Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
Vom Netzwerk:
PROLOG
    N ick konnte einfach nicht glauben, wie er so dumm hatte sein können. Möglicherweise bedeutete ihm die Zugehörigkeit zu einer Bande doch mehr, als er zugeben mochte. Vielleicht war er auch nur mit sich und der Welt uneins. Aber schließlich – warum sollte er eine Chance nicht nutzen, wenn sie so greifbar nahe vor ihm lag? Und natürlich bestand auch die Gefahr, dass er vor Reece, T.J. und Cash sein Gesicht verlor.
    Es war das erste Mal, dass er ein Gesetz übertrat.
    Na ja. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, korrigierte er sich, als er durch das zerbrochene Fenster in das Elektronikgeschäft einstieg. Mit den Bagatelldelikten, auf die er sich bisher eingelassen hatte, war diese Sache hier allerdings nicht zu vergleichen. Nicht mit den Hütchentricks drüben am Madison für Touristen und andere Trottel und nicht mit den heißen Uhren, die er auf der Fifth Avenue verhökerte. Auch nicht mit dem schlecht gefälschten Personalausweis, der ihn älter machte, damit er sich ab und zu mal ein Bier kaufen konnte. Eine Weile hatte er in einer Werkstatt gearbeitet, die gestohlene Autos ausschlachtete, aber schließlich war es ja nicht so, dass er die Autos gestohlen hätte. Er hatte sie nurauseinander genommen. Er hatte sich auch ein paar Messerstiche bei Kämpfen mit den Hombres eingefangen, aber das war eine Sache der Ehre.
    Nein, das hier war anders. Ein weiter Sprung nach vorn. Er brach in ein Geschäft ein, um Rechner und Stereoanlagen mitgehen zu lassen. Über ein paar Bier hatte sich das Ganze noch wie ein großer Ulk ausgenommen. Jetzt allerdings stieß es ihm schwer auf.
    Er hatte sich wieder mal in eine Situation hineinmanövriert, aus der er sich nur schwer befreien konnte.
    „Mann, das ist echt besser, als einen Schokoriegel zu klauen, was?“ Reece ließ seine gierigen Blicke über die gefüllten Regale schweifen. Der Zwanzigjährige, der bereits einige Jahre in Jugendverwahrung zugebracht hatte, war nicht sonderlich groß. „Wir werden riesig absahnen.“
    T.J. kicherte. Das war seine Art, Reece die Anerkennung für alles, was er sagte, auszudrücken. Cash, der gewöhnlich seine Meinung für sich behielt, verstaute bereits die ersten Videospiele in einer großen Tasche.
    „Los, komm schon, Nick.“ Reece drückte ihm einen Seesack in die Hand. „Stopf ihn voll.“
    Nick spürte, wie ihm der Schweiß den Nacken hinunterrann, als er die Radios und Kassettenrecorderin dem unförmigen Sack verschwinden ließ. Was, zum Teufel, tust du hier überhaupt? fragte er sich. Er raubte irgendeinen armen Schlucker aus, der sich mit diesem Laden seinen Lebensunterhalt zu verdienen versuchte. Das war kein Kavaliersdelikt mehr, sondern handfester Einbruch.
    „Hör zu, Reece, ich ...“ Er schwieg, als Reece das Licht der Taschenlampe in seine Augen hielt.
    „Hast du Probleme, Bruder?“
    In die Enge gedrängt, überlegte er es sich noch mal. Selbst wenn er jetzt ausstieg – die anderen würden den Laden trotzdem ausräumen. Und er würde sich nur erniedrigen. „Nein, Mann, null Probleme“, erwiderte er hastig und packte einige kleinere Lautsprecherboxen ein. „Wir sollten jetzt abhauen. Wir haben mehr eingesackt, als wir verhökern können.“
    Reece klopfte ihm auf die Schulter und grinste boshaft. „Du denkst immer so zweckmäßig. Das mag ich an dir. Aber mach dir keine Gedanken, wie wir das Zeug loswerden. Ich hab da so meine Beziehungen.“
    „Alles klar.“ Nick leckte sich über die trockenen Lippen und erinnerte sich daran, dass er ein Cobra war. Er gehörte zur Bande. Er war ein Cobra und würde es auch immer bleiben.
    „Cash, T.J., bringt die erste Ladung schon mal insAuto.“ Reece klapperte mit den Schlüsseln. „Und schließt bloß ab. Wir wollen doch nicht, dass uns einer beklaut, oder?“
    T.J.s Kichern hallte von der Decke wider, als er durch das Fenster nach draußen stieg. „Klar, Sir.“ Er schob die Sonnenbrille zurecht. „Heutzutage wird ja überall geklaut. Oder, Cash?“
    Cash brummte nur missmutig und quetschte sich durch das Fenster.
    „Dieser T.J. ist ein richtiger Vollidiot.“ Reece hob einen Videorecorder hoch. „Pack mal mit an, Nick.“
    „Wir wollten doch nur Kleinzeug mitnehmen.“
    „Ich hab’s mir anders überlegt.“ Er stemmte den Karton in Nicks Arme. „Meine Alte liegt mir schon lange wegen so einem Ding in den Ohren.“ Reece strich sich die Haare zurück, bevor er ebenfalls aus dem Fenster kletterte. „Weißt du, was dein Problem ist, Nick? Dein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher