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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
Autoren: Friederike Schmöe
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passiert. Unser Lehrling hat vergessen, Verbandskasten und Warndreieck wieder in den Kofferraum zu legen.«
    Es war still in der Leitung.
    » Wer sind Sie?«, kam es schließlich gedehnt. »Herr Süßholz hat den Wagen persönlich abgeholt. Er hat ihn vor wenigen Minuten gebracht.«
    Katinka duckte sich hinter das Auto und legte auf. Süßholz hatte seinen Wagen nicht selbst abgeholt. Sie hatte es doch mit eigenen Augen gesehen. Wütend steckte sie ihr Telefon in die Hosentasche. Eine Weile wartete sie, dann ging sie zu ihrem Beetle und fuhr ein paar Straßen weiter. Sie parkte am Straßenrand und stellte den Motor ab.
    ›Herr Süßholz hat den Wagen persönlich abgeholt.‹ So ein Quatsch, dachte Katinka und schaltete das Radio ein. Sie probierte verschiedene Programme aus und landete bei einer Sendung über Schizophrenie. Lustlos steckte sie eine CD in den Schlitz und lauschte der Peer-Gynt-Sonate. Irgendwas arbeitete in ihrem Kopf. Sie wusste nur nicht, was, aber die Nervenzellen suchten sich ihre Verbindungen selbst. Ihr wurde heiß. Sie öffnete das Fenster. ›Herr Süßholz hat den Wagen persönlich abgeholt.‹
    Sicher!
    Sie fuhr hoch und schlug sich das Knie am Lenkrad an. Süßholz hatte einen Bruder! Wertinger hatte es ihr erzählt. Karl Süßholz kümmerte sich um seinen Bruder, der wegen Schizophrenie in einer Klinik behandelt und mit halbwegs guten Aussichten entlassen worden war. »Wie hieß er doch«, murmelte Katinka. Es war auch so ein klassischer Name. Nicht Karl natürlich. Aber so ähnlich. Werner. Nein. Andreas. Nein. Gregor. »Georg!«, schrie sie und stellte die Musik ab. »Georg Süßholz«, sagte sie zum Rückspiegel. Und sie hatte ihn schon gesehen, gestern, nach ihrem und Cunos Besuch bei Karl Süßholz. Wenn man so gar nichts findet, da wo man sucht, wiederholte sie Cunos Worte, dann sucht man eben woanders.
     
    Katinka startete den Motor und fuhr zu Mesoltech zurück. Wieder wartete sie eine gute halbe Stunde. Dann tauchte Georg Süßholz auf. Er kam im Stechschritt aus dem Firmengebäude und quetschte sich in einen grünen Polo. Katinka fuhr ihm nach. Mitten im Schweinfurter Stadtverkehr rief Cuno an.
    »Ja?«, rief Katinka gehetzt.
    »Ich war bis jetzt bei Paula. Morgen wird sie entlassen.«
    »Wie geht’s ihr?«
    »Sie ist relativ ruhig und gefasst und will versuchen, erst mal die Beerdigung und das alles hinter sich zu bringen. Hagen wird nächsten Mittwoch beerdigt. Wir sind beide eingeladen, aber ansonsten entzieht Paula uns jeden Auftrag.«
    »Warum das denn?«
    »Es ist das einzig Richtige, Katinka. Wir können nichts mehr ausrichten.«
    »Moment. Du vielleicht nicht. Ich sollte sie beschützen.«
    »Wahrscheinlich sieht sie keine Notwendigkeit mehr«, sagte Cuno flapsig. »Sie braucht höchstens jemanden, der sie vor sich selbst schützt.«
    Fluchend fegte Katinka bei Dunkelgelb über eine Ampel, um den Anschluss an Georgs Polo nicht zu verlieren.
    »Ich habe sie auch gefragt, warum sie und Hagen ihr Geschäft ausgerechnet in Schweinfurt aufgemacht haben. Paula wollte das so. Sie lebt gern hier.«
    Katinka schnaubte. »Hör mal, ich fahre gerade dem Bruder unseres Kumpels Süßholz nach. Hast du meine Nachricht abgehört?«
    »Nachricht?«, fragte Cuno. »Nein.«
    »Dann mach’s und ruf mich wieder an.« Genervt legte Katinka das Handy weg.
     
    Georg Süßholz verließ Schweinfurt über Gochsheim. Ab und zu ließ Katinka ein Auto zwischen sich und ihr Zielobjekt einbiegen. In Grettstadt hielt er sich links, und bald merkte Katinka, dass sie in den Steigerwald kamen. Es wurde dämmrig. Die feurigen Herbstfarben der Wälder verblassten allmählich. Nur die Baumwipfel leuchteten noch wie bunte Kapuzen. Im Rückspiegel bestaunte Katinka einen dramatischen Sonnenuntergang, der den Himmel in schrilles, kitschiges Pink tauchte.
    Georg querte mehrere Dörfer. Er fuhr nicht schneller als siebzig, bog zügig ab und wusste anscheinend genau, wo er hinwollte. Schließlich lenkte er den Polo auf einen Flurbereinigungsweg. Katinka schaltete ihr Licht aus und folgte ihm in großem Abstand. Hier war alles einsam. Nichts für Cuno, dachte sie und grinste. Hoffentlich hatte er sich endlich ihre Nachricht zu Gemüte geführt. Sie rief ihn an, aber wieder schaltete sich nur die Mailbox an. Sie nannte ihm das Kennzeichen von Georgs Auto und gab durch, wo sie sich ungefähr befanden. Der Polo bremste. Georg blendete die Scheinwerfer ab und stieg aus. Katinka stellte den Motor ab. Sie sprang aus
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