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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe
Autoren: Abby McDonald
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Tasha
    Das ist ja so was von keine gute Idee. Nicht mal fünf Minuten von meinem ersten Kurs im Semester sind um und schlagartig geht mir auf, wie schlecht diese Idee ist. Nicht so schlecht, wie bei laufender Kamera mit Tyler Trask in den Whirlpool zu steigen, nee, nee, so schlecht sicher nicht, aber das ist ja auch kaum zu toppen. Noch schlechtere Ideen findet man vermutlich nur bei denen, die entschieden haben, dass Crocs ein megasüßes Schuhkonzept sind. Doch wie blöd war es, für mein Auslandssemester einen Platz an der Universität von Oxford anzunehmen, wo ich doch leistungsmäßig gerade mal Durchschnitt bin? Richtig: ziemlich blöd.
    »… Mittlerweile dürften alle mit den grundlegenden Texten auf der Lektüreliste vertraut sein …«

    Ich werfe einen raschen Blick auf die dicht beschriebene zweiseitige Liste, die in meinem Austausch-Infopaket enthalten war. Lauter Titel wie »Politische Neuerung und Konzeptwandel« und ich muss mich daran erinnern, weiterzuatmen. Erst vor ein paar Tagen bin ich in England angekommen, aber es gibt keine Schonfrist, nicht mal wenn man unter Mörderjetlag leidet.
    »… Und es gibt ein neues Gesicht. Natasha Collins, herzlich willkommen.«
    Mein Kopf zuckt hoch, ich schaue mich um und stelle fest, dass mich die ganze Gruppe anstarrt. Anstelle der dicht besetzten anonymen Hörsäle, die ich von zu Hause kenne, befinde ich mich in einem dunklen holzvertäfelten Raum und bin eine von gerade mal zehn Studenten, die auf schäbigen Sofas und Polstersesseln hocken.
    »Möchten Sie sich vorstellen?«, fragt Professor Susanne Elliot. Ihr grau meliertes Haar umrahmt ein Gesicht, das bei uns längst bis zum Abwinken gebotoxt worden wäre.
    »Äh, klar«, fange ich an. »Ich bin Tash, Natasha«, berichtige ich mich. Ich vergess das immer, Tasha gibt’s nicht mehr, diese Version von mir selbst habe ich kichernd und betrunken in diesem Whirlpool zurückgelassen. »Ich komm von der UCSB und bin nur dieses Semester hier.«
    »UCSB?«, wiederholt Elliot mit gerunzelter Stirn. Alles klar, eindeutig kein Botox.
    »Universität von Kalifornien?«, erkläre ich zögernd. »Ich gehe in Santa Barbara auf die Uni.«
    »Oh.« Elliot scheint überrascht zu sein. Sie blättert in ihren
Unterlagen und sucht was. »Normalerweise pflegen wir keinen Austausch mit dieser Universität.«
    »War irgendwie was auf den letzten Drücker, keine Ahnung. « Ich fange an mir den farblosen Nagellack auf meinem Daumennagel abzupulen und ignoriere die belustigten Blicke, die meine Klassenkameraden wechseln. Keine Ahnung, warum die deswegen so hochnäsig tun müssen. Das ist nicht Stanford, schon klar, aber das UC System ist doch wohl auf jeden Fall ganz vorn in der zweiten Reihe!
    »Santa Barbara«, wiederholt die Professorin. »Und was haben Sie dort studiert?« Sie guckt mich über das dünne Drahtgestell ihrer Brille hinweg an.
    »Ich … äh hab mich noch nicht endgültig entschieden.« Mir wird immer unbehaglicher. Genau genommen stimmt das nicht ganz, aber wenn ich dem Komitee für Austausch weltweit erzählt hätte, welche Kurse ich belegt hatte, wäre ich auf so eine Art internationale Schwarze Liste gekommen und als zum Studium ungeeignet gebrandmarkt worden.
    »Nun denn.« Sie hält inne. »Willkommen in Oxford. Ich bin sicher, Sie werden Theorie der Politik sehr … aufschlussreich finden.« Sie fährt fort und redet über die Abgabetermine von Hausarbeiten, aber die leichte Häme entgeht mir trotzdem nicht.
    Ich rutsche tiefer in meinen Sessel und schaue meine Klassenkameraden verstohlen an. Sie tragen brave Pullover, Oberhemden und ordentliche Jeans und wirken total entspannt, nicken zustimmend und lächeln sich vertraut zu, aber das ist wohl auch normal. Schließlich haben sie sich in den letzten anderthalb Jahren über staubigen Bibliotheksbüchern
und Semesterarbeiten näher kommen können, während ich fünftausend Meilen weit weg Kurse geschwänzt hab, um an den Strand und shoppen zu gehen. Ich mag ja eine tolle Bräune und wahnsinnige Fähigkeiten als Schnäppchenjägerin haben, aber irgendwie glaube ich, das zählt hier nicht viel.
    »… Ich nehme an, das war alles. Noch Fragen?« Professor Elliot sieht uns erwartungsvoll an.
    Ich hatte jede Menge. »Was zum Teufel mach ich eigentlich hier?« … nur als Auftakt und »Warum bin ich nicht einfach als freiwillige Helferin nach Guatemala gegangen, wie meine Mutter vorgeschlagen hat?« Ich war so darauf fixiert, aus Kalifornien rauszukommen, dass
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