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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe
Autoren: Abby McDonald
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ich nicht wirklich darüber nachgedacht hatte, was danach kommen sollte.
    »Ich hab eine.« Die sportliche Blonde neben mir hebt die Hand ein wenig. »Fangen wir mit dem Thema Theorie von Macht und Herrschaft oder den grundlegenden ideologischen Differenzierungen an?«
    Ich blinzele.
    »Das wollte ich eigentlich Ihnen überlassen. Wie stehen Sie dazu?«
    Alle haben enthusiastisch Vorschläge beizusteuern, während ich meinen Jeansrock glatt streiche (der höchstwahrscheinlich zehn Zentimeter kürzer ist als alles, was meine Klassenkameraden besitzen), und ich wünsche mir zum achtundzwanzigsten Mal seit meiner Landung, alles rückgängig machen zu können. Natürlich nicht, dass ich die Staaten verlassen habe, das ist wohl klar. Das war notwendig. Also, Weihnachten in L. A. war krass genug (mit Mom und meinem
Stiefvater, die mich abwechselnd anschwiegen oder mir Vorträge darüber hielten, wie enttäuscht sie von mir seien), aber als die Uni wieder anfing, war der Klatsch übler denn je.
    Was konnte ich also tun? Ich wollte nicht einfach hinschmeißen. Vielleicht sind mir Partys wichtiger gewesen als Lernen und vielleicht hab ich mehr Gedanken auf mein Outfit zu einem ersten Date verwendet als auf meine Hausarbeiten, aber ich schmeiß nicht so leicht hin. Und außerdem, wenn ich abbrechen würde, sähe es so aus, als ob alles allein meine Schuld gewesen wäre, und das konnte ich schon gar nicht ertragen. Seit Tubgate war ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht rumgelaufen und hatte so getan, als ob es mich nicht die Spur kratzte, was über mich geredet wurde. Das Geflüster. Die Lügen in der Sensationspresse. Wenn ich hinschmiss und mich total zurückzog würde ich eingestehen, dass ich mich schmutzig und beschämt fühlte. Und diese Genugtuung würde ich denen bestimmt nicht geben.
    Und da hab ich, obwohl das Semester schon angefangen hatte, um einen Austausch gebettelt und diese verklemmte Verwaltungstussi jeden Tag angerufen, bis sie endlich eingeknickt ist und mir erzählt hat, dass mit irgendeinem Mädchen in Oxford was schiefgegangen war und dass die noch immer einen Platz brauchte. Und obwohl ich deren wer-weiß-wie-hohe Elite-Uni-Anforderungen nicht erfüllte, könnte sie mich gehen lassen, wenn ein Eins-zu-eins-Tausch zustande käme: ihre Kurse gegen meine, meine 2er-WG gegen ihr Studentenheimzimmer. Da drüben hatte der Unterricht noch nicht mal angefangen, ich würde also nicht einen Tag versäumen. Fast drei ganze Monate in England. Perfekt.

    Aber jetzt saß ich in einem Raum voller Leute fest, die wahrscheinlich Jahrgangsbeste in ihren Highschools gewesen waren und nicht Anführerinnen des Cheerleader-Teams. Ich hab schon Mühe, dem Einführungsvortrag zu folgen, vom Kurs selbst ganz zu schweigen, und ich muss mich wirklich fragen …
    Ist das wirklich so viel besser?
     
    Bevor die nicht sehr herzliche Begrüßung vorüber ist, habe ich mir vorgenommen, ein Politologiehandbuch für Anfänger zu kaufen. Laut Elliot hab ich drei Tage Zeit für die Vorbereitung meiner ersten Hausarbeit, die dann meinen Klassenkameraden zur Diskussion vorgelegt werden wird. Drei Tage! National-Geographic-Aufnahmen von fressenden Piranhas flackern mir durch den Kopf, und ich nehme mir noch etwas fest vor: Rausfinden, wo die Bibliothek ist. Irgendwie glaub ich nicht, dass meine übliche Vorgehensweise, was aus Wikipedia und Google zusammenzuschreiben, bei diesen Leuten punkten kann.
    Ich ziehe meinen pelzgefütterten Parka an und folge den anderen Studenten hinaus auf den eisigen Haupthof. Wie sich herausgestellt hat, besteht die Universität von Oxford aus ein paar Dutzend einzelnen Colleges, die sich über die ganze Stadt verteilen. Ich werde im Raleigh College wohnen und studieren, das besteht aus einigen Sandsteingebäuden, die am Flussufer liegen. Gestern bin ich auf dem Campus herumgelaufen und es ist absolut toll da. Studentenwohnheime, Mensa und die alte Kapelle mit diesen kleinen gepflasterten Hofplätzen, und überall sind nette Rasenflächen
und Gärten. Das ist hübsch, eindeutig, aber bei diesem Wetter wünsch ich mir doch, dass sie dran gedacht hätten, in diese Klöster aus dem sechzehnten Jahrhundert auch Heizungen einzubauen. Nicht mal meine Lieblings-Uggs können mich warm halten.
    Wo wir gerade bei Temperaturen sind … meine Klassenkameraden machen dem Wetter Konkurrenz, so eisig behandeln sie mich. Der kalte Wind weht Gesprächsfetzen zu mir herüber, aber keiner nimmt auch nur irgendwie Notiz von meiner
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