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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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das Dreißigfache erbringen. Der Bau solcher Anlagen, besonders für hochempfindliche Nahrungsmittel wird vorangetrieben und wird in zwei Jahren abgeschlossen sein. Wir arbeiten an einem zweiten System von Verbesserungen, das bei Zurückgehen künstlicher Düngung und Verwendung von ertragreicheren Kreuzungen die Umwelt schützt und das Leben gesünder macht.
    Natürlich haben wir auch ein Zehnjahresprogramm, das uns auch genau sagt, wieviel Tiere von welcher Sorte an welchem Tag geschlachtet werden müssen. Es ist eine umfangreiche Koordinierungsarbeit notwendig, aber wir schaffen es in zehn Jahren relativ leicht. Die Energiemenge, die wir brauchen, ist in einem Jahrzehnt nur um ein Drittel höher als heute, aber gerade zu den Farmen und Erzeugerbetrieben müssen kostspielige und lange Leitungen gelegt werden. Auch kleineres Gerät muß konstruiert und zur Verfügung gestellt werden. Aber das sind keine schwerwiegenden Probleme.
    Wenn Sherm die Bevölkerung auf den errechneten Wert von drei Milliarden hält, haben wir zu diesem Zeitpunkt ein erstklassiges Angebot und können besonders wertvolle Nahrungsmittel oder Edelprodukte gewinnbringend importieren. Vielleicht sogar gegen Maschinen, die umweltfreundlich arbeiten. Für meine Behörde kann ich leichten Herzens ein lautes Ja aussprechen.«
    »Wenigstens einer ohne unverschämte Energieforderungen!« knurrte Ousmane.
    Der Rat für Kultur und Zivilisation, Ro Vidranyi, nickte und lachte kurz auf. Er hatte in dieser Versammlung das kleinste Problem, aber eines der wirklich wichtigen.
    »Zivilisation läßt sich berechnen und kanalisieren, Kultur nicht«, sagte er ironisch. »Lassen wir also die Kultur aus dem Spiel, wenigstens vorläufig und hier. Die Zivilisation zu definieren, schafft nicht einmal meine Behörde, aber wir können in zehn Jahren einen Standard erreicht haben, den wir sehr wohl definieren können.«
    »Wir sind gespannt, diese Definition kennenzulernen!« sagte Ousmane und sah sich um. Mit diesem Blick, der jener Maschine namens Nutzlos galt, konnte er Ro ärgern. Ro bekam einen roten Kopf und schluckte eine böse Bemerkung hinunter.
    »Jeder Mensch von drei oder etwas mehr Milliarden soll gute Luft atmen, gutes Wasser benutzen und nur eine einzige Energieform benötigen, nämlich die elektrische Energie. Dafür wird er in Form von Steuern und weniger Einkommen einen hohen Preis zahlen müssen. Dieser Preis ist, verglichen mit den Aspekten der Entwicklung im entgegengesetzten Fall, erstaunlich niedrig.«
    »Wahr gesprochen!« knurrte Garzon.
    »Die Anzahl der energieaufwendigen Vergnügungen wird eingeschränkt werden müssen. Notwendigkeit geht vor Repräsentation. Freiwillige Askese muß geübt werden. Der Mensch am Ende des Zehnjahresplanes wird zum Eigentum eine andere Einstellung haben müssen.
    Er wird in einer Gesellschaft leben, die wenigstens in vielen Punkten keinen schnellen Wechsel von Konsumgütern gestatten wird. Nichts, aber auch nichts, kann weggeworfen werden. Von Zeit zu Zeit wird dieser Mensch vom Staat mit sanftem Nachdruck gezwungen werden, an Aktionen teilzunehmen, die der Beseitigung von Schäden dienen, die er, seine Kinder und noch mehr seine Ahnen angerichtet haben. Er wird sicherlich murren und schimpfen, aber alles in allem wird er ein sehr gesundes Leben führen. Er hat jedenfalls alles, was er braucht. Ich betone: alles. Niemand muß hungern, viele, aber nicht alle Wünsche werden erfüllbar sein. Aber ein einzelner Mensch wird gewisse Güter nicht mehr besitzen können. Ein Boot – ja. Eine riesige Jacht – nein. Und es wird für jede weggeworfene Flasche drakonische Strafen hageln. Und so fort. Das ist die Zielprojektion. Aber ich weiß nicht, wie ich das jemanden als erstrebenswertes Ziel anpreisen soll.
    Das muß ich unserem Kollegen Wsanimir Blok überlassen.«
    Blok hatte bis jetzt kein einziges Wort gesagt, aber mit äußerster Konzentration zugehört und sich von den Kollegen die Akten reichen lassen und in ihnen gelesen. Sein Ressort trug den Ausdruck: Sonstiges. Und das umfaßte eine Masse anderer, gebündelter Kleinigkeiten, die sich zu sehr schwierigen Begriffen ausweiten konnten. Blok war ein Mann ohne jede Freundlichkeit. Von einem kalten, brennenden Ehrgeiz erfüllt. Er kämpfte aber nicht für sich, sondern für die Ordnung der Dinge, wie er es ausdrückte.
    Und da ihm jede Form persönlicher Eitelkeit fern lag, da er sich keinen Deut darum kümmerte, was die öffentliche Meinung über ihn zu sagen
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