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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
Autoren: Friederike Schmöe
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sah den kleiner werdenden Rücklichtern nach. Hardo lehnte an seinem Golf. Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte. Sie wusste auch nicht, ob sie nach Hause gehen sollte. Alles schien ihr leer, so leer wie der Parkplatz an diesem trüben Herbstabend. Vielleicht war einfach nur eine von vielen Phasen ihres Lebens zu Ende gegangen. Eine Liebe war gestorben. Da, wo ihr Herz schlagen sollte, gab etwas Dunkles, Schweres den Rhythmus vor.
    »Katinka?«, fragte Hardo leise, als sie vor ihm stand.
    »Hm?«
    »Ist alles in Ordnung?«
    Blöde Frage, dachte Katinka, aber sie hätte auch keine bessere zu stellen gewusst.
    »Ich fahre nach Hause«, sagte sie.
    Er nickte nur.
    Katinka stieg in ihr Cabrio. Sie würde es nicht noch einmal über den Winter bringen. Sie würde es verkaufen und sich ein richtig praktisches Auto zulegen. Sie drehte den Zündschlüssel und fuhr an. Im Rückspiegel sah sie Hardo immer kleiner werden, bis ihn die Dunkelheit verschluckte.
     
    Sie dachte an Rilke. An den Schatten auf den Sonnenuhren und die losgelassenen Winde. ›Wer jetzt kein Haus hat.‹ Verfluchte Poesie. Sie fuhr schnell, hatte Hardo längst abgehängt. In Bamberg hielt sie direkt vor seinem Haus. Er kam zehn Minuten später und parkte gegenüber. Sie stieg aus dem Käfer. Um ihre Füße wirbelten die letzten Herbstblätter.
     
     
    E N D E
     

Herbsttag
     
    Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
    und auf den Fluren laß die Winde los.
     
    Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
    gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
    dränge sie zur Vollendung hin und jage
    die letzte Süße in den schweren Wein.
     
    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
    Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
    wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
    und wird in den Alleen hin und her
    unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
     
     
    [Rainer Marie Rilke: Das Buch der Bilder, S. 42. Zitiert nach: Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik, S. 59027 (vgl. Rilke-SW Bd. 1, S. 398)]
     
     
     
     
     

Danksagung
    Für Unterstützung bei den Recherchen zu ›Pfeilgift‹ danke ich Dr. Christoph Schindler (Institut für Neuropathologie, Bamberg).
    Dank an H.
    Dank an GH.
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