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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
Autoren: Friederike Schmöe
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für Tag, Stunde um Stunde. Frage mich, ob er es schafft, in der Wirklichkeit Fuß zu fassen. Aber augenscheinlich kriegt Georg das normale Leben nicht in den Griff.«
    Raschelnde Schritte kamen näher. Georg tauchte auf, den leeren Plastiksack lässig in der Hand, und begann, die nächsten Reifen hineinzupacken. Er arbeitete schnell. Katinka wurde schwindlig. Sie lag immer noch auf der Seite, und musste von ihrem eingeschränkten Blickwinkel aus die Situation beurteilen. Norbert war geschickt aus ihrem Gesichtsfeld getreten. Sie wusste nicht, was er tat. Aber sie war sich sicher, er würde sie abknallen, einfach so. Er besaß die nötige Kaltblütigkeit. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie stöhnte vor Schmerz.
    »Könnten Sie mir hier raushelfen?«, fragte sie Karl Süßholz.
    Er nickte und kam heran.
    »Lass das«, fuhr Norbert dazwischen.
    »Norbert, bitte.« Etwas Aristokratisches ging von Süßholz aus, seinem Anzug, seinem lockigen Haar, selbst sein resigniertes Gesicht strahlte Vornehmheit aus. Er trieb ein Taschenmesser auf und zerschnitt Katinka die Fesseln. Ihre Gelenke waren steif, die Finger taub. Jede Bewegung tat weh. Es gelang ihr kaum, sich aufzurichten. Karl Süßholz musste ihr helfen. Die Berührung seiner Hände beruhigte sie.
    »Sie könnten abhauen«, murmelte Katinka. »Nehmen Sie Ihren Bruder und Ihren Kompagnon und machen Sie sich davon.« Sie hockte sich auf die Stoßstange.
    Er lächelte müde. Norbert streckte ihr die Pistole entgegen und sagte:
    »Halt! Hier wird kein Tänzchen aufgeführt.«
    Karl legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es ist vorbei«, sagte er nur.
    Norbert spie aus. »Wenn du nicht die Nerven verloren hättest, wäre nie etwas aufgekommen. Nie. Unsere hübschen kleinen Geschäfte interessieren doch gar nicht.«
    »Bist du Arzt, Norbert?«, fragte Katinka. »Und wie heißt du eigentlich wirklich?«
    »Ich?« Vor Verblüffung ließ er die Waffe sinken. Dann fing er sich. »Ach so! Quatsch! Schön falsch kombiniert, Detektivin!« Er lachte laut auf, so laut, dass der Wald das Echo zurückwarf. Katinka gefror das Blut in den Adern. »Ich bin ein simpler Uhrmachermeister. Da hast du es.«
    Deswegen arbeitete er unter Kunstlicht! Katinka stöhnte auf.
    »Und das Curare?«
    »Es bringt Geld«, sagte Norbert. »Ich brauche die Kohle, die man damit verdient. Verstehst du? Die Kohle! Wir haben eine super Quelle und einen potenten Abnehmer. Im Einkauf liegt der Verdienst, weißt du das eigentlich? Kaufe so billig wie möglich ein, aber verkaufe so teuer, wie es nur geht.«
    »Wertinger hat euch diese Quelle aufgetan, oder?«
    Norberts Gesicht verhärtete sich. »Hör jetzt auf zu quatschen.«
    Karl Süßholz jedoch nickte. »Es war kein Problem, Frau Palfy. Wirklich alles, was existiert, kann man kaufen. Man bekommt alles. Wir hatten einen Kunden in der Tschechischen Republik. Unter Nachbarn kennt man sich ja. Norbert ist unschlagbar in dieser Hinsicht. Seine Mutter war Böhmin, er spricht fließend Tschechisch.«
    »Aber wer benutzt das Curarin? Die Leute, die den Opfern die Nieren entnehmen?«
    Süßholz sah sie erstaunt an, dann lächelte er. »Aber nein. Keine Organe. Abtreibungen. Es gibt ein paar Gynäkologen, die abends nach Praxisschluss Abtreibungen vornehmen. Schnell und effizient. Auch bei Schwangeren, die längst über den dritten Monat raus sind.«
    »Halt doch den Rand!«, regte sich Norbert auf. Katinka betrachtete ihn. Er machte auf cool, aber letztlich war er ein Stümper. Er hatte nicht einmal nachgesehen, ob Katinka ihre Waffe noch hatte. Sie spürte die Beretta unter ihrer Achsel. Sie musste sie nur schnell genug ziehen, aber das ging nicht, solange Norbert aufmerksam war und seine Pistole schon geladen in der Hand hatte. Wenn sie ihn ablenken könnte. Wenn Karl Süßholz ihn ablenken könnte…
    »Hat Wertinger Stress gemacht?«, fragte sie. »Musste er deshalb sterben?«
    Norbert zuckte nur die Schultern.
    »Ich wollte das nicht«, erklärte Süßholz. »Ich wollte das nicht. Aber…«
    Also war Norbert Wertingers Mörder? Wie finden nur zwei Vögel wie Norbert und Karl zusammen, fragte sich Katinka. Norbert, der sich hauptsächlich dafür interessierte, seine Einkünfte durch ein paar Geschäfte aufzustocken, und Karl Süßholz, der in einen Mord gerutscht war, um seinen Bruder zu schützen?
    Georg taperte den Hang herunter. »Noch ein Sack«, sagte er unbeteiligt, »dann haben wir genug.«
    Karl Süßholz hat Hagen umgebracht, dachte Katinka. Er ist im
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