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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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das?« Garzon stand auf und blieb hinter seinem Sessel stehen.
    »Nein. Ich will sie nicht vertreiben. Ich will sie überreden!« sagte Ousmane. Er machte sich nicht die geringsten Illusionen über die kommenden Schwierigkeiten und über den Versuch, den Generalvertrag zu annullieren. Die Nachkommen der deportierten Verbrecher und Kriminellen, aller Unbequemen, die im Lauf der Jahrtausende Dshina entweder freiwillig verlassen hatten oder ausgewiesen worden waren, hatten alle Rechte auf ihr Land; niemand konnte es ihnen nehmen. Gingen sie nicht freiwillig, mußten sie vertrieben werden. Vertrieb man sie aber, würde sich keine Hand finden, die dabei half, denn der Vertrag war, unausgesprochen, aber im Sinn aller vier Milliarden, eine Art Heiligtum, das man nicht antasten durfte. Seit dem Zwischenfall auf dem Mond Dshinas würde Ousmane Diack weder ideelle noch praktische Hilfe erhalten – und er wollte auch keine. Er hoffte, auch niemals welche zu brauchen.
    »Überreden? Du traust dir zu, diesen starrköpfigen Le Monte und seine Crew zu überreden? Ich glaube, du überschätzt dich!« sagte Hector Ovalle laut.
    »Überschätzte ich mich, säße ich nicht hier!« meinte Diack. »Yebell Le Monte ist nicht nur hochintelligent, sondern ein integrer Mann. Er wird ernsthaften Argumenten zugängig sein. Und unsere Argumente sind durchaus ernsthaft.«
    »Allerdings!«
    Der Beschluß, den Ousmane Diack gefaßt hatte, bedeutete für die Megamikren, daß sie binnen kurzer Zeit ihren Lebensraum zerstören mußten. Jene Zone von hundertfünfzig zu hundert Kilometer, die mit einem unglaublichen Einsatz gestaltet worden war, würde aufgerissen, von Schneisen und Schächten durchzogen, von Stollen durchzogen und von Halden überlagert werden.
    »Bist du dir im klaren, was das für uns alle bedeutet?« erkundigte sich Sherm.
    »Durchaus. Ich übernehme die Verantwortung. Vermutlich werde ich mit Le Monte selbst sprechen müssen.«
    Blok murmelte:
    »Das geht nicht gut. Das wäre in der Vergangenheit nicht gegangen, und das wird auch im Lauf des nächsten Jahrzehnts nicht gehen. Nicht, solange unsere Leute zur Tarkajagd nach Chiriana fliegen, nicht, solange es diesen Generalvertrag gibt.«
    Ich darf es euch nicht sagen, dachte Diack verbissen. Und ich werde es niemandem sagen. Aber wenn etwas nicht mit klaren Worten und Vernunft geht, dann geht es mit den macchiavellistischen Möglichkeiten von geheimen Manipulationen. Er war entschlossen, sie anzuwenden. Das Leben von vier Milliarden galt mehr als die legalen Rechte von sechstausend Menschen.

 
3.
     
    Le Monte hob das Glas, sah Diona in die Augen und meinte:
    »Man kann überhaupt nichts mehr sagen, ohne Gefahr zu laufen, daß irgendein angeblich kluger Mann der gleichen Meinung ist.«
    Es roch nach gegrilltem Fisch, nach Rotwein und nach vielen Menschen, die durch Betriebsamkeit versuchten, drohendes Unheil zu vergessen. Le Montes Nachricht hatte sie alle verstört. Jemand arbeitete im Dunkeln. Die Folgerungen waren bestürzend.
    »Ich schmeichle mir, nicht gerade dumm zu sein, aber ich bin deiner Meinung. Auch wenn ich die Probleme meines Vaters verstehe!«
    Diona Royan hatte vor Jahren, um nicht durch Bevorzugung korrumpiert zu werden, ihren Namen geändert. Sie war Ousmane Diacks Tochter und nannte sich nach ihrer Mutter.
    »Ich verstehe sie auch«, sagte er. »Aber ich kann sie nicht billigen. Wenn es stimmt, was unsere Biologen mit Sicherheit vermuten, dann hat dein Vater Verbündete. Ich sehne mich nicht nach Kämpfen zwischen Menschen; diese Form von Gewalt hasse ich. Ich kämpfe mit den Dingen und gegen die Natur. Und ich kämpfe mit offenem Visier.«
    Sie lächelte ihn voll zärtlichen Verständnisses an und sagte:
    »Du scheinst dich mit dem letzten Ritter zu verwechseln. In der Auseinandersetzung, die Dshina und Chiriana betrifft, wird nicht offen gekämpft.«
    Le Monte roch an dem roten Wein und hob die Schultern.
    »Ich halte deinen Vater immerhin für einen ehrlichen Menschen. Abgesehen davon, daß er der beste Energiedirektor ist, den der andere Planet jemals hatte.«
    »Diack ist entschlossen und ehrlich. Aber er kämpft mit allen Mitteln, die ihm zu Gebote stehen.«
    »Ich auch!«
    Das Problem der Blacklanders hatte vor Jahrtausenden begonnen; zumindest seit knapp zwei Jahrtausenden beuteten die automatischen Förderanlagen die Erze und Rohstoffe an neun Stellen von Chiriana aus. Zuerst waren die Pioniere gekommen, hatten das unfruchtbare Land gesehen und waren
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