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Pink Christmas 2 (German Edition)

Pink Christmas 2 (German Edition)

Titel: Pink Christmas 2 (German Edition)
Autoren: A. Bauer
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Das beste Geschenk von S. Pavlovic
    Die erste Weihnachtsfeier fühlt sich an wie ein Werbespot über glückliche Hausfrauen.
    Vier brave Pärchen sitzen im flackernden Kerzenschein, picken sich Plätzchen vom Teller und knabbern die Schokolade von Dominosteinen. Der Glühwein hat dem Lachen der Mädchen bereits eine schrille Spitze hinzugefügt.
    Peter ist geradezu euphorisch, als er Daniel die Tür aufmacht.
    „Wow! Daniel! Mann! Frisch aus der Hauptstadt?“
    „Heute Mittag angekommen.“
    Daniel erwidert die unbeholfene Umarmung des anderen.
    „Cool“, strahlt Peter. „Cool. Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Drei, vier Monate?“
    „Kommt hin. Es muss im September gewesen sein, bevor ich nach Berlin bin.“
    Daniel zieht brav die Schuhe aus und lässt seine Jacke an der Garderobe, ehe er Peter ins Wohnzimmer folgt. Es ist Peters Wohnung, ein Zimmer, kleine Küche, kleines Bad, aber man merkt, dass Linda hier praktisch mit eingezogen ist. Anders sind die „Twilight“-Poster und die Herzchenkissen auf dem Bett nicht zu erklären. Ein kleiner künstlicher Tannenbaum blinkt auf dem Fensterbrett. Aus kleinen Boxen singt Robbie Williams, er würde dann wohl lieber Engel lieben.
    „Hi“, sagt Daniel und lächelt in die Runde. Linda kennt er, die anderen sind ihm fremd.
    „Lisa und Jochen“, stellt Peter seine Gäste vor. „Tobias und Carmen, und das sind Micha und Sabine. Das hier ist Daniel, ein alter Schulfreund, der jetzt in Berlin lebt.“
    Daniel schüttelt Hände und erwidert Lächeln. Tobias ist hübsch, ein adretter Blonder mit Grübchen in den Wangen, einer dieser Typen, die erst richtig gut aussehen, wenn ihnen zehn Finger die Frisur zerstört und das Hemd aus der Hose gezerrt haben. Das Einzige, was an ihm abschreckt, ist die Frau an seiner Seite, die besitzergreifend ihre Hand auf seinen Oberschenkel gelegt hat. Bei diesen Fingernägeln will Daniel nichts riskieren, und außerdem hat er andere Pläne für diesen Abend.
    Selbst wenn die mehr als vage sind.
    Peter holt ihm einen Hocker aus der Küche, denn die Stühle sind besetzt, und bietet ihm Glühwein an. Daniel nimmt beides dankend und bläst über die heiße Tasse, während das Gespräch um ihn herum langsam wieder in Gang kommt.
    Carmen scheint von Lindas Seite in die Runde eingebracht worden zu sein, die beiden albern miteinander herum wie alte Freundinnen. Micha ist ein Arbeitskollege von Peter, und wie die anderen hinein passen, interessiert Daniel nicht wirklich. Er fragt sich, ob ein paar Monate Hauptstadtluft tatsächlich schon gereicht haben, um ihm sein altes Leben spießig erscheinen zu lassen.
    Vielleicht wird man so, wenn man aus der Schule raus ist. Irgendwo hinter einer Ecke lauert der Ernst des Lebens, zerrt einen in eine Adventskranz-Idylle und geelt einem die Haare nach hinten, sodass man nur noch versuchen kann, sich an der eigenen Krawatte zu erhängen, um zu entkommen.
    „Und was machst du so beruflich?“, erkundigt sich Lisa anteilnehmend.
    „Ich bin Praktikant im Berliner Zoo. Im Aquarium, um genau zu sein.“
    „Aha ...“ Lisa macht runde Augen. „Und … was machst du da so genau?“
    „Ich kümmere mich um die Bewohner“, erklärt Daniel. „Süßwasserabteilung, im Augenblick. Ich lerne, wie die Technik funktioniert, ich füttere und mache Scheiben sauber. Solche Sachen. Seit ein paar Wochen habe ich eine Nachmittagsführung übernommen.“
    „Der Berliner Zoo ist doch manchmal im Fernsehen“, wirft Jochen ein. „In so Zoo-Sendungen. Wo man sieht, was die Pfleger da machen.“
    „Nicht, seit ich dort arbeite“, sagt Daniel und stellt fest, dass Lisas Interesse schnell wieder erlischt, als sie begreift, dass sie in Daniel keinen angesagten Tierpfleger-Fernsehstar getroffen hat. Er nippt an seinem Glühwein, der viel zu heiß ist.
    Man stelle sich die Szene vor, nachgestellt mit schwulen Pärchen. Daniel verkneift sich ein Grinsen. Wenn er mal spießig werden will, muss er sich etwas anderes ausdenken.
    „Und?“, fragt Peter ihn. „Geht’s dir gut in Berlin?“
    „Absolut.“
    „Kein Heimweh?“
    „Manchmal.“
    Er denkt nicht gerne an die Abende im November, in denen es um vier schon dunkel war in seiner engen Hinterhofwohnung. An die langen Wochenenden, an endlose Telefonate mit zu Hause, an die Schwierigkeiten, die er anfangs mit Kohleofen und Wasserboilern hatte. Seine Mutter weiß bis heute nicht, dass er mit Kohlen heizt. Sie würde denken, dass er im ersten Winter erfrieren muss. Aber
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