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PR 2629 – Die Weltengeißel

PR 2629 – Die Weltengeißel

Titel: PR 2629 – Die Weltengeißel
Autoren: Christian Montillon
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Lichtmonaten Entfernung auf normaloptischem Weg nicht einmal zu erahnen.
    Ein Alarm durchgellte das Schiff. Auf dem Außenbeobachtungsholo blinkten Punkte auf: fünf, zehn, ein Dutzend. Fünfzig.
    Der Alarmton schraubte sich in schrillere Bereiche hoch.
    »Xylthen-Raumer!«, rief eine Stimme, und deutliche Panik klang darin mit. »Wir stecken mitten in einem Hinterhalt!« Dann explodierte das All.

3.
    Tion Yulder, Dosanthi
     
    Vorher
     
    Angst kroch in Tion Yulders Verstand.
    Er war entdeckt worden.
    »Was soll das?«, herrschte ihn die Stimme an.
    Tions mühsam aufrechterhaltene Beherrschung löste sich auf.
    Nichts blieb davon. Er sackte in sich zusammen, direkt vor dem Arbeitsterminal, auf dem er für den Verzweifelten Widerstand sensible Daten der RADONJU ausspioniert hatte. Die Welt drehte sich, die Angst beherrschte alles und überflutete ihn. Er schlug auf dem Boden auf. Er würde sterben.
    Stampfende Schritte. Das Geräusch schälte sich aus dem Rauschen von Blut und aus dem Jaulen der Panik in seinem Verstand.
    Die Angst ist der Anfang und das Ende, die Angst bestimmt das Dasein der Dosanthi, dachte Tion. Ein Zitat aus der Großen Litanei, auswendig gelernte Worte, die ihm einen Anker boten.
    Wenn er nichts tat, wenn er tatenlos abwartete, würde er sterben. Der Xylthe hielt bereits eine Waffe auf ihn gerichtet. Und ... waren diese blitzenden Lichter am Rand seines Sichtfelds womöglich das aufglühende Waffenband eines Badakk-Kampfroboters, oder bildete er sie sich nur ein?
    Blut rauschte, das Herz drehte sich ihm in der Brust. An seinem Kopf zog sich die runzlige Haut zusammen, schnürte ihm am Hals förmlich den Atem ab. Er hob die Hände, wedelte vor dem Körper. Die sonst roten Flecken waren so blass und grau wie der Rest seiner Lederhaut.
    Er war nur ein jämmerliches, wimmerndes Bündel.
    Ich bin Tion Yulder!, schrie er innerlich. Mitglied des Verzweifelten Widerstands! Ein Held!
    Er sah alles nur noch verschwommen. Ein Xylthe stand direkt vor ihm. Eine alabasterweiße Hand schwebte keinen Meter vor seinem Kopf. Und sie hielt tatsächlich einen Handstrahler.
    Schöner Held, dachte Tion Yulder. Dieser Gedanke löste eine ganze Kette von Assoziationen aus. Wieso ließ er sich überhaupt knechten? Innerlich hatte er längst aufbegehrt, war gegen das Terrorregime von QIN SHI und den Xylthen aufgestanden. Nun war die Zeit gekommen, es offen zu zeigen.
    Was hatte er schon zu verlieren?
    Nichts!
    Die Xylthen mochten Tions Volk als lächerliche Kreaturen ansehen, als dumme, aber nützliche Vorhut, die mit ihrer paranormalen Ausstrahlung jeden Gegner in heillose Panik versetzen konnte.
    Aber die Dosanthi waren mehr als das. Tion selbst war mehr als das! Die Xylthen hatten es nur nie begriffen. Sie waren zu dumm dazu. Ja, die Xylthen waren die minderbemittelten, erbärmlichen Kreaturen, die nicht verstanden, warum die Dosanthi von Angst gequält wurden, sobald sie ihre Wohnkavernen verlassen mussten!
    »Das ist meine letzte Warnung, Dosanthi!«, sagte der Soldat.
    Davon ließ sich Tion Yulder nicht mehr beeindrucken. Wieso auch? Er war so viel mehr als dieser Soldat ...
    Tion griff zum ultimaten Mittel: Es spielte keine Rolle, ob er sich damit endgültig und eindeutig als Verräter offenbarte. Er war ohnehin bereits enttarnt. Wenn der Xylthe die Arbeitsstation untersuchte, würde er feststellen, welche Daten darauf zuletzt abgerufen worden waren; auf welche Art Tion sensible Geheiminformationen über die militärische Strategie der QIN SHI-Garde gewonnen hatte.
    Tion Yulder, der scheinbar wehrlose, jämmerliche Dosanthi, verwandelte seine Angst in Aggression und schickte seine parapsychische Ausdünstung aus. Er richtete seinen zusammengesunkenen Körper auf, streckte sich, erreichte fast die Körpergröße des Xylthen. Aber innerlich war er ohnehin längst viel größer, viel mehr als sein Gegenüber. Er fühlte keine Angst mehr, sondern verstrahlte sie.
    Der Xylthe schrie auf.
    Tion öffnete den Mund, brüllte ebenfalls, aber nicht mehr, weil Furcht ihn knechtete; ein überwältigendes Hochgefühl schuf schiere Überlegenheit.
    Die Angst ist der Anfang und das Ende, dachte er. Aber sie ist nicht nur unsere Schwäche, sie bildet auch die größte Stärke der Dosanthi. Unsere Feinde werden fliehen, und wenn Tausende von ihnen an meiner Seite fallen, bleibe ich doch stehen!
    Seine paranormale Ausdünstung, das Ogokoamo, schlug voll zu. Sie zeigte genau die Wirkung, die Tion schon oft bei QIN SHIS Feinden
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