Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
sich in der hintersten Reihe zusammen.
    Der Sarg wurde in den Regen hinausgetragen. Katinka kamen die Tränen. Ruth Stein trat zu ihnen und nickte kurz. Sie hatte einen roten Anorak an und ihre Baskenmütze zum Schutz gegen den Regen auf. In der Düsternis des Herbstnachmittags leuchtete sie wie ein Warndreieck.
    Die Grube war halb mit Wasser vollgelaufen. Katinka konnte nicht hinsehen, als der Sarg hinuntergelassen wurde, und nahm sich vor, für ihr eigenes Ableben eine Feuerbestattung festzulegen. Cuno zupfte sie am Ärmel.
    »Was ist?«, zischte sie.
    »Ich lasse mich verbrennen. In einer Lehmgrube will ich jedenfalls nicht enden. Guck mal, wie das blubbert«, wisperte Cuno in ihr Ohr.
    »Danke, dass du gekommen bist«, sagte Paula, als Katinka sie umarmte. »Danke auch für deine ganzen Mühen. Immerhin wissen wir jetzt, wer Hagen auf dem Gewissen hat.« Sie sah in die Ferne. »Ich bin jetzt allein. Ich habe niemanden mehr. Alles steht mir offen. Schick mir die Rechnung.«
     
    Sie verließen den Leichenschmaus in einem Ebracher Café so früh wie möglich, ohne dass es allzu unhöflich aussah. Es hatte aufgehört zu regnen, und ein scharfer Wind hatte die Wolken weggeblasen. Die Sonne ging in dramatischen Farben unter.
    »Hexensabbat des Weltenraums«, murmelte Ruth Stein.
    »Haben Sie schon Rückmeldung von den tschechischen Kollegen?«, fragte Katinka.
    »Sie sind dran. Ein Arzt ist geständig«, antwortete Hardo.
    »Der Fall ist so verrückt«, murmelte Katinka. »Wir haben die ganze Zeit in der Handelsagentur herumgeschnüffelt und nichts Brauchbares gefunden. Dabei hätten wir unsere Fühler nur mal in eine andere Richtung strecken müssen.«
    »Das ist oft so«, sagte Ruth Stein tröstend. »Leider sind Menschen Wesen, die immer in festgefahrenen Bahnen denken. Das hängt mit unserem Gehirn zusammen. Es kalkuliert voraus, ob sich die Mühe lohnt. Im Zweifelsfall siegt die Faulheit. Übrigens: Norbert Borgmann hat gestanden. Er hat Wertinger betäubt und in den Wagen gesetzt, den Motor laufen lassen–finito.«
    Cuno verzog das Gesicht. »Warum hat er das getan?«
    »Wertinger hat irgendwann einmal eine Unterhaltung zwischen Süßholz und Norbert mitbekommen«, sagte Ruth Stein. »Wahrscheinlich ein Gespräch, das ihm Aufschluss gab über Dinge, die ihn schon länger erstaunten. Norbert wollte einfach einen unliebsamen Zeugen verräumen.«
    »Was wird nun mit Georg Süßholz passieren?«
    »Er ist wahrscheinlich nicht schuldfähig«, sagte Hardo, »und zieht wieder in die Klinik um. Es wird eine Flut von psychologischen Gutachten und Gegengutachten geben. Außer Karl hat er keine Verwandten, die sich um ihn kümmern könnten, und sein Bruder fällt jetzt aus.«
    »Warum hat Süßholz die Telefonate mit Norbert mitgeschnitten?«, fragte Cuno. »Das war dermaßen unvorsichtig. Er hätte ahnen können, dass ihm diese Geschichte das Genick bricht.«
    Die Stein stülpte sich ihre Baskenmütze über das Kraushaar.
    »Ich nehme an, er wollte irgendwas in der Hand haben, womit er Norbert unter Druck setzen konnte. In den Verhören gab er zu verstehen, dass er sich seinem Kumpel schon ziemlich lange ausgeliefert fühlte. Einem wie Karl Süßholz passt das gar nicht.«
    »Karl Süßholz hat Hagen wirklich nur umgebracht, weil er seinen Bruder schützen wollte«, sagte Katinka nachdenklich. Es wurde nun sehr schnell dunkel. Die feurigen Farben am Horizont verloschen. »Das Curare hatte er ja. Er nahm Pfeil und Bogen von unserem Kurs, um von sich abzulenken.«
    »Ich hatte es mir gleich gedacht«, erklärte die Stein, »dass es jemand sein musste, der gut zielen kann. Ob mit Hightechpfeilen oder Eibenbögen«, fügte sie mit einem Seitenblick auf Katinka hinzu.
    Katinka sagte nichts. Sie vergrub die Hände in den Hosentaschen.
    »Georg hat gerne gezündelt, als kleiner Junge schon«, sagte Hardo. »Es begann mit harmlosen Geschichten. Er fackelte Müllcontainer ab und entwickelte eine Leidenschaft für Lagerfeuer. An seinem zehnten Geburtstag brannte er einen Kaninchenstall ab, mitsamt Kaninchen. Karl erzählte der Mutter davon. Georg kam in ein Heim. Karl fühlt sich heute noch schuldig, glaubt, seinen Bruder verpetzt zu haben, obwohl er vollkommen richtig gehandelt hat.«
    »In der Mordnacht traf sich Hagen mit Süßholz im Wald bei Lichtenstein«, sagte die Stein, »nachdem sie sich per Handy verabredet hatten. Es sollte nachts sein, damit Paula nichts mitbekommt. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, weshalb die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher