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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe
Autoren: Abby McDonald
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Klopapier von der Rolle. »Das nützt auch nichts.«
    »Wobei?«, frage ich noch mal. »Also, ich weiß ja, dass du nicht glaubst, dass ich helfen kann, aber vielleicht kann ich das ja doch.«
    Sie holt tief Luft und schaut mir zum ersten Mal in die Augen. Noch ein Schniefen, und dann kommt ihre Stimme so leise, dass ich mich vorbeugen muss, um etwas zu verstehen.
    »Heute Morgen … Das Kondom ist geplatzt. Ich weiß nicht … Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
     
    Andere Leute mögen ja sehr unter ihren Problemen leiden, aber dieser Fall gibt mir eine Aufgabe, für die ich dankbar bin. Keine zwanzig Minuten später habe ich den Studentensozialdienst von Oxford gegoogelt und gewartet, bis Holly sich angezogen hat, und nun bin ich mit ihr auf dem Weg durch die engen Kopfsteinpflaster-Straßen zu den Büros hinter den Gebäuden des Studentenwerks. Mit Morgan hatte ich das Thema so oft, dass ich jetzt nicht mal eine Augenbraue
hochgezogen habe, als Holly mir von ihrem Freund erzählt hat (älter) und dem Sex (mies) und ihren Gefühlen allgemeiner Hilflosigkeit, die all das Urteilsvermögen verschleiern, das sie überhaupt nach Oxford gebracht hat.
    Es lief so, dass sie nur ein paar Minuten mit dem Arzt plaudern musste, ehe sie mit ihrem Rezept für die Pille danach auftauchte und dem Strahlen eines Menschen, der nie wieder unnötigen Sex haben wird. Bei Morgan hält das normalerweise eine Woche, bis sie sich auf den nächsten Typen stürzt, aber ich wette, Holly wartet länger.
    »Okay?«, frage ich, mein Hintern ist schon ganz taub von den billigen Plastikstühlen, die hier in dem kleinen Wartezimmer aufgereiht sind.
    Sie nickt glücklich. »Ja. Gott sei Dank!«
    »Cool.« Ich schau mich um. Alles leer hier und überall Faltblätter und Poster zur Gesundheitsaufklärung. »Willst du die Vorräte noch auffüllen, wo wir gerade hier sind?«
    Holly wird rot, aber sie geht trotzdem rüber zu dem Glas mit Kondomen. Ich schau mir indessen das Schwarze Brett an. Auf keinen Fall werde ich auch nur einen Typen küssen, solange ich hier bin. Keine Dates, Punkt.
    »Ja, ich prüfe das noch mal für dich«, sagt jemand, dann kommt der mir bekannte stämmige Körper meiner Kommilitonin aus einem der hinteren Räume. Wie peinlich.
    »Oh. Hi. Natasha, richtig?« Carrie scheint sich genauso unbehaglich zu fühlen wie ich, denn sie erstarrt mit einem Haufen Papierkram im Arm vorm Empfangstresen.
    »Genau. Hi.« Ich winke unbeholfen.
    »Was führt dich …?« Carries Blick geht von mir zu Holly,
die sich großzügig mit Kondomen versorgt. »Ach so.« Sie guckt mich wissend an. Natürlich muss die blöde Kalifornierin Verhütungsmittel hamstern.
    Ich versuche, mein irritiertes Zucken in den Griff zu kriegen, und mach auf nett. »Du arbeitest hier? Ist ja toll.«
    Carrie guckt erstaunt. »Ja. Ich bin freiwillige Helferin. Aber nicht mehr lange. Ende März machen sie den Laden dicht.«
    »Was?« Ich schau mich noch mal um. »Warum denn?«
    »Keine Gelder.« Carrie lacht bitter. »Die Wohltäter hinterlassen den Ruderclubs und Bibliotheken Tausende, aber wir bekommen nichts. Typisch, nicht?« Sie nimmt ein Flugblatt vom Tisch und reicht es mir. RETTET DAS FRAUENGESUNDHEITSZENTRUM steht auf leuchtend orangem Papier.
    »Kann man diesen Service noch irgendwo anders in der Stadt kriegen?«, frage ich besorgt. Ich mag ja vorhaben, den Nonnen in der Sparte Keuschheit Konkurrenz zu machen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass mir die anderen nicht am Herzen liegen.
    »Darum geht es nicht.« Carrie verschränkt die Arme und ist gleich in der Defensive. »Das ist nur die eine Hälfte von dem, was wir hier tun. Es gibt eine Telefonhotline und eine Nachtsicherheitsgruppe und …«
    »Schon kapiert«, unterbreche ich sie schnell. Sie hat so ein wütendes Funkeln im Auge und ich will nichts davon abkriegen. »Na dann, viel Glück.« Ich lege das Flugblatt wieder hin und nehme meine Tasche. »Hoffentlich erreicht ihr was.«
    Sie macht sich wieder über ihre Papiere her und Holly und
ich gehen wieder durch die beschmierten Glastüren auf die Straße hinaus. Studenten, die sich lange, gestreifte Schals um den Hals gewickelt haben, strömen auf Fahrrädern vorbei und ein Haufen japanischer Touristen drückt sich nebenan vor den Toren des Colleges herum.
    »So …«, sage ich irgendwie nicht so besonders weltgewandt. Jetzt, wo alles in Ordnung ist, hat Holly wahrscheinlich eigene Pläne. »Nun ist alles im Lot?«
    »Ja.« Holly lächelt
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