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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Beobachter dieses Schauspiels aus. Sie fühlten sich schön und richtig und erhaben an.
    Eins Komma fünf Milliarden ... So wenige Wesen interessierten sich für ein derartiges Schau- und Fühlspiel. Es war eine Schande! Die Welten des Chiuridanischen Archipels waren kein besonders guter Boden für kulturell Interessierte.
    Die Windspiele irritierten mit einem Mal. Ihr Klang erhielt eine neue, eine andere Qualität, die nichts mehr mit dem trilogischen Dirigat zu tun hatte.
    Sein Halter näherte sich. Wörgut Gooswart ließ ihn nur zu deutlich spüren, dass Fogga sich auf eine Begegnung vorzubereiten hatte.
    Mit einem tiefen, gedanklichen Blubbern des Bedauerns unterbrach er die Verbindung zu den Dirigaten und löste sich aus dem Sinnesstand. Die Rezeptoren und Halterungen zogen sich in den Boden zurück, der Glasbau wirkte mit einem Mal schrecklich öd und leer. Er würde sich später in die Aufzeichnung der Übertragung einklinken; dennoch war seine Enttäuschung groß.
    Nur das leibhaftig Erlebte, das Unmittelbare, bewirkte in ihm dieses ganz besondere emotionale Hoch.
    Wörgut Gooswart war nahe. Er schwebte bereits durch die schmale Hausrinne auf die energetische Schwelle zu, die von bemoosten Talwänden flankiert wurde. Er würde sein Heim in wenigen Sekunden erreichen.
    Fogga musste sich sputen, wollte er rechtzeitig im Freihaus sein und den Oraccameo mit geziemendem Anstand willkommen heißen. Also machte er sich auf den Weg. Hinab, rasch, vorbei an den äolischen Windharfen, die an diesem Tag nicht sonderlich sauber klangen und zweifellos einer Reinigung bedurften. Vorbei an bunten Rädern, die lustig flatterten, vorbei am Ort der Stille, den sein Halter ab und an zur Kontemplation aufsuchte. Doch er hielt es nur selten dort drin aus, in diesem Röhrengebäude, das ihn vom gewohnten windigen Umfeld befreite und Gooswart helfen sollte, zu sich selbst zu finden.
    Das Haus.
    Fogga fühlte jedes Mal dasselbe, wenn er es betrat. Die hohen Mauern und die Enge drückten auf sein Gemüt, und sie machten, dass sich das Schaumhaar auf seinem Kopf merklich spürbar zusammenzog. Dann wurde alles rings um ihn verschwommener, schlechter spürbar.
    Er erreichte den Hauptraum. Ein serviler Geist, fadenscheinig und leicht wie ein im Wind flatterndes Stück Tuch, reichte ihm das für seinen Halter bestimmte Getränk. Fogga machte sich rasch zurecht, ordnete sein Gewand, legte Geruchshemmer auf und wartete.
    Das Tor öffnete sich. Kriegsminister Wörgut Gooswart schwebte in den Raum, stieg von seiner Schwebeplattform und kam schwerfällig auf ihn zu.
    »Danke!«, flüsterte er mit seiner heiseren Stimme und nahm das Glas in Empfang. Wie immer achtete der Oraccameo tunlichst darauf, seine Hand nicht zu berühren.
    »War dein Tag zufriedenstellend, Halter?«
    »Ja«, sagte der Kriegsminister geistesabwesend und trank das leicht alkoholische Getränk in einem Zug aus.
    »Kann ich dich ein wenig mit meinen Künsten erfreuen?«
    »Nicht heute.« Wörgut Gooswart winkte ihm. »Leiste mir einfach nur Gesellschaft.«
    Sie begaben sich in das tiefer gesetzte Atrium, das von einem frischen Nordwestwind durchzogen wurde. Der Kriegsminister ließ sich auf dem gewärmten Steinboden nieder, öffnete seine Kutte und setzte sich dem Luftzug aus. Sein Gesicht blieb zum Großteil verborgen. Das Nasorgan war erkennbar und das spitze Kinn. Die sonst so durchdringend leuchtenden Augen blieben im Halbdunkel verborgen.
    »Die Chance ist da«, begann er.
    »Du meinst ...«
    »Ja. Der Oberste Herr gewährt dir eine seiner wenigen Audienzen. Er mag dich und möchte dich näher kennenlernen.«
    Blubb.
    Foggas Schaumhaar schlug Wellen. Es war so weit! Er hatte gewünscht, noch mehr Zeit für die Vorbereitung zu haben. Doch er musste den Wünschen Gooswarts Folge leisten.
    »Ich gehorche«, sagte er also.
    »Du weißt, was du zu tun hast?«
    »Ich wurde dafür ausgebildet, Hoher Herr.«
    »Und du meinst, du bist so weit?«
    »Ich wurde endlose Jahre lang ausgebildet. Und ich habe niemals versagt.«
    »Der Oberste Herr ist nicht irgendwer. Du weißt, dass du dich vor ihm hüten musst und dass dich die Begegnung über alle Gebühr belasten wird.«
    »Du kannst mir vertrauen.«
    »Dann ist es gut. Denn sonst hätte ich über andere Lösungen nachdenken müssen.«
    Sein Halter griff wieder einmal auf eine subtile Drohung zurück. Er tat es mit langjähriger Routine. Die Führungsspitze der Oraccameo verstand sich darauf, ihre Wünsche mit derlei Mitteln
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