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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe
Autoren: Abby McDonald
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schüchtern. »Ich muss nur noch in die Apotheke.«
    »Cool. Ich dachte nur …«
    »Würdest du mitkommen?«, fragt Holly plötzlich. »Und dann könnten wir vielleicht, also, ich kenn da ein tolles Café in der Nähe. Wir könnten doch was essen?« Hoffnungsvoll sieht sie mich an. »Also, wahrscheinlich hast du was vor, aber …«
    »Nein! Also, ich hab nichts vor. Ich hab Zeit.« Ich lächele zurück, ziehe den Schal fester und danke dem Gott des Zufalls, dass er mir möglicherweise eine Freundin geschickt hat. »Das wäre schön.«

Emily
    Offenbar schließt sich das Austauschbüro nicht meinem Standard bezüglich einer ordentlichen Ausbildung an, denn am Ende der Woche befinde ich mich irgendwo hinten in einem höhlenartigen Auditorium, während unser Professor uns einen Vortrag über das anspruchsvolle Thema des Drehbuchverfassens für Mainstream-Kinofilme hält.
    »Mittlerweile werdet ihr alle die Zeit gefunden haben, unser nächstes Skript durchzugehen.« Er ist locker und charmant und viel zu braungebrannt. Sofort bin ich misstrauisch. Echte Professoren sollten ihr Leben in dunklen, staubigen Bibliotheken vergraben zubringen, forschen, veröffentlichen und Expertenstatus anstreben. Sie sollten keine Zeit haben, eine gesund strahlende Naturburschenanmutung zu kultivieren,
von sozialen Fähigkeiten ganz zu schweigen. »Dann lasst mal hören, was ihr denkt.«
    Ich sehe mich um. Die Hälfte des Raumes, die tatsächlich aufpasst und nicht die Handys kontrolliert, herumkritzelt oder leise mit dem Nachbarn tratscht, blättert einen Stapel Papiere durch. Zögernd hebe ich die Hand.
    »Ah, eine eifrige Kritikerin.« Er bleckt seine strahlenden Zähne vor mir.
    »Nein, gar nicht, ich hab diese Seiten nicht«, beeile ich mich zu erklären. »Ich bin Austauschstudentin und gerade angekommen.«
    »Nun ja.« Er macht eine Pause und mustert mich, ehe er mit dramatischem Gefuchtel fragt: »Kann jemand unserer britischen Freundin aushelfen?«
    Die Studenten in meiner Nähe wühlen zögernd in ihren Papieren. Es ist wohl nicht gerade hilfreich, dass ich in meinem ordentlich gebügelten Rock und der kurzärmeligen Bluse aussehe wie eine Steuerprüferin, die bei einer Strandparty aufgetaucht ist, aber schließlich lehnt sich ein Junge über ein paar leere Plätze zu mir rüber und reicht mir ein Skript.
    »Danke«, flüstere ich.
    »Kein Problem, ich hatte das doppelt.« Er hat dunkle Augen und kurzes dunkles Haar, lümmelt in ungepflegten schwarzen Jeans und einem engen blauen T-shirt mit einem Cartoon-Roboter-Aufdruck auf seinem Sitz. »Du bist aus England, oder? Was führt dich hier rüber?«
    Zerstreut gucke ich wieder nach vorn, ich bin hin- und hergerissen. Professor Lowell redet immer noch, irgendwie geht es um Präsentation und Formatierung und das will ich
nicht verpassen. »England, ja«, sage ich schnell. »Ich bleib nur bis zum Ende des Semesters.«
    »Cool.« Er grinst ein kleines jungenhaftes Lächeln und ich werde wieder daran erinnert, dass strahlend weiße Zähne hier drüben ein verfassungsmäßig garantiertes Grundrecht zu sein scheinen. »Du hast dir einen tollen Kurs ausgesucht. Lowell hat echt Ahnung.«
    »Sieht ganz so aus.« Ich versuche zu verfolgen, was der große Professor auf die Tafel kritzelt.
    »In den Neunzigern hat er eine Zeitlang für Fox gearbeitet, in der Entwicklung«, fährt mein Nachbar begeistert fort. »Gerüchten zufolge war er derjenige, der Speed eingekauft hat und …«
    »Hör mal«, unterbreche ich ihn entschuldigend, »ich bin wirklich dankbar für deine Hilfe, aber für mich ist das alles neu und ich will nicht den Anschluss verlieren …«
    »Klar.« Einen Augenblick lang mustert er mich, dann dreht er sich weg und überlässt mich der Verzweiflung über meinen Mangel an sozialer Kompetenz und der eiligen Lektüre des Skripts, mit dem ich schon so vertraut sein sollte.
     
    Zwanzig Minuten später habe ich das Drehbuch zum zweiten Mal gelesen und zahlreiche Notizen gemacht. Und nun sitze ich verwirrt von dem überströmenden Lob der Kursteilnehmer da. Wir können doch unmöglich dasselbe gelesen haben?
    »… Und die Charakterisierung war toll.« Ein dünner Emo-Junge wirft seine Haargardine zurück, womit seine Kritik, die relativ frei von irgendwelcher echten Kritik war, beendet
ist. Ich brenne darauf, etwas zur Diskussion beizutragen, aber irgendwas hält mich zurück. Schließlich schaue ich mir Filme nur zur Unterhaltung an, wenn ich vor der Wirklichkeit fliehen will. Ich
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