente definiert, aber auch durch etwas, das sich unserer Begrifflichkeit entzieht. Es macht, dass wir mehr als nur Maschinen sind.«
    Youlder machte eine kurze Pause, als müsste er seine Gedanken ordnen. Fogga war sicher, dass der Oberste bloß Theater spielte. Er wusste ganz genau, was er zu sagen hatte.
    »Philosophen arbeiten sich seit Jahrhunderten an diesem Thema ab«, meinte er dann. »Diese Hinrichtungen sind für Geisteswissenschaftler sicherlich von größtem Interesse. Deshalb solltest du heute anwesend sein, Cofirazi Marturia. Und du, Kriegsminister, ahnst gewiss, dass sich das Entleibungsgerät als Waffe verwenden lässt, sobald die Serienreife erreicht ist.«
    Er wandte sich neuerlich Fogga zu. »Was hältst du von diesem Kollektor?«
    »Es besitzt poetisches Potenzial. Und es könnte viel Spannung in eine Geschichte bringen.«
    »In welche Geschichte denn?«
    »Das wird sich erst herausstellen. Poesie ist ein sehr flüchtiges Gut, das sich kaum festhalten und erst recht nicht im Vorhinein definieren lässt.«
    »Was hältst du davon, dass Wesen zu existieren aufhören, weil ihnen jegliche Lebenskraft entzogen wird? Die physischen Komponenten funktionieren nach wie vor. Der Tod befällt die Opfer, als würden sie ausgeschaltet werden. Sie hören auf zu leben, zu atmen, zu denken. Es fehlt ihnen jeglicher Antrieb.«
    »Das ist ein interessantes Konzept, Oberster. Ich frage mich allerdings, wo der Sinn dieses Manövers liegt. Ich halte Waffen für wesentlich effektivere Tötungsmittel.«
    Tion Youlder wirkte irritiert. An die beiden Minister gewandt, sagte er: »Es gibt Pläne, in die ich euch einweihen möchte. Sie sind lediglich Teil eines bestimmten Szenarios, und es ist längst nicht gesagt, dass ich sie anwenden möchte. Aber ich habe mir darüber den Kopf zerbrochen, das Entleibungsgerät großflächig anzuwenden.«
    »Gegen Feinde des Reiches?«
    »Mitnichten.« Youlder
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