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PR 2629 – Die Weltengeißel

PR 2629 – Die Weltengeißel

Titel: PR 2629 – Die Weltengeißel
Autoren: Christian Montillon
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kletterte an der nur drei Meter aufragenden Seitenwand in die Höhe. Dort hing er, schmiegte sich an das Moos und empfand Frieden.
    Vielleicht zum letzten Mal in seinem Leben.
     
    *
     
    Bald geschah das, worauf Tion von Anfang an gewartet hatte.
    Lärm und grelles Licht überfluteten die Wohnkaverne.
    »Zeigt euch!«, hallte die befehlsgewohnte Stimme eines Xylthen. »Alle!«
    So also begann der Tod: Sie kamen ihn holen.
    Irgendwo gellte ein Schrei der Angst. Tion verstand den Dosanthi, der seiner Furcht Ausdruck verlieh, nur zu gut. Er selbst jedoch blieb erstaunlicherweise völlig ruhig, hielt seine Furcht unter Kontrolle.
    Mit seinem bevorstehenden Ende fand er sich ab. Es war einen Versuch wert gewesen; nicht einmal, um weiterzuleben, sondern um dem Verzweifelten Widerstand auch in Zukunft dienen und Informationen zuspielen zu können.
    Er ließ sich von der Wand fallen, atmete ein letztes Mal die feuchte, sporengeschwängerte Luft ein und eilte aus der Nebenhöhle.
    Vier Xylthen standen in der Hauptkaverne, neben ihnen ein Badakk-Kampfroboter. Es wäre nicht nötig gewesen, ihn mitzubringen – die Waffen in den Händen der Soldaten hätten genügt, sämtliche Dosanthi zu ermorden. Die Soldaten wollten damit lediglich ihre Überlegenheit und Stärke demonstrieren.
    Die Botschaft war klar: Widerstand ist zwecklos.
    Inzwischen kauerten neun Dosanthi vor den Xylthen. Einige wimmerten. Tion fühlte ihre überwältigende Angst, die ihn mitzureißen drohte. Er fragte sich, ob ihnen überhaupt klar war, wie leicht sie den Spieß umdrehen könnten – sie mussten nur ihr Ogokoamo aussenden, um die Xylthen in kopflose Panik zu versetzen.
    Selbstverständlich taten sie es nicht. Sie hatten es nie zuvor getan. Kein Dosanthi tat so etwas im Angesicht eines Xylthen. So lauteten nun einmal die Regeln; die Hierarchie stand unerschütterlich fest. Nur Tion hatte sie durchbrochen, und in den nächsten Sekunden würde er den Preis dafür bezahlen.
    Zwei weitere Xylthen betraten die Wohnkaverne. Sie scheuchten sechs, acht Dosanthi vor sich her. Zwei der Neuankömmlinge versuchten die Regenerationswand zu erreichen, doch ein scharfer Zuruf ließ sie innehalten: »Stopp! Und umdrehen!«
    Nun trat einer der Soldaten vor. »Ich habe nur eine einzige Frage zu stellen, und ihr solltet sie beantworten.«
    Tion schaute auf, als er die Stimme erkannte. Tatsächlich, es handelte sich um Reparat Inbetik, den persönlichen Adjutanten von Protektor Kaowen. Eben jener Inbetik, dem Tion in letzter Zeit gleich zweimal begegnet war; zuerst, als Tion auf der Giftgaswelt den Arm des Iothonen entdeckt hatte, danach, als er Inbetik um ein Hyperfunkgespräch in seine Heimat bat.
    Während dieser zweiten Begegnung hatte der Reparat eine gewisse Freundlichkeit gezeigt, wohl aus dem Wissen heraus, wie wertvoll der Fund des Tentakels war, den sich der Xylthe als eigenen Verdienst angerechnet hatte.
    »Es gab einen Zwischenfall«, fuhr Inbetik fort. »Einer von euch hat seine Panikstrahlung im Schiff auf einen Xylthen angewandt. Wir wollen wissen, wer. Euch bleibt nur kurze Zeit. Liefert ihr den Schuldigen nicht aus, werden wir euch alle bestrafen.«
    Zur Unterstützung seiner Worte hoben die anderen Soldaten ihre Waffen. Gleichzeitig begann der Waffenring des Roboters zu glühen.
    Die Dosanthi ächzten. Einige wanden sich am Boden, Sklaven ihrer Angst. Zu seiner eigenen Überraschung blieb Tion immer noch völlig ruhig. Nicht einmal der Anblick der schwebenden Kampfmaschine konnte ihn einschüchtern.
    »Also?« Inbetik trat zurück in die Reihe seiner Begleiter. »Ich warte.«
    »Wir wissen nichts«, ächzte ein Dosanthi. Die wenigen Worte spiegelten überdeutlich seine innere Qual.
    »Ich bin nicht bereit, euch Glauben zu schenken. Die Überprüfung hat ergeben, dass nach dem Zwischenfall der Antigravschacht eine einzelne Person auf diese Ebene transportiert hat. Wen?«
    Tion musste nicht lange nachdenken. Ihm war klar, was er zu tun hatte. Er trat vor. »Mich, Reparat.«
    Inbetik kam ihm entgegen, sein Gesicht eine Fratze aus Wut – und Überraschung. Noch etwas anderes spiegelte sich darin. Tion versuchte es zu verstehen. Eine Art widerwilliger Respekt?
    Der Xylthe zielte nicht mit seiner Waffe auf ihn, zeigte auch sonst mit keiner Geste Aggression. Es war nicht nötig. Sein ruhiges, besonnenes Auftreten wirkte viel bedrohlicher. »Was hast du dazu zu sagen?«
    Im Hintergrund hörte Tion ein Ächzen und das Geräusch, mit dem jemand die
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