Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
vermutlich nicht mehr lange!«
    Der Fisch kam von links. Er bewegte sich mit rasend schnellen Schlägen seiner mächtigen Schwanzflosse in gerader Linie auf den Madeo zu. Gleich mußte er seinen bekannten Angriff starten ... ja! Der Schwanz schlug einen Wirbel, die Steuerflossen bewegten sich, und wie ein Raumschiff schoß El Saghir schräg aus dem Wasser, schlug einmal mit der Finne zu und schnellte sich, halb schwimmend, halb fliegend, auf das Tier zu. Der Madeo kreischte auf, flatterte und schlug wild um sich, erhob sich aus dem Wasser und lief förmlich darauf wie auf festem Land. Der lange, schwarze Fisch schlitterte auf dem Wasser, eine breite Kielspur hinterlassend, geradeaus und änderte mit der Bauchflosse die Richtung, als sich der lebende Köder nach der Seite entfernte.
    Le Monte hatte das Rohr herumgeschwenkt. Er mußte feuern, wenn der breite Kolben fest am Hüftknochen anlag. Er zielte, indem er eine gedachte Gerade projizierte, dicht hinter die Kiemen des Fisches, auf seine verwundbarste Stelle. Als der Saghir an Yebell vorbeiraste, drückte Le Monte ab und führte das Rohr noch ein wenig weiter.
    Die schlanke Rakete heulte aus dem Führungsrohr.
    »Fertig!« brüllte Yebell.
    Der kahlköpfige Pilot reagierte blitzschnell, gab volle Kraft auf die beiden Hochleistungspumpen, schwenkte das Boot fast auf der Stelle herum und fuhr dann parallel zu der Richtung, die der Fisch eingeschlagen hatte.
    Das Projektil durchschnitt in einer Geraden die Luft und zerrte das dünne Tau hinter sich her. Der Widerstand des Taus, das sich rasend schnell von der leerlaufenden Trommel spulte, änderte die Flugbahn nicht. Mit einem hohlen Kreischen fuhr die Harpune durch die Luft und schlug dumpf in den schwarzen Körper ein, fast genau an die Stelle, auf die Yebell gezielt hatte. Augenblicklich krümmte sich der Riesenfisch zusammen, riß den Kopf nach unten und tauchte zwei Meter vor dem tobenden Vogel weg. Beim Tauchen schlug die Schwanzflosse krachend auf das Wasser und erzeugte vier große Fontänen und einen gigantischen Regen aus Tropfen. Brummend arbeiteten die Bootsmotoren.
    »Ausgezeichnet, Yebell!« rief Diona und hielt sich fest.
    »Danke! Glück gehabt!« erwiderte Le Monte, warf das Harpunengewehr auf die Polster und griff nach den beiden Hebeln der Trommel. Das Boot wurde schneller, die Vibrationen der Maschinen erschütterten die Schale, der Pilot steuerte einen weiten Kreis und achtete immer wieder darauf, daß die Leine gerade und gespannt blieb.
    »Holst du den Vogel?« fragte er.
    »Selbstverständlich!« erwiderte Diona und schwang den großen Kescher. Das Boot fuhr mit der Steuerbordseite auf den Vogel zu, der sich kaum mehr bewegte. Der Ring des Keschers fuhr durchs Wasser, der Vogel wurde vom Netz erfaßt und mit dem Schwung des Bootes an Bord gezogen. Vorsichtig befreite Diona das Tier und beruhigte es, ehe sie es in den dunklen Korb zurücksteckte, wo der Vogel augenblicklich erschöpft einschlief.
    Summend durchschnitt das Seil das Wasser.
    Das Boot fuhr jetzt etwas langsamer, und die Leine der Harpune zielte in einem Winkel von zwanzig Grad nach unten und bewegte sich langsam hin und her. Yebell bremste, als noch ein Drittel der Länge auf der Trommel war, das Gerät leicht ab. Knirschend spannte sich die Leine und rutschte auf dem Heckkorb der Reling entlang.
    »Es ist ein ziemlich starker, recht junger Fisch!« sagte Yebell und wischte sich, ohne die Bremshebel loszulassen, den Schweiß mit dem Oberarm von der Stirn. »Es gibt garantiert einen harten Kampf.«
    Der Fisch war eine der Lebensgrundlagen der sechstausend Menschen auf Chiriana Iwaki. Sein gesamter Körper wurde verwertet. Er diente den bevorzugten Gästen des Hotels als Essen, sein Fischbein wurde verwendet, und die letzten Reste als Fischmehl unters Futter gemischt. Er stellte unter der Fauna dieses Planeten die größte Erscheinungsform dar und war das bevorzugte Jagdwild der Siedler. Nicht allerdings das der Gäste – hier gab es nur die Taka, und das auch nur dreimal im Jahr, jeweils zehn Tage lang. Der Saghir trug sein Hirn und sein Nervenzentrum hinter einer dicken Platte aus Knochen, mit Luftkammern stabilisiert und von Fettgewebe umgeben. Die Widerhaken der Harpune würden den Kampf des Fisches, wenn sie an dieser Stelle einschlugen, auf das Mehrfache verlängern.
    »Kampf oder nicht – wir werden El Saghir in den Hafen und auf den Grill bringen!« versprach Yahai Paik und verringerte die Fahrt. Die Seiltrommel war jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher