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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
Autoren: Hans Kneifel
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herrscht kein Mangel, sage ich.«
    »Erstaunlich, dass du das sagst. Ich habe trotzdem überraschende Nachrichten.« Chourtaird griff in seinen Vorratsbehälter, zog ein Stück Pilz heraus und zerbröselte ihn über dem Wasser. Aus allen Richtungen stürzten sich schwimmende und auftauchende Molluskenwesen auf das Futter. Das golden leuchtende Wasser brodelte und schäumte, losgerissene Wasserpflanzen und griesliger Bodensatz trieben an die Oberfläche, die sich in breiten Schlieren trübte. »Ich habe erfahren, dass deine Tochter sich nicht mehr in Cherayba im Daakmoy Teb Bhanna aufhält.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Shamsur. Er zuckte erschrocken zusammen und fing sich wieder. Er dachte mit geschlossenen Lippen und ausdruckslosem Gesicht: Puc. Aktiv.
    »Wo ist sie jetzt? Warum hat sie Cherayba verlassen ... müssen?«
    »Ich habe es aus zuverlässiger Quelle.« Der Alte sah hinunter zu seinen Schützlingen, die Unterwasser-Ringkämpfe zu führen schienen. »Ihre Neu-Formatierung ist vermutlich erfolgreich verlaufen.«
    Puc veränderte auf dem fast mikroskopisch kleinen Barhocker seine Körperhaltung, er schien mit äußerster Konzentration zuzuhören und roch, die Augen geschlossen, an seinem Getränk.
    »Wie zuverlässig ist diese Information?«, sagte Routh. »Ich bin wieder einmal zu spät gekommen, wie mir scheint.«
    Möglicherweise nicht. Chourtaird hat dich gerufen, um dir mitzuteilen, wo du sie finden kannst – vorausgesetzt, du gibst sie noch immer nicht verloren und willst ihr folgen. Ich glaube, sie ist eine der ersten jungen Leute aus Terrania City, deren Neuformatierung abgeschlossen oder jedenfalls sehr weit fortgeschritten ist. Rechne damit, dass sie tatsächlich die Stadt verlassen hat. Via Transitparkett selbstverständlich.
    Puc schwieg und hatte keine zusätzlichen Informationen. Der Sayporaner ließ Routh eine Weile warten, widmete sich den Enccue und verschloss schließlich seine Pilzurne.
    »Anicee führt ihr eigenes Leben«, dozierte Chourtaird. In seinem linken, milchigen Auge bildete sich eine Träne. An diesem Tag trug der Greis ein bodenlanges Gewand aus orangefarben schimmerndem Thermogewebe, das Ähnlichkeit mit einer Mönchskutte hatte und an dieser Stelle in Rouths Augen außerordentlich befremdlich wirkte. »Hier hat die Neu-Formatierung angefangen. Jetzt ist Anicee in die Hauptstadt Gadomenäas gebracht worden, als eine von wenigen.«
    »Die Hauptstadt? Wie heißt sie? Wo liegt sie?«, wollte Shamsur wissen. »Ich muss sofort dorthin!«
    Das rasselnde, hustenartige Geräusch, das Chourtaird von sich gab, konnte nur ein Lachen sein. Gleichzeitig wuchs die Träne im weißlich grauen Augenwinkel und berührte auseinanderfließend und zögernd die faltenreiche Gesichtshaut.
    »Deine Tochter befindet sich in Anboleis, unserer Hauptstadt.«
    »Ich habe diesen Namen nie zuvor gehört«, bekannte Routh. »Hoffentlich ist die Hauptstadt nicht auf einem Mond oder einer anderen Welt.«
    Wieder stimmte Chourtaird sein heiseres Lachen an. »Anboleis, die wir als Stadt ohne Geheimnisse verstehen, liegt auf dem Kontinent Saylomin, im Bax-Meer. Die einzige Stadt auf einem Inselkontinent.«
    »Ich habe Verantwortung für Anicee«, sagte Shamsur Routh entschlossen, »und ich nehme sie auch wahr. Sie ist meine Tochter. Ich folge ihr nach ...«, er zögerte und erinnerte sich richtig, »... Anboleis. Wie schaffe ich es dorthin?«
    Wenn du daran denkst, nach Anboleis auf dem Weg über das Transitparkett zu reisen – vergiss es, erläuterte Puc.
    Routh hörte fast gleichzeitig die Antwort des Sayporaners. »Wenn du deiner Tochter hinterherreisen willst, musst du eine andere Methode benutzen. Für das Transitparkett wirst du von uns keine Berechtigung erwarten dürfen, denn schließlich bist du nicht einmal ansatzweise neu-formatiert.«
    »Mir würde schon eine Wegschale viel nutzen«, schlug Routh vor und dachte an die runden, konkaven Scheiben, die im Boden schwammen oder dicht über dem Boden dahinglitten.
    »Anboleis liegt auf einem anderen Kontinent, wie ich dir erklärt habe«, entgegnete Chourtaird ungerührt. »Wegschalen funktionieren nicht außerhalb des Stadtgebietes.«
    »Und – wie erreiche ich diese angeblich geheimnislose Stadt?«
    »Es bleibt nur die Reise mit einer Onuudoy, mit einer fliegenden Landschaft.«
    »Fliegende Landschaft?« Routh seufzte. »So, wie wir nach Cherayba gelangt sind?«
    »Nicht ganz. Du kannst diese Flüge nicht vergleichen, weil jede Onuudoy anders ist.
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