Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
haben. Positiv im Sinn Rouths. »Es liegt im Bereich des Möglichen, dass der Junker Cülibath dich zu dieser Landschaft führt.«
    Du solltest dir bewusst sein, großer Bruder, dass du zu einem guten Teil aus Trotz, Sturheit und einem Gefühl großer Gleichgültigkeit zu handeln im Begriff bist. Anicee hat sich nicht nur räumlich, sondern noch mehr aus innerlicher Überzeugung von Henrike und dir entfernt – und überhaupt von der terranischen Lebensart. Sie will ihr eigenes Leben führen, ohne Verbote, Ratschläge und außerhalb der elterlichen Besorgtheit. Selbst wenn es dir gelingt, die räumliche Distanz aufzuheben, wirst du einsehen müssen, dass du ihren Gehorsam nicht mehr erzwingen kannst und dass Anicee, wenn überhaupt, anderen Gesetzmäßigkeiten gehorcht.
    Puc hob sein Glas und leerte es, bevor sich das Holo spurlos auflöste.
    »Wenigstens etwas«, sagte Shamsur und nickte. Fasziniert sah er zu, wie sich die Träne abwärts bewegte, am Kinn des Ziehvaters kurz verharrte und dann zu Boden fiel. Routh vermeinte zu sehen, wie sie in einem Schauer winziger Funken verging. Das blinde, stumpf weißgraue Auge blickte wieder wie eine verwüstete Linse ins Nirgendwo oder ins rätselvolle Herz aller Dinge. Ein schwacher Trost. »Gib dem Hausmaior deine Befehle, Ziehvater.«
    Chourtaird winkte Dindirri. Der kleine Roboter im schwarzmetallischen Hosenanzug war mit wenigen Trippelschritten an seiner Seite; die Zofe, die bisher stumm und reglos hinter Routh gestanden war, hörte zu, was der Sayporaner flüsterte, und lief in ihrem merkwürdigen Schaukelgang an Routh vorbei zum Lift.
    Der Greis nahm den Deckel von dem Vorratsbehälter, langte hinein und fing schweigend und ohne Routh zu beachten mit der Fütterung seiner irrwitzigen Ziermollusken an.
    Routh stellte sich neben ihn ans Geländer, blickte ins Wasser und sah zu, wie die Enccue, das goldfarben durchscheinende Wasser aufwühlend, sich um die Klumpen und Brösel rauften.

3.
    Aufbruch und Erschrecken
    Eine weitere Absonderlichkeit
     
    Kurz darauf trat Junker Cülibath aus dem Lift und bewegte sich auf Routh und den Sayporaner zu. Sein Visierhelm schimmerte hellgrün, in den Klauen trug er ein kleines schwarzes Kästchen mit auffällig gerundeten Ecken und Kanten. Er blieb, ein dunkelgrüner Roboter-Riese von mehr als 2,20 Metern Größe, neben dem zwergenhaften Chourtaird stehen und hob die dreifingrige Hand. Der Ziehvater nahm das Kästchen, klappte es auf und entnahm ihm einen Gegenstand, der aus rotem und schwarzem Metall zu bestehen schien und auffallend flach in Chourtairds Fingern lag. Das Gerät sah aus wie eine Waffe, wie eine seitlich zusammengedrückte archaische Pistole.
    »Ein Mordgerät? Für mich? Wegen der Gefahren, denen ich auf Vae-Bazent begegne?«, erkundigte sich Routh spöttisch.
    Sein Ziehvater streckte die Hand mit der Waffe in Rouths Richtung aus und hob sie auffordernd. »Für dich. Ein Reizfluter.«
    »Ein ... was? Welche Reize flutet das ... Ding?«
    Routh griff nach der Waffe und nahm sie in die rechte Hand. Sie wog schwer, wie Stahl oder Bronze. Sie war etwa handlang, der Griff schmiegte sich trotz der Schmalheit des Fluters in die Hand des Terraners. Die Öffnung im Lauf, also die Mündung, durchmaß kaum einen Millimeter. Routh starte in das winzige Loch, schüttelte den Kopf und blickte zwischen dem Vollvisier des Junkers und dem tränenlosen Buhars-Gesicht des Ziehvaters hin und her.
    »Der Reizfluter verschießt winzige Nadeln mit großer Durchschlagskraft, die falsche Wahrnehmungen und Schmerzen erzeugen, wenn sie in den Organismus eindringen. Je nach Kraft und Belastbarkeit halten die Zustände entsprechend kürzer oder länger an«, erklärte der Junker mit lauter Stimme. Im Inneren seines konischen Schädels, hinter dem Vollvisier, wetterleuchtete es. »Die Wirkung ist allerdings kumulativ. Mehrere Treffer können den Organismus mit tödlicher Folge überlasten.«
    »Der Getroffene stirbt also an Reizüberflutung«, stellte Routh fest.
    »Sein Nervensystem versagt völlig.«
    »Ich muss offensichtlich mit dem Schlimmsten rechnen.« Routh betrachtete den Abzugsknopf unter dem Lauf und eine Art Sicherungsschalter an der Seite der dünnen Waffe und suchte vergeblich nach der Ladeöffnung eines Magazins. »Danke! Und du bringst mich zur fliegenden Landschaft, Junker Cülibath?«
    »Zuvor müssen wir noch deine Schlafkabine aufsuchen. In dieser Kleidung würdest du auf Vae-Bazent nicht lange überleben«, sagte der klobige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher