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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo
Autoren: Michael Marcus Thurner
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tat einige beiläufig wirkende Handgriffe an den Bedienungselementen seines Arbeitsstuhls. Im Hintergrund leuchtete rot-violettes Licht auf. Der Oberste schwenkte den Stuhl und holte ein Würfelelement aus dem Empfangsfeld eines Kleintransmitters.
    »Was ihr hier seht, ist das lebensenergetische Substrat der drei Verurteilten. Es wurde abgespeichert oder gefangen. Man hat mir versichert, dass die Bewusstseine weiterhin existent sind und miteinander in Kontakt stehen.« Triumph klang in seiner Stimme mit. »Das Experiment ist trotz einiger kleiner Pannen zu meiner Zufriedenheit verlaufen. Die Geistesinhalte, die Lebenskraft, die bewusstseinsbestimmende Gehirnstrahlung, das Wesen – wie auch immer man es nennen mag –, es erlangt hier drin Unsterblichkeit.«
    Fogga verstand nicht ganz, worauf der Oberste hinauswollte. Er wollte den Augenblick auskosten. Er führte eine stürmische Regie, die unaufhaltsam auf den Höhepunkt eines Dramas hinsteuerte.
    Youlder erhob sich, die Falciden beäugten ihn mit Interesse. Der Oberste trat nahe an seine Gäste heran, bis auf eine Armlänge, bloß durch den Energieschirm von ihnen getrennt.
    »Unsterblichkeit«, sagte er, »dieses Wort besitzt einen sehr sinnlichen Klang. Es bedeutet, dass derjenige, der darüber verfügt, seine Machtansprüche bis in alle Ewigkeit auszudehnen vermag. Versteht ihr, was ich meine?«
    Cofirazi Marturia wollte ebenfalls aufstehen, ließ es aber bleiben. Er wirkte unsicher, abgeschreckt.
    Wörgut Gooswart hingegen gab sich alle Mühe, gelassen zu wirken. Doch auch er hatte Schwierigkeiten, die Stimme ruhig klingen zu lassen. »Du denkst daran, das Verfahren zu optimieren und weitere Oraccameo zu vergeistigen?«
    »Denk nach, Kriegsminister: Macht, die sich über beliebig lange Zeitspannen erstreckt! Nichts bliebe uns versagt, alles wäre möglich! Und wenn die Versuche weiterhin so vielversprechend verlaufen, scheint es möglich, durch das Zusammenfügen anderer mentaler Substanzen ein Wesen zu erzeugen, dessen Geisteskraft potenziert wäre. Das über neue, uns noch unbekannte Möglichkeiten verfügt.«
    »Das hört sich visionär an – und noch sehr unbestimmt«, wandte Marturia ein. »Sicherlich wird es lange dauern, bis sich derartige Möglichkeiten eröffnen, und bis dahin sollten wir Vor- und Nachteile dieses Entleibungsverfahrens genaustens abwägen.«
    »Wer behauptet, dass ich darüber im Gremium der Minister diskutieren möchte?« Der Oberste wich einen Schritt zurück, die Falciden umschmeichelten seine Beine. »Ich wollte euch meine Vorhaben bloß zur Kenntnis bringen.«
    Und er möchte Reaktionen bei zwei seiner wichtigsten Minister bewirken. dachte Fogga. Er möchte wissen, wer bedingungslos mitzieht und wer seine Entschlüsse infrage stellt.
    »Welcher Oraccameo wird bereit sein, sich auf derartige Experimente einzulassen?«, fragte Gooswart. »Es ist eine Sache, verurteilte Schwerverbrecher zu nutzen – und eine andere, Freiwillige für einen Versuch zu finden, der gehörige Risiken in sich birgt.«
    »Und wenn ich gar keine Freiwilligen suche?«
    »Ich verstehe nicht ...«
    Youlder zog sich zu seinem Stuhl zurück, die Falciden folgten ihrem Herrn. »Ich habe längst Vorbereitungen für ein wesentlich größeres Experiment getroffen. Sobald die Erfahrungen des hiesigen Versuchs aufgearbeitet sind, werden sie in Arbeiten auf einer geheimen Laborwelt einfließen. Ich plane, Kollektoren zu produzieren, die auf einen Schlag ganze Planeten entvölkern können. Und ich werde deren Bewohner keinesfalls davon unterrichten.«
    Der Oberste Herr ließ seine Worte eine Weile wirken, bevor er hinzufügte: »Ihr verkennt die Dimensionen, die uns mit diesem Werkzeug in die Hand gegeben werden. Es geht längst nicht mehr um einen Versuch, die Machtmittel der Oraccameo in Chalkada auszuweiten. Es geht um unbegrenzte, völlige Macht, die sich über alle Zeiten erstrecken wird.«
     
    *
     
    Wörgut Gooswart und Maran Dana Fogga ließen die üblichen Sicherheitsreinigungen über sich ergehen, sobald sie die Sicherheitstonne verlassen und an Bord der ZACKENGUT zurückgekehrt waren.
    Das Verfahren nahm einige Zeit in Anspruch und war unangenehm; vor allem für die empfindlichen Kopfteile Foggas bedeuteten sie stets Belastung und eine Verminderung des Denkblasen-Ausstoßes. Es würde einige Zeit dauern, bis er wieder er selbst war.
    Doch er verstand nur zu gut, warum dieses Verfahren notwendig war. Tion Youlder galt als heimtückisch, und er verfügte
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