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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses
Autoren: Ellis Peters
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Wenn er früher behandelt worden wäre, hätte man ihn leicht heilen können; nun wird er eine Woche im Hospital bleiben müssen. Unsere jungen Leute hier brauchten mich nicht; ich bin ein Teil von dem, was für sie jetzt vergessen und vorbei ist, und Ihr seid ein Teil von dem, was nun beginnt.«
    »Melangell sagte mir, wo ich Euch finden könnte; man hat Euch vermißt. Und hier bin ich nun.«
    »Und so willkommen wie das Tageslicht«, sagte Cadfael, indem er den Mörser beiseite stellte. Lange, wohlgeformte Hände faßten die seinen, und Olivier beugte den Kopf zum Begrüßungskuß, wie er sich damals zum Abschiedskuß in Bromfield heruntergebeugt hatte. »Kommt, setzt Euch und trinkt einen Becher Wein - er ist aus eigener Herstellung. Ihr wußtet also schon, daß die beiden heiraten würden?«
    »Ich sah, wie die beiden sich begrüßten, als ich ihn herbrachte.
    Es gab keinen Zweifel, wie es enden würde. Und danach erzählte er mir von seiner Absicht. Wenn zwei sich einig sind und wissen, was sie wollen«, fuhr Olivier munter fort, »dann räumen sie jedes Hindernis aus dem Weg. Ich werde dafür sorgen, daß sie für die Heimreise ordentlich ausgestattet sind, denn ich muß einen Umweg machen.«
    Wenn zwei sich einig sind und wissen, was sie wollen! Cadfael erinnerte sich an Vertraulichkeiten, die jetzt anderthalb Jahre zurücklagen. Er schenkte vorsichtig Wein ein, da seine Hand ein wenig unruhiger war als sonst, und setzte sich neben seinen Gast, und die jungen, breiten Schultern lagen fest und lebendig an seinen älteren, steifen. Das klare, schöne Profil war eine Augenweide. »Erzählt mir von Ermina«, forderte er den jungen Mann auf; und er kannte die Antwort schon, ehe Olivier sich mit plötzlichem, strahlendem Lächeln zu ihm umwandte.
    »Wenn ich gewußt hätte, daß meine Reise mich zu Euch führt, dann hätte ich Euch von beiden gewiß viele Neuigkeiten übermitteln müssen. Von Yves - und von meiner Frau!«
    »Aaaah!« schnaufte Cadfael tief und erleichtert. »Dann ist es gekommen, wie ich hoffte! Dann habt Ihr wahrgemacht, was Ihr mir sagtet, und Erminas Familie erkannte Euch an und gab sie Euch zur Frau.« Das waren zwei gewesen, die ebenfalls wußten, was sie wollten, und sie waren unbesiegbar gewesen.
    »Wann wurde die Ehe geschlossen?«
    »Letztes Jahr zu Weihnachten in Gloucester. Sie ist gerade mit dem Jungen dort. Er ist Laurences Erbe - er ist jetzt fünfzehn.
    Er wollte mit uns nach Winchester, aber Laurence wollte nicht, daß er in Gefahr geriete. Sie sind Gott sei Dank in Sicherheit.
    Wenn dieses Chaos je aufhört«, sagte Olivier feierlich, »dann will ich sie zu Euch bringen oder Euch zu ihr. Sie hat Euch nicht vergessen.«
    »Und ich sie auch nicht, ich sie auch nicht! Und ebensowenig den Jungen. Er ist zweimal mit mir geritten und hat in meinen Armen geschlafen. Ich erinnere mich heute noch an seine Wärme und sein Gewicht. Ein guter Junge!«
    »Er wäre Euch jetzt wohl etwas zu schwer«, sagte Olivier lachend. »Im vergangenen Jahr ist er aufgeschossen wie Gras; er wird bald größer sein als Ihr.«
    »Ah, nun, ich beginne zu schrumpfen wie das Gras im Herbst.
    Und Ihr seid glücklich?« fragte Cadfael, den es nach noch mehr Glückseligkeit dürstete, als er bereits genossen hatte. »Sie und Ihr?«
    »Mehr als ich mit Worten sagen kann«, erwiderte Olivier gemessen. »Wie froh bin ich, Euch wiederzusehen und Euch dies berichten zu können. Erinnert Ihr Euch noch an das letzte Mal? Als ich mit Euch in Bromfield gewartet habe, um Ermina und Yves heimzubringen? Wie Ihr mir Karten auf den Boden gezeichnet habt, damit ich den richtigen Weg fände?«
    Es gibt einen Punkt, an dem die Freude kaum noch erträglich ist. Cadfael stand auf, um die Weinbecher nachzufüllen, und wandte das Gesicht einen Augenblick von einem Strahlen ab, das beinahe zu strahlend war. »Ah, nun, wenn dies ein Wettstreit der Erinnerungen sein soll, dann werden wir bis zur Vesper damit beschäftigt sein, denn ich habe nicht die kleinste Kleinigkeit vergessen. Also laßt uns die Flasche in Reichweite stellen und uns gemütlich setzen.«
    Doch bis zur Vesper war noch mehr als eine Stunde Zeit, als Hugh den Austausch der Erinnerungen abrupt unterbrach. Er stürmte eilig und aufgeregt herein und platzte fast vor Neuigkeiten. Doch er nahm sich mit dem Berichten Zeit, denn er wollte nicht offen über etwas frohlocken, das Olivier erschrecken und entsetzen mußte.
    »Es gibt Neuigkeiten. Gerade ist ein Kurier aus Warwick
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