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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)
Autoren: Nicola Förg
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achtundvierzig Stunden eine Beamtin, und auf eine zweite war geschossen worden. Der oder die Täter hatten hohes Gewaltpotenzial, ohne Spezialkräfte wäre das ein weiteres Himmelfahrtskommando gewesen. Nun standen sie also vor dem Gut, das so einsam und unschuldig im Licht dieses frühen Nachmittags lag.
    Der Fahrer des Kleinbusses der Behindertenwerkstätte war wohl noch nie mit gezogenen Pistolen begrüßt worden. Robbie stieg aus, entzückt von den blinkenden Lichtern. Und er erkannte Andrea.
    »Hallo, Schoko«, meinte er und lachte Andrea an.
    »Hallo, Robbie. Schön, dich zu sehen. Robbie, du kennst doch die andere Frau Schoko, oder?«
    Robbie nickte.
    »Ist sie da?«
    Robbie schwieg. Auch die anderen starrten Andrea wortlos an. Ihr selbst kam es vor, als liefe die Welt in Zeitlupe ab. Sie sah niemanden sonst, sie sah nur Robbie.
    »Robbie, wo ist denn die liebe Helga, die so schönen Schokokuchen machen kann?«
    »Robbie weiß nicht. Kein Auto.« Er zeigte auf den Vorplatz.
    »Und der Veit? Wo ist der? Der Bartl?«
    Robbies Gesicht wurde angstverzerrt.
    »Robbie, die andere Frau Schoko ist groß und stark. Sie hilft dir. Aber wir müssen sie finden. Du weißt doch alles. Du bist ein Genie.«
    »Genie. Genie. Robbie ist ein Genie.«
    »Genau. Wo ist die große Frau?«
    »Unter dem Brumm, kleines Brumm.«
    Andrea wandte sich an Sailer. »Er hat eigene Worte für die Dinge. Klapp für einen Laptop. Bumms für Gewehre.«
    »Robbie, wo ist das kleine Brumm?«
    Robbie machte eine vage Bewegung in Richtung des Haupthauses. In diesem Moment durchschnitt ein Geräusch den Wald. Der Heli des SEK! Sie rannten zur Seite und zogen die Köpfe ein. Staub wirbelte auf. Der Heli stand, und das Geräusch der Rotorblätter erstarb. Als Andrea aufsah, war Robbie weg.
    Der Einsatzleiter war ein besonnener Mann, ließ sich die Lage schildern, was Sailer in bemühtem Hochdeutsch tat. Und Andrea nahm all ihren Mut zusammen.
    »Der behinderte Bruder der toten Regina weiß wahrscheinlich, wo Irmi ist. Er ist weggelaufen, aber wir müssen ein Brumm suchen.«
    Der Einsatzleiter blieb völlig gelassen.
    »Irmi ist die Kollegin Mangold?«
    »Ja.«
    »Und ein Brumm ist etwas, das brummt.«
    Sie alle schwiegen. Dann kam es leise von Sepp: »Brumm, brumm – so sagt mein kleiner Bub zu Lkw und Bulldogs.«
    Der Einsatzleiter nickte, und eine seltsame Karawane zog über den Hof, spähte in Räume, mit Waffen im Anschlag, sah hier und dort hinein und gelangte schließlich zum Gehege von Theo. Dahinter glänzte es rot aus einem Stadl heraus.
    »Ein Hoftrac«, flüsterte Andrea.
    »Ein kleines Brumm«, staunte Sepp.
    Sie waren aus dem Fall raus. Das SEK übernahm, probierte, das Brumm kurzzuschließen, und fuhr schließlich weg. Eine Klapptür im Boden erschien, die die Kollegen vom SEK einschlugen. Andrea hielt den Atem an. Es kam ihr ewig vor, bis Silhouetten auftauchten. Sie blinzelte gegen das Sonnenlicht.
    Auf den Einsatzleiter gestützt, kam Irmi angewankt. Sie sah furchtbar aus, und doch gelang es ihr, ein »Danke« auszustoßen. Dann verschwand sie im Krankenwagen, mit ihr der Notarzt und der Einsatzleiter. Wieder dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis der Einsatzleiter herauskam.
    »Frau Mangold ist unterkühlt und dehydriert, ansonsten aber unversehrt. Eine sture Dame, sie will nämlich nicht ins Krankenhaus, sondern hier im Wagen weiter versorgt werden. So schlecht kann es ihr nicht gehen, wie die den Notarzt anpflaumt.« Er lächelte. »Die Situation stellt sich so dar, dass Veit Bartholomä Amok zu laufen scheint. Frau Mangold geht davon aus, dass er momentan die Kollegin Reindl verfolgt. Wir müssen ihn stoppen. Wir werden die Kollegin finden. Bitte keinen Aktionismus von Ihrer Seite! Sie sperren hier ab, bleiben am Funk und melden sofort, wenn sich auf dem Gut etwas rührt.«
    Die Hundeführer waren eingetroffen, alles verlief völlig ruhig, und auf einmal standen Andrea, Sailer und Sepp allein im Hofraum. Nebelschwaden zogen herein, die Sonne wurde fahler, und es wurde schlagartig kälter. Andrea hätte so gerne nach Irmi gesehen, aber die Sanitäter blockten ab. Unten an der Hauptstraße stand ein Einsatzwagen der Polizei, und es wurde über Funk durchgegeben, dass eine ältere Frau eigentlich in Richtung Gut hatte abbiegen wollen, dann jedoch mit quietschenden Reifen gewendet hatte, als sie den Einsatzwagen gesehen habe. Die Kollegen gaben das Autokennzeichen durch, das Andrea sofort überprüfte. Es war der Wagen von Helga
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