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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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Nicht in Zahlen, sondern in Problemlösungen.«
    Für Dshina galt, wie für fast alle hinreichend zivilisierten Planeten, das Gesetz, daß sich die Mengen Elektrizität alle Jahrzehnte verdoppelten. Die dazu notwendigen Installationen aber kosteten höllische Summen. Erzeugte man Energie mit konventionellen Brennstoffen, also mit Erdöl, Kohle oder Holz, Erdgas oder verbranntem Müll, wurde das Problem der vergifteten Luft größer. Baute man teure und energieaufwendige Filteranlagen ein, fiel reines Gift an, außerdem verringerte sich der ohnehin schon ungünstige Wirkungsgrad dieser altertümlichen Werke. Und selbst fortschrittliche Energieerzeugung, die auf wiederverwendbarem und sich selbst anreichernden Spaltmaterial basierte, brauchte Zeit, Investitionen und benötigte Rohstoffe. Immer dann, wenn die Rede auf dieses Spaltmaterial kam, rief jemand laut:
    »Generalvertrag!«
    Ousmane sagte leise:
    »Gut. Nehmen wir an, dein Plan würde sich in die Wirklichkeit umsetzen lassen, Hector, dann wären zwei der sieben wichtigen Bezirke einigermaßen geklärt. Die Geburtenkontrolle verhindert eine weitere Bevölkerungsexplosion, und die Raumfahrt arbeitet mit Gewinn, trotz der hohen Kosten. Aber wie steht es mit der Umwelt?«
    Garzon war der Rat für Umweltfragen.
    Sein Revier war die Luft. Von Woche zu Woche verschlechterte sich die Lufthülle des Planeten. Freilich nur um winzige und kaum meßbare Spuren, aber die wechselnden Emissionen addierten sich in der Wirkung gegenseitig auf. Sein Revier war auch das Wasser. Darüber hinaus gehörte alles dazu, was die Qualität dieser beiden Faktoren beeinflussen konnte, negativ oder positiv. Also jeder Filter und jede Kläranlage, jedes Fischsterben und jede Grundwasserverseuchung. Seine Behörde mietete von der Raumfahrt den Frachtraum, um Gifte beseitigen zu können, seine Behörde hatte sich in der letzten Zeit in einer Vielzahl von uneffektiven Einzelaktionen verzettelt.
    Garzon lachte kurz auf und richtete seine schmalen, müden Augen auf die anderen Ratsmitglieder.
    »Damit ich mich nicht ganz bloßstelle, haben auch wir ein ganz brauchbares Programm entwickelt. Es ist praktisch ein Katalog von einzelnen Verboten.
    Erstens: Wir müssen vier Milliarden Menschen dazu bringen, daß sie ihre gesamten Energiemengen auf Strom abstellen. Weder Öfen noch Herde, Zentralheizungen ebensowenig wie jede andere denkbare Brennstelle, dürfen mit konventioneller Energie betrieben werden. Das kostet eine Masse Geld, das allein die Leitungen verschlingen werden. Und eine andere Summe, die von unserem Vorhaben, Elektrizität nur noch unterirdisch zu transportieren, aufgefressen wird. Aber dieses Verbot wird unsere Industrie hart treffen. Kein Kamin mehr, kein Schornstein, nicht einmal ganz hohe Anlagen. Gelingt es uns, dies durchzusetzen, können wir die Qualität der Luft auf einem Wert anhalten, der noch nicht kriminell giftig ist. Wenn das Aufforstungsprogramm weitergeführt wird, was ebenfalls eine Serie von Verboten und Enteignungen auslösen wird, können wir die Luftqualität im Lauf der Jahre verbessern.«
    Ousmane antwortete nicht einmal mehr. Wieder lag der Schuldige oder besser der Verantwortliche fest: Er, Ousmane Diack.
    Die anderen Ratsmitglieder schwiegen.
    Sie wußten genau Bescheid, daß diese Sitzung einen Wendepunkt markieren sollte. Ein Hagel von Verordnungen und Verboten würde auf die vier Milliarden niedergehen. Das Stichwort würde Freiwillige Verantwortlichkeit bedeuten. Nur radikale Maßnahmen halfen noch.
    »Jetzt zum Wasser!« sagte Arson Garl, der Rat für Ernährung.
    »Unser Hauptproblem!« sagte Garzon.
    Er schlug einen anderen Akt auf und begann:
    »Die Städte und die Industrie benötigen insgesamt zwölftausend komplette vollbiologische Kläranlagen. Wohlgemerkt: zwölftausend Großanlagen, dazu die Leitungssysteme, die Anlagen, die Energiezufuhr« – ein schweigender Blick traf Ousmane, den Energiedirektor – »und die Bedienung. Wir haben ein Mustermodell entwickelt und genaue Spezifikationen beschrieben. Es ist eine Kombination, die mit äußerstem Rationalisierungseffekt arbeitet. Wir erzeugen dabei ebenso neuen Humus wie auch biologischen Dünger und so fort, die Einzelheiten sind nachlesbar. Die Summe, die wir dazu benötigen, ist gigantisch. Wir haben uns abgesprochen und ebenfalls ein Zehnjahresprogramm entwickelt. Die Industrie hat versprochen, diese Leistung zu erbringen, aber sie wird dabei natürlich viel Luft verschmutzen, viele Gifte
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