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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
Autoren: Friederike Schmöe
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nach hätte die Spurentechnik sich dennoch ein genaues Bild machen können, aber Gott sei Dank ist es dazu nicht gekommen.«
    Katinka zuckte die Achseln.
    »Mit Elvira«, begann sie. Die Frage brannte auf ihren Lippen. »Das ist vorbei?«
    Hardo seufzte.
    »Da war nie was. Ich war zu spät bei der Explosion in Königsberg. Ich fühlte mich schuldig. Ich dachte…ich dachte nichts, ich versuchte, zu kompensieren, ihr beizustehen, ich fühlte mich ihr verbunden, weil sie auch einen Menschen verloren hatte, wie ich.« Er machte eine lange Pause. »Hattest du gedacht, ich habe eine«, er suchte nach Worten, »Beziehung mit ihr angefangen?«
    »So ähnlich.«
    Er lächelte.
    »Ach, komm schon!«
    Katinka lehnte den Kopf an seine Schulter. Ein Stöhnen kam aus ihrem Hals.
    »Was ist?«, fragte Hardo. »Selbstmitleid?«
    Sie fuhr hoch.
    »Schon gut.« Er streifte das Handtuch von ihrem Haar und fuhr ihr durch die feuchten Strähnen. »Hm, du riechst gut. Weißt du, Resignation ist das gefährlichste Gefühl, dem man sich hingeben kann. Es ist ein schleichendes Gift, macht hoffnungslos, und alle Begabungen und Fähigkeiten erlahmen. Etwas Schlimmeres kann man sich nicht antun.«
    »Ich bemitleide mich nicht selbst. Alles tut mir weh.«
    »Wollen wir das ändern?«, fragte Hardo.
    Sie sah in seine grauen Augen, die schimmerten wie schmelzendes Eis. Er schob den Pullover hoch, den sie trug, und das T-Shirt. Hielt inne. Sie senkte die Augen. Sie wollte nicht, dass er sie so sah. Und doch wollte sie es wieder. Seine Finger wanderten über die Blutergüsse und Schwellungen.
    »Wer war das?«, fragte er mit seiner Polizistenstimme.
    Sie konnte nichts sagen. Kein Laut kam über ihre Lippen. Sein Zeigefinger fuhr sacht über ihre Haut.
    »Katinka! Wer war das!«
    »Georg«, flüsterte sie. Ihr Hals war staubtrocken.
    »Dieses Schwein!« Er sprang auf, kam mit einer Schachtel Schmerztabletten und einem Glas Wasser aus der Küche, setzte sich neben Katinka, drückte ihr zwei Tabletten in die Hand. »Dafür kriege ich ihn dran. Ich mache ihn alle.«

Epilog
    Eine Woche später war der Herbst eingekehrt. Graue Regenschleier wehten über die Wälder und Hügel, als sie um zwei Uhr nachmittags vor dem kleinen Friedhof oberhalb von Ebrach hielten. Katinka war vorausgefahren. So ein Cabrio ist eindeutig nur was für schönes Wetter, dachte sie und zog fröstelnd die Schultern hoch. Irgendwo zieht immer der Wind durch.
    »Manno, hier ist alles matschig«, beschwerte sich Cuno, der aus seinem Bus sprang und sich in Hardos Auto rettete. »Ich sag’s ja: Die Welt ist gnadenlos, sadistisch und selbstgerecht. Warum muss es ausgerechnet heute schütten wie aus Kannen?«
    Hardo verdrehte die Augen. Katinka kletterte auf den Beifahrersitz und grinste ihn verschwörerisch an. Sie hatte ihren ersten guten Tag. Die blauen Flecken an ihrem Körper verblassten, und endlich konnte sie sich halbwegs schmerzfrei bewegen. Am Abend zuvor war sie sogar joggen gewesen, was ihr einen genervten und mindestens ebenso besorgten Blick von Hardo eingebracht hatte.
    »Eines noch«, sagte der Kommissar, »bevor es losgeht hier. Karl Süßholz hat ein paar Telefongespräche auf Band aufgenommen, die er mit Norbert Borgmann geführt hat.«
    »Was? Wozu das denn!«, rief Cuno und glättete seinen nassen Pferdeschwanz.
    »Offensichtlich hat er seinem Dolmetscher nicht über den Weg getraut. Hatte richtig Angst vor ihm«, sagte Hardo. »Ihr beide kommt auch darin vor.«
    Katinka und Cuno warfen sich einen Blick zu.
    »Daraus geht hervor, dass Norbert vorschlug, Katinka und vielleicht auch Sie auszuschalten, Herr Fischer.«
    Herr Fischer, dachte Katinka und presste die Lippen zusammen, um nicht laut zu lachen. Klingt aus Hardos Mund und mit Bezug auf Cuno und seinen Indianerohrring nicht gerade passend.
    »Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen«, fuhr der Kommissar fort. »Norbert wusste, dass Karl Hagen auf dem Gewissen hat. Norbert hatte seinen Kompagnon also in der Hand.«
    Paula empfing sie in der Kapelle. Sie trug ein enges, schwarzes Kostüm. Ihre ausdruckslosen Augen gingen auf das Konto von Medikamenten. Katinka musterte die Gäste. In ihren Trauerklamotten sahen sie aus wie melancholische Raben, aufgereiht für den Abflug in eine andere Welt. Bernhild trug ein extravagantes Kleid, Marie saß neben ihr und lehnte den Kopf an ihre Schulter. Gerfried Jäger sah ehrlich erschüttert aus, Paulas Bruder Goddi konnte nicht stillsitzen, und Michael Henz kauerte
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