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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
Autoren: Hans Kneifel
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Es gibt nur eine einzige fliegende Landschaft, die den langen Flug über das Bax-Meer zurücklegen und den Kontinent Saylomin erreichen kann«. Der verkrümmte Körper des Sayporaners schaukelte langsam hin und her, der Schädel bewegte sich besorgniserregend. »Es heißt, dass Anboleis nur die Annäherung von Vae-Bazent duldet. Wir nennen diese Onuudoy ›das Land aus Sand und Wind‹ und vermeiden, wenn es geht, Vae-Bazent zu benutzen. Die Reise, der Flug, gilt als überaus gefährlich.«
    Shamsur Routh blieb starr stehen und dachte über jedes Wort des Gesagten nach. »Ist es möglich, die fliegende Landschaft zuverlässig nach Anboleis zu steuern?«, fragte Routh und sah, dass die Träne aus dem milchigen linken Auge herausgeglitten war und die runzlige Wange erreicht hatte. Wieso weinte der Sayporaner manchmal mit diesem unpassend wirkenden Auge, während das andere trocken blieb? Litt er unter einer exotischen Krankheit?
    Chourtaird ließ sich Zeit mit der Antwort.
    »Ich erinnere mich, dass es vor langer Zeit keine Schwierigkeiten gab, denn meines Wissens steuert ein Autopilot die Landschaft. Dazu existiert auch das sogenannte Regularium, also eine Steuerzentrale. An dieser Stelle kann der Kurs nach Anboleis programmiert werden, zumindest in Richtung der Stadt.«
    »Vorausgesetzt«, erkundigte sich Routh, noch immer voller Misstrauen, »es gelingt, die Landschaft zu betreten und zu steuern. Bin ich dabei allein? Hilft mir jemand? Wirst du mitkommen, Ziehvater Chourtaird? Ich wäre begeistert, wenn du mir raten und helfen würdest!«
    »Ich? Ausgerechnet ein gebrechlicher, alter Mann wie ich? Bist du von Sinnen? Es würde meinen Tod bedeuten! Die Coccularen ...« Chourtairds skeletthafte Hände beschrieben abwehrende Gesten. Die Buhars-Träne bewegte sich abermals ein bisschen tiefer. »... und die wilde Natur ...«
    »Noch eine Überraschung? Deine Reaktion klingt, als wäre der Aufenthalt auf Vae-Bazent sehr gefährlich!«, rief Shamsur Routh.
    Die Träne, inzwischen wieder kugelförmig wie eine Perle, war aus dem Buhars-Auge ruckhaft einen Fingerbreit tiefer gerollt. Pucs Überlegungen, die sich mit diesem milchgläsernen Organ beschäftigten, waren erstaunlich. Er hielt das Auge für ein mechanistisches Implantat, das aus einer anderen Technologie stammte. Irgendetwas Seltsames war an diesem Auge, dachte Routh jedes Mal, wenn er diesen Effekt sah, der nach seiner Meinung in Zeitlupe ablief.
    Der Sayporaner hob abwehrend die knochigen Arme und versuchte, seinen Körper zu strecken und den Kopf zu heben.
    »Der Flug mit diesem Element ist nicht ungefährlich«, sagte der Ziehvater in klagendem Tonfall. »Es leben Coccularen und Vae-Vaj auf der Oberfläche. Einige Zehntausend Coccularen, und wenige Hundert der anderen Art. Barbaren. Ohne Moral, ohne Sitte, ohne Skrupel und überaus angriffslustig. Wilde Tiere, ebenso aggressiv! Und die Umwelt ist extrem lebensfeindlich. Die Reise würde mich umbringen! Aber ... «
    »Dich würde sie umbringen«, sagte Routh bitter. Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Aber ich würde alle Gefahren mühelos besiegen, ist es das, was du meinst? Ein Fremder in eurem verrückten Weltenkranz?«
    Er versuchte sich vorzustellen, was einen Reisenden auf der fliegenden Landschaft erwartete. Er wusste nicht einmal, wie groß oder klein sie war, auf welche Weise sie sich fortbewegte und wie sich jene Vae-Vaj und Coccularen – es könnte sich um degenerierte oder verwilderte Sayporaner handeln – verhielten. Auch vom Implantmemo kamen keine erhellenden Informationen. Aus dem Wettstreit von Rouths Gefühlen tauchte eine Überzeugung auf; sie hatte sich gegenüber allen Selbstzweifeln durchgesetzt. Er hatte Mühe, seinen Entschluss in Worte zu kleiden.
    »Ich bin so weit gekommen, Ziehvater Chourtaird«, sagte er und verdrängte die Schreckensvisionen, die sein Verstand von jener Onuudoy produzierte. Auch das untätige Warten, seine schier aussichtslose Lage und letzten Endes dieses Treffen in Chourtairds Aquarium waren eine schwer erträgliche Zumutung. »Alles habe ich überlebt. Ich werde auch diese Reise überleben. Alles, auch das scheinbar Ausweglose, ist besser als die Qual dieser sinnlosen Warterei. Aber ich brauche deine Unterstützung, auch wenn du mich allein lässt. Wo finde ich die fliegende Landschaft?«
    »Sie befindet sich in erreichbarer Nähe von uns. Sozusagen am Stadtrand«, antwortete der Sayporaner. Er schien sich zu einem positiven Entschluss durchgerungen zu
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