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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition)
Autoren: Michael Weski
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heftig, auf diesem regnerischen Weg
zu ihr oder zu ihm, an dessen Ende sie dann bloß schnell aus
den nassen Sachen kommen wollen werden, um sich bloß keinen
Schnupfen zu holen, der Regen nieselt aber auch auf Jo Neuhäuser
nieder, der das Phillies verlassen und sich ebenfalls ein Herz
gefasst hat, nun endlich, mitten in der Nacht, zum Krankenhaus zu
gehen, zu Frau und Kind, ihm gibt der Regen vollends den Rest, der am
Morgen noch strahlend gelbe, sommerfrische Anzug ist mit Flecken
bekleckst, von Stößen und Griffen zerfetzt, von Schweiß
durchtränkt und wird nun auch noch pitschnass, so kommt er in
der Klinik an, ein begossener Pudel, aber doch auch wieder ein wenig
klarer im Kopf, gereinigt vom angenehm warmen Regen, der alles
fortgeschwemmt hat, was ihm heute Übles widerfahren ist, die
Demütigung des Rauswurfs, den Schmutz der Straße und die
Martinis, die er in sich hineingeschüttet hat.

97
Anja
Ur, …

    … die
Nachtschwester auf der Wöchnerinnen-Station, hat gerade ihre
Runde gedreht, sie hält zwischen drei Finger geklemmt zwei
Fieberthermometer, deren Enden sich in ihrem Handteller berühren,
wie ein weitgeöffneter Zirkel weisen die Spitzen auseinander, in
der andern Hand hält sie den Ballon der Blutdruckmanschette, die
sie sich lässig um den Unterarm geschwungen hat, das gedämpfte
Flurlicht bricht sich in ihren Ringellöckchen, was ihr einen
Hauch von Sternenglimmer um den Kopf legt, so erscheint sie dem auf
der Station Ankommenden wie eine ihm entgegentretende
Freiheitsstatue, die gleich die Fackel in die Höhe recken wird,
um ihm, dem Verlorenen, zu sagen, hier ist Amerika, hier ist deine
zweite Chance, du musst sie nur ergreifen, doch nichts dergleichen
verkündet Anja Ur, fragend schaut sie lediglich die traurige
Gestalt an, dessen nassen Haare ins bleiche Gesicht fallen, dunkel
beringte Augen starren sie an, schrecklich scheckig wirkt der, nun,
pissfarbene Anzug, was will jetzt der hier, abwehrend fuchtelt sie
mit den Thermometern und der Manschette, sie schwingt die
Prognoseinstrumente, die Zeit und Zukunft medizinisch vorhersagbar
machen, und sagt, keine Besuche mehr zu dieser Stunde, kommen Sie
morgen wieder, er aber rührt sich nicht, ausnahmsweise
aufrichtig verstört und unsicher, Schwester Anja packt ihn
energisch am Ärmel, die Mütter brauchen Ruhe und die Babys
auch, sagt sie, er aber bleibt einfach stehen und schaut ihr noch ein
wenig tiefer in die Augen, bitte, sagt er, nichts weiter, Schwester
Anja kann sich diesem Blick nicht entziehen, sie spürt, dass ihn
etwas Wahres, tief Empfundenes umtreibt, das lässt sie
aufhorchen und ihn genauer mustern, Sie sind ja klatschnass, sagt
sie, kommen Sie erstmal mit, ich gebe Ihnen ein Handtuch für die
Haare und dann schauen wir mal, was wir für Sie tun können.

98
Lang
ist der Tag gewesen, …

    … jetzt
geht er zu Ende, viel ist geschehen, viel hat er erreicht, sein Herr
und Meister ist nun Herrscher des Konzerns, er selbst hat viel dazu
beigetragen, nun will er sich etwas gönnen, Mellendorfs Schatten
begibt sich in die Viertel, die noch etwas dunkler sind als die
Nacht, er geht durch schäbige Straßen mit schmierigen
Bars, in denen Mädchen nackt an Stangen hangeln und Sekt zu
überteuerten Preisen angeboten wird, er fällt nicht auf,
niemand bemerkt ihn, wie er sich zwischen den Tischen
hindurchschiebt, wie er sich umschaut, wie er sucht, denn ihm fehlt
noch etwas, er muss noch etwas erledigen, erniedrigen will er heute
noch jemanden, aus purer Lust, aus reiner Freude an der Demütigung,
warum nicht eine Nutte, wer schert sich schon um eine Hure, für
eine Frau, die für Geld alles tut, der er, einfach so, zu seinem
Vergnügen, die Hände um den Hals legen und zudrücken
wird, solange bis sie keinen Mucks mehr von sich gibt, bis sie nicht
mehr stöhnt, nicht mal mehr zuckt und sich auch nicht mehr mit
großen Augen und dick geschwollener, aus dem Mund hängender
Zunge wundern kann, dass sie gerade umgebracht worden ist, ohne
Grund, aufs Bett wird er sie legen und zudecken, er wird ein wenig
aufräumen, Spuren verwischen und gehen, ohne Hast, die
Sonnenbrille auf der Nase, hinaus auf die Gasse, so wird es kommen,
er sieht es voraus, jetzt da er wenige Schritte vor einer Bar steht,
aus der gerade seine Belohnung für das gelungene Tagewerk
stolpert, Molly, die Nutte, die noch einen Kunden braucht, um Freddy
den unverdienten Lohn geben zu können, sie stolpert und er fängt
sie auf, mit einer Hand ihren Oberarm fassend, so dass er
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