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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses
Autoren: Ellis Peters
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ich dort noch? Ich muß nach Süden, nach Oxford. Was immer sie sonst sein mag, sie ist die Lehnsherrin meines Lehnsherrn, und wo sie ist, da muß ich sein.«
    Sie blickten einander schweigend an. Dann sagte Hugh freundlich: »Um ehrlich zu sein, ich hätte nichts anderes von Euch erwartet.«
    »Ich will gehen und meine Männer suchen, und wir müssen losreiten. Folgt Ihr mir zu Eurem Haus? Ich muß mich von Eurer Frau verabschieden.«
    »Ich werde Euch folgen«, erwiderte Hugh.
    Olivier wandte sich wortlos an Bruder Cadfael. Sein Ernst wurde einen Augenblick lang von einem kurzen, golden aufblitzenden Lächeln durchbrochen, das sofort wieder verschwand. »Bruder... bedenkt mich in Euren Gebeten!« Er beugte seine glatte Wange abermals zum Abschiedskuß, und als der Ältere ihm den Kuß gab, umarmte er Cadfael heftig.
    »Bis zu einer besseren Zeit!«
    »Gott schütze Euch!« sagte Cadfael.
    Und dann ging er mit raschen Schritten über den Kiesweg und lief immer schneller, aber er war weder entmutigt noch niedergeschlagen, sondern für Niederlage oder Sieg bereit. An der Ecke der Buchsbaumhecke wandte er sich kurz um und sah zurück und winkte, bevor er endgültig verschwand.
    »Ich wünschte bei Gott«, sagte Hugh, der ihm nachsah, »daß er auf unserer Seite wäre! Es ist seltsam, Cadfael! Ob Ihr es glaubt oder nicht, aber als er sich gerade umdrehte, glaubte ich, in ihm etwas von Euch zu sehen. Die Art, wie er den Kopf hielt vielleicht...«
    Auch Cadfael stand in der offenen Tür und blickte zur Hecke, hinter der das glänzende, blauschwarze Haar aufblitzte. Man konnte gerade noch die leichten Schritte auf dem Kies hören, dann wurde es still. »Oh, nein«, sagte er abwesend, »er ist ganz nach der Mutter geschlagen.«
    Eine unbedachte Äußerung. Unbedacht, aus Geistesabwesenheit oder aus Absicht?
    Das darauf folgende Schweigen störte ihn nicht; er blickte weiter zur Hecke, schüttelte leicht den Kopf, als er wieder das Bild sah, das er seit Jahren ständig vor sich sah, und das, mit Gottes und der Heiligen Hilfe, ein drittes Mal in Fleisch und Blut vor ihm stehen würde. Es wäre mehr, als er verdient hätte, aber Wunder werden nicht bemessen oder abgewogen, sondern sind unberechenbar wie Blitze.
    »Ich erinnere mich«, sagte Hugh vorsichtig und bedächtig, da er spürte, daß ihm die Spekulation gestattet war und er nur gehört hatte, was er hören sollte. »Ich erinnere mich, daß er von einem sprach, um dessentwillen ihm der Benediktinerorden besonders teuer ist... von einem, der ihn wie einen Sohn behandelte...«
    Cadfael regte sich, wandte den Kopf dem Freund zu und lächelte ihn an, als er dessen nachdenklichen Blick sah. »Ich wollte es Euch immer schon sagen«, erwiderte er ruhig. »Er weiß es nicht, und wird es von mir nie erfahren. Er ist mein Sohn.«
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