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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
Autoren: Friederike Schmöe
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verschwinden.
     
    Katinka saß auf dem Wannenrand in Hardos penibel aufgeräumtem Badezimmer. Sie war nackt. Zwischen Hals und Knien gab es keine Stelle, die nicht blau, violett oder geschwollen gewesen wäre. Katinka zitterte vor Kälte, aber sie musste das alles ansehen. Sie musste verstehen, was in dieser Nacht mit ihr passiert war. Hardo wird mir wieder nahelegen, dass der Fall zu groß für einen allein war, dachte sie resigniert. Ich habe Paula nicht beschützt, den Fall nicht gelöst, Cuno in Gefahr gebracht, mich saudumm angestellt und nichts bewegt. Sie schauderte. Stellte sich unter die Dusche und ließ sich das Wasser so heiß, wie sie es gerade noch aushielt, auf die Haut prasseln. Die aufgeschürften und geschwollenen Stellen brannten. Sie wusch sich dreimal das Haar mit Lindenblütenshampoo. Rieb sich den Körper mit Cremeseife ein. Irgendwann, als genug Wärme in ihren Körper gespült und der Benzingeruch endgültig durch den Abfluss gegurgelt war, hüllte sie sich in ein Badetuch und musterte ihr Gesicht im Spiegel. Gerötet, vom heißen Wasser. Sonst nichts Besonderes. Einfach ein Gesicht, eine gewisse Hoffnungslosigkeit in den Augen.
    »Katinka, ist alles in Ordnung?«, kam Hardos Stimme.
    Wahrscheinlich kreiste er wie ein Barrakuda durch den Flur.
    »Ich komme gleich!«, rief sie hinaus. Er hatte ihr ein paar Klamotten von sich gegeben, Pulli, T-Shirt, Sporthose. Dreimal zu groß, aber trocken und warm. Sie wickelte ein Handtuch um ihr nasses Haar und öffnete die Badtür.
    »Wir müssen im Krankenhaus anrufen und nach Cuno fragen«, sagte sie.
    Er lächelte.
    »Mache ich sofort.«
    Sie folgte ihm ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Irgendwie gelang es ihr, eine bequeme Stellung zu finden. Hardo redete mit verschiedenen Leuten, bis er schließlich jemanden an der Strippe hatte, den er so lange in ein Gespräch verwickelte, bis er wusste, was er wissen wollte.
    »Es geht aufwärts«, sagte Hardo. »Er schwebt nicht in Lebensgefahr. Dem Curarin war ein Beruhigungsmittel beigemischt, sodass dein werter Kollege nicht viel von dem ganzen Drama mitbekommen hat.« Er setzte sich zu Katinka aufs Sofa. Sie spürte ihr Herz beschleunigen.
    »Ich habe total versagt«, murmelte sie.
    »Wer sagt das? Hast du den Fall nicht gelöst?«
    Sie war ihm dankbar für sein Lächeln, schüttelte aber den Kopf.
    »Nein, nein.«
    »Du hast uns zu Georg geführt. Wir wären noch lange nicht draufgekommen. Gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.«
    »War die Gasheizung in dem Bauwagen eigentlich manipuliert?«, fragte Katinka.
    »Die Brandfahnder sagen, es war ein technischer Defekt. Hätte ich nicht für möglich gehalten. Anscheinend hat noch niemand außer euch beiden das Gerät eingeschaltet. Sonst wäre es schon früher in die Luft geflogen. Übrigens, der falsche Norbert heißt auch Norbert, hört aber auf den Familiennamen Borgmann. Komischer Zufall.«
    »Er spielt so was wie Dolmetscher für Süßholz«, sagte Katinka matt. »Er kann Tschechisch. Süßholz handelt mit den Narkosemitteln. Seine Abnehmer sind tschechische Ärzte, die Abtreibungen bei fortgeschrittenen Schwangerschaften vornehmen.«
    »Aha!«, sagte Hardo und Katinka bemerkte, wie er sich eine Notiz in seinem Gedächtnis machte. »Wer hat deiner Meinung nach Wertinger umgebracht?«
    »Ich denke, es war Norbert. Aber ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, der Mord an Hagen hat Süßholz alle Kraft gekostet. Er ist nicht der Typ, bei dem es schon nicht mehr drauf ankommt, ob er einen oder zwei Menschen umbringt.« Sie schwieg eine Weile. »Wie habt ihr mich gefunden?«
    »Das hast du deinem Kollegen zu verdanken, dem Anarchisten.«
    Katinka musste lachen. »Er ist doch kein Anarchist!«
    Hardo legte den Arm um sie. Sie kuschelte sich an seinen kratzigen Pullover.
    »Egal. Er hatte deine ungefähre Position und das Kennzeichen von Süßholz’ Polo. Zum Glück fiel einem Bramberger Einwohner, der Herbstnächte liebt, ein Convoi aus einem voll beladenen Kleinwagen und einem Jeep auf. Sie rasten in ziemlichem Tempo durch den Ort. Dann war es nur noch schlichte Kombination, die uns zur Burg geführt hat, immerhin sind wir schon mal dorthin ausgerückt. Georg muss seinen Bruder angerufen und gefragt haben, was er mit dir machen soll, nachdem du ihm auf die Schliche gekommen bist. Karl hat dann vorgeschlagen, dich auszuschalten«, Hardo drückte Katinka fest an sich, »und dort zu beseitigen, wo ohnehin schon eine Menge Brandspuren sind. Meiner Ansicht
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