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Phantom des Alexander Wolf

Phantom des Alexander Wolf

Titel: Phantom des Alexander Wolf
Autoren: G Gasdanow
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Georgi Iwanowitsch Gasdanow in Petersburg. Seine Eltern waren Osseten, stammten aus dem Nordkaukasus, und aus ihrem ossetischen Umfeld wuchs dem Jungen der Rufname Gaito zu. Der Vater hatte Forstwirtschaft studiert, seine Tätigkeit führte die Familie bald nach Sibirien, dann wieder nach Russlands Westen. Bereits 1911 starb der Vater. 1917, zur Zeit der Revolution, lebte Gasdanow mit seiner Mutter in Charkow und besuchte das Gymnasium.
    Chaos und Revolutionswirren wollten gerade in den südlichen Landesteilen kein Ende nehmen, mal herrschten die Roten, mal die Weißen, dann unabhängige ukrainische oder deutsche Truppen. Auch Charkow ging immer wieder in andere Hände über. Als die Weißen 1919 die Stadt besetzt hielten, meldete sich der Gymnasiast Gasdanow, noch nicht ganz sechzehnjährig, freiwillig zum Militär. Auf einem Panzerzug lernte er als Soldat ein Jahr lang die Schrecken des Bürgerkriegs kennen. Im November 1920 wurde er mit den Überresten von General Wrangels »Russischer Armee« von der Krim evakuiert. Und blieb zunächst Soldat, denn auf der Halbinsel Gallipoli an den Dardanellen fasste man die Armeereste in einem Militärlager zusammen. Schließlich gelang es Gasdanow, nach Konstantinopel zu fliehen. Und im bulgarischen Schumen schloss er 1923 das dortige russische Gymnasium mit dem Reifezeugnis ab.
    Um diese Zeit wurde Paris mehr und mehr zur Hauptstadt der russischen Emigration, über 50000 Russen, schätzt man, hatten sich dorthin geflüchtet. Aus Berlin, mit seinem »Charlottengrad« ursprünglich das erste Ziel auswandernder oder ausgestoßener Intellektueller, verlagerte sich nun auch das russische Kulturleben mehr nach Paris. Als der kaum zwanzigjährige »Kriegsveteran« Gasdanow dort ankam, traf ihn die ganze Härte des mittellosen Emigrantendaseins. Er schlug sich als Lastträger im Hafen und als Lokomotivwäscher durch, eine Zeitlang war er bei der Automobilfirma Citroen beschäftigt, und zwischendurch nächtigte er, arbeits- und obdachlos, als Clochard auf Parkbänken oder in der Metro. Seine Situation besserte sich erst, als er 1928 in den klassischen Emigrantenberuf wechselte: Er wurde Taxichauffeur. Und zwar fuhr er nachts, so konnte er tagsüber Vorlesungen an der Sorbonne besuchen. Und – schreiben.
    Ab 1926 tauchten Erzählungen Gasdanows in russischen Publikationsorganen des Exils auf. Der junge Autor beteiligte sich am Literaturleben, diskutierte mit in Klubs und Zirkeln, und Ende 1929 landete er einen Coup, der ihn schlagartig berühmt machen sollte: Es erschien sein erster Roman Abend bei Claire . Überall in der Emigrantenpresse wurde das Buch besprochen. Besonders beeindruckend war für Gasdanow ein Brief von Maxim Gorki; ausführlich beschrieb Gorki seine Leseeindrücke, bescheinigte dem jungen Romancier ein großes, eigenwilliges Talent und wollte sich um eine Veröffentlichung in der Sowjetunion kümmern. Daraus wurde jedoch nichts, ebensowenig konnte Gorki Mitte der 30er Jahre Gasdanow zur Rückkehr in die Sowjetunion verhelfen; Gasdanow hatte seiner Mutter wegen, die mittlerweile wieder im Kaukasus lebte und krank war, in das Land der ungeliebten Bolschewiken zurückkehren wollen.
    Während des Zweiten Weltkriegs blieb Gasdanow im besetzten Paris und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Außerdem war er für die Résistance tätig, er half entlaufenen sowjetischen Gefangenen, die in Frankreich als Partisanen kämpften. Das beschrieb er später in dokumentarischer Prosa; unter dem Titel »Je m’engage à défendre« kam der Text 1946 in französischer Übersetzung heraus – die erste Veröffentlichung in der Sprache des Gastlandes.
    Obwohl Gasdanow vor wie nach dem Krieg Erzählungen und Romane veröffentlichte, zwang ihn die materielle Not, weiterhin Taxi zu fahren. 1947–48 erschien sein Roman Das Phantom des Alexander Wolf in der New Yorker Zeitschrift »Nowy Schurnal«, nun kündigten sich erste Übersetzungen in europäische Sprachen an. Seine soziale Lage änderte sich jedoch erst, als er 1953 als Redakteur zum amerikanischen Sender Radio Liberty nach München ging. Zeitweilig leitete er die Pariser Redaktion des Senders, dann wieder betreute er unter dem Pseudonym Georgi Tscherkassow in München russische Programme, vorwiegend zu literarischen Themen. In München auch starb Gasdanow am 5. Dezember 1971 an Lungenkrebs; bestattet wurde auf dem Russischen Friedhof Sainte-Geneviève-des-Bois bei Paris.
    Nach Gasdanows Tod wurde es um seinen Namen immer
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