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PR 2629 – Die Weltengeißel

PR 2629 – Die Weltengeißel

Titel: PR 2629 – Die Weltengeißel
Autoren: Christian Montillon
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Regenerationswand hochkletterte. Diesmal hinderte niemand den Dosanthi daran.
    »Ich war im Schiff unterwegs«, sagte Tion. »Zuvor wartete ich auf deine Genehmigung für ein Hyperfunkgespräch, Reparat.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Danach führte ich das Gespräch und ... und die letzte Aufladung hier an der Wand lag ... sie lag zu lange zurück.« Er geriet mit voller Absicht ins Stottern; ein perfektes Schauspiel, wie er hoffte. »Ich war schwach, hatte mich verirrt, verfiel deshalb in Panik. Dann tauchte der Xylthe auf ... ich wusste nicht ... hatte Angst. Ich verlor den Überblick, konnte nicht mehr klar denken. Der Soldat jagte mir noch weitere Furcht ein. Ich verströmte das Ogokoamo rein instinktiv. Ich kann nur um Vergebung bitten.«
    Inbetik schwieg sekundenlang – Augenblicke, in denen Tion darauf wartete, dass ein Strahlerschuss sein Gehirn verdampfte.
    Doch es geschah nicht.
    Stattdessen wandte sich der Reparat um.
    »Dosanthi«, murmelte er abfällig, ehe er sich noch einmal umdrehte und Tion genau ins Gesicht starrte. Sein Blick sagte mehr als viele Worte. Der widerwillige Respekt war bloßer Verachtung gewichen. »Du hast auf dem Methangasplaneten gute Arbeit geleistet. Und du solltest darauf achten, dass du nie wieder einen so törichten Fehler begehst. Meine Geduld mit dir ist am Ende.«
    Tion blieb fassungslos stehen. Inbetik glaubte ihm, wohl weil es sämtliche Vorurteile bestätigte, die Xylthen gegen Dosanthi hegten.
    Die Soldaten verließen die Wohnkaverne, als Letztes ging der Kampfroboter.
    Tion brach zusammen und fühlte die helfenden Hände seiner Artgenossen. Sie zogen ihn zu der Aufladungswand, zerrten ihn mit sich in die Höhe, an genau den Ort des Friedens, der Ruhe und der Kraft, den er nun mehr als je zuvor in seinem Leben benötigte.

4.
    Szimon Corosh'tha, Cruny
     
    Zehn Stunden vor Beginn des Weltuntergangs
     
    Hhanahorl war tot.
    Szimon konnte es noch immer nicht glauben. Jemand hatte sie ermordet; derselbe, der sich als fremde Gedankenstimme in ihr Kollektiv geschlichen hatte.
    Der Nachhall seiner Botschaft trieb noch im gemeinsamen Strom der Empfindungen, wurde stets aufs Neue gespiegelt und von Kopf zu Kopf geworfen: das ist nur der beginn! wacht auf, denn der tod kommt wieder auf unsere welt, und er ist schon da!
    Diese Worte stammten von einem der Alten, der danach frei zugegeben hatte, Hhanahorl ermordet zu haben – um ein Zeichen zu setzen.
    Als sei das ein Grund, ein Leben zu beenden! Für den Mörder stellte es offenbar tatsächlich ein ausreichendes Motiv dar, eine junge Cruny zu töten. Sein Name lautete Steressth, und er saß längst in Gewahrsam der Ordnungskräfte. Mehr noch, auf dem Hinrichtungsplatz stand man bereit, um endlich das Todesurteil an ihm zu vollstrecken.
    Noch lief die letzte Anhörung, die ihm von Gesetz wegen zustand. Er durfte im gemeinsamen Gedankenstrom von seinem Kollektiv Abschied nehmen, während er auf dem großen Zentralplatz auf seine Hinrichtung wartete.
    Szimon war einer der zahllosen Cruny, die dorthin eilten. Hass zerfraß ihn innerlich.
    Hhanahorl war für ihn einer der wenigen Gründe gewesen, in der Wabenstadt zu bleiben, nicht seinen kühnen Plan in die Tat umzusetzen und in die unbewohnten Inselgebiete auszusiedeln. Warum hatte ausgerechnet sie sterben müssen?
    Die Antwort auf diese Frage konnte er sich selbst geben: Wenn Steressth Aufmerksamkeit erwecken wollte, musste er sich ein wichtiges, weithin bekanntes Opfer suchen, und Hhanahorl als jüngste Tochter der Königin erfüllte diese Kriterien zweifellos.
    Bald ging es nicht mehr voran. Szimon stand eingequetscht zwischen Hunderten Cruny. Chitinpanzer rieben aneinander. Es stank nach den Ausdünstungen der Fressmünder. Buchstäblich jeder Quadratzentimeter auf dem Zentralplatz war besetzt, die Menge drängte sich dicht an dicht.
    Hin und wieder surrten Flügel, doch wer sich einmal in die Luft erhob, würde nicht mehr landen können. Auch Szimon blieb deshalb stehen, reckte sich in die Höhe, bis er sich nur noch auf das untere Beinpaar stützte. So konnte er über die Kopfsektionen der anderen hinweg einen Blick auf den Mörder erhaschen.
    Steressth stand in Kontakt mit seinem Kollektiv – jenem der älteren Cruny, seinem Anblick nach sogar nicht nur der vorigen, sondern der vorvergangenen Generation. Er war ein uralter Mann.
    Die Menge rundum blieb erstaunlich ruhig. Die Ordnungshüter warteten darauf, das Todesurteil zu vollstrecken. Hügel von Steinen türmten sich vor
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