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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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allein Sherm seine Aufgabe voll erfüllt.
    »Recht so!« sagte Hector Ovalle, der die Raumfahrt und sämtliche extraplanetarischen Aktionen koordinierte und leitete.
    Ousmane sagte müde:
    »Es ist Sherm und seiner Behörde gelungen, vor genau einem Monat den berechneten Zustand herbeizuführen. Zu diesem Zeitpunkt wird die Sterberate auf Dshina die Geburtenrate übersteigen. In einem Jahrhundert ist der ausbalancierte Idealzustand erreicht. Das ist aber nur einer der Faktoren, die wir berücksichtigen müssen. Ein anderer ist die Energieerzeugung, die immer mehr zunimmt. Ich spreche von elektrischem Strom. Von nichts anderem.«
    Ousmane schwieg und dachte einige Sekunden lang nach.
    Sie hatten das Problem der radioaktiven Abfälle gelöst. Sie wurden von Raumschiffen mitgenommen und in eine Bahn gebracht, die sie in die Sonne führte. Das bedeutete, daß der Vorsatz, abgesehen von Staubecken, Flußläufen und Gezeitenkraftwerken keine andere Erzeugung von elektrischer Energie mehr in Frage kam als der »saubere« Strom. Und zwar Strom, der aus Kernkraftwerken stammte. Um diese betreiben zu können, brauchte man Brennstoff. Dieser wiederum kam in einer erstaunlichen Menge nur in einem bestimmten Gebiet vor ... Ousmane seufzte auf; er verdrängte die Gedanken und sagte:
    »Unsere Wälder sterben. Unsere Flüsse sind zu heiß. Unsere Küsten sind verschmutzt, und sowohl reine Luft als auch klares Wasser sind Seltenheiten. Inzwischen wissen wir es alle, daß wir an einem Wendepunkt stehen. Machen wir weiter wie bisher, rotten wir uns selbst aus. Nur wir können die Entwicklung einleiten, die uns allen das Überleben sichert.«
    Hector Ovalle hob die Hand.
    »Ja, Hector?«
    Ovalle nickte Ousmane zu und entgegnete:
    »Ich freue mich ein wenig, daß ich zumindest einen Plan vorlegen kann. Es ist eine Planung, die rund ein Jahrzehnt umfaßt. Natürlich betrifft sie meine Abteilung.«
    »Bitte, sprich!« sagte Ousmane.
    Sie alle kämpfen gegen die Todfeinde des Menschengeschlechts, das sich über die Sterne ausbreitete. Gegen Dummheit und gegen Gleichgültigkeit, gegen mangelnden »common sense« und dagegen, daß bei jedem Problem automatisch zunächst die Hilfe des Staates gefordert und erst dann, wenn Zustände unerträglich geworden waren, zur Selbsthilfe gegriffen wurde. Aber das waren nur einige der lautlosen Gegner der menschenwürdigen Zukunft.
    »Wir haben nachgerechnet, was wir in den nächsten zehn Jahren an Menschen und Material brauchen, um erstens die Raumfahrt an sich, die Raumstationen, die Kette der Hilfsstationen zwischen Chiriana und hier, die kalkulierbaren Unfälle und Verluste in den Griff zu bekommen und zweitens das gesamte Unternehmen außerhalb der Lufthülle attraktiv und gewinnbringend gestalten zu können.«
    »Die Summe?«
    Hector nannte eine astronomische Zahl.
    Ehe die anderen begriffen hatten, was allein das nächste Jahr kosten würde, hob er die Hand und fügte hinzu:
    »Wir streben auf allen Gebieten die völlige Autarkie an. Unsere ausgebildeten Leute werden Raumschiffe konstruieren, bauen und reparieren. Wir verkaufen Laderaum und Dienstleistungen und kaufen dafür Material und Treibstoff. Wir werden die alten Schiffe nicht verschrotten, sondern umbauen. Wir werden auch neue Materialien entwickeln. Wie gesagt: Am Ende der zehn Jahre, vielleicht etwas früher, vielleicht etwas später, sind wir autark und arbeiten mit Gewinn. Zur Zeit läuft gerade das freiwillige Programm, das zur Mehrarbeit und zum Abbau einiger überflüssiger Privilegien führen wird. Und außerdem verkleinern wir unser Gelände, verwandeln einen Teil wieder zurück in Wald.«
    Ousmane blinzelte Hector ungläubig an.
    »Das ist keine optimistische Schätzung, Hector?«
    Ovalle schüttelte energisch den Kopf und hieb mit der flachen Hand auf seine Aktenbündel.
    »Wir haben vier Alternativprogramme durch die Rechenmaschinen gejagt. Wir haben zum Teil unverantwortlich hohe Negativinformationen eingespeist. Die Lösungen ähnelten sich in allen vier Fällen geradezu auffällig. Wir werden es schaffen. Voraussetzung ist, daß wir zwei Drittel unserer Energieanforderungen mit Hilfe von Elektrizität fahren können.«
    Ousmane stieß ein kurzes, sarkastisches Lachen aus.
    »Das bedeutet, daß ein Teil dieser optimistischen Schätzung wieder einmal auf meine Behörde fällt.«
    »Richtig. Sorge für die Energie, und wir sorgen nach geraumer Zeit dafür, daß die Raumfahrt und alles, was damit zusammenhängt, Gewinn abwirft.
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