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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und jedes Mal schämte er sich ein bisschen weniger dafür.
    »Die Burschen gönnen mir aber auch nicht den kleinsten Spaß«, beschwerte sich Abu Dun. »Ich muss dringend mit ihnen reden. Unsere Aufgabenteilung gefällt mir nicht.«
    Andrej antwortete schon deshalb nicht, weil ihm der Sinn nicht nach Abu Duns Albernheiten stand – wenigstens redete er sich das ein. In Wahrheit hatte er wohl eher Angst, ihm zuzustimmen, wenn auch aus einem gänzlich anderen Grund, als der Nubier annehmen würde: Auch er bedauerte es, zu spät gekommen zu sein, um an dem Töten teilhaben zu können.
    »Hör mit dem Unsinn auf«, sagte er daher barsch. »Da hinten ist Don Corleanis. Komm, ich habe ein paar Fragen an unseren neuen Freund.«
    »Darf ich sie ihm stellen?«, erkundigte sich Abu Dun hoffnungsvoll.
    Andrej schüttelte zwar den Kopf, antwortete aber trotzdem: »Wenn ich mit seinen Antworten nicht zufrieden bin, gerne.«
    Er eilte Corleanis entgegen, der mit gleich zwei doppelläufigen Pistolen bewaffnet war und so wild mit ihnen herumfuchtelte, dass Andrej halbwegs damit rechnete, dass er sich ein paar Zehen abschießen könnte. Dabei brüllte er Befehle, die Andrej nicht verstand und die anscheinend niemanden zu interessieren schienen. Andrej vertrat ihm mit einem so raschen Schritt den Weg, dass er nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte und unsanft gegen ihn prallte.
    »Ayla!« Andrej packte ihn so derb am Kragen, dass Corleanis ein überraschtes Quieken ausstieß und beinahe seine Pistolen fallen gelassen hätte. »Wo ist sie? Wenn du ihr etwas getan hast, ersäufe ich dich vor den Augen deiner Männer!«
    »Ihr ist nichts passiert!« Corleanis fuchtelte noch heftiger mit seinen Pistolen herum, war aber immerhin klug genug, nicht in Andrejs Richtung zu zielen. Abu Dun drückte sie trotzdem kurzerhand hinunter.
    »Dann sag mir, was …«
    »… ich mir dabei gedacht habe, mich mit Männern zusammenzutun, die auf dem Weg nach Rom sind, um den Papst zu töten?«, fiel ihm Corleanis ins Wort. Sein Blick war nicht frei von Furcht, aber er klang zugleich auch trotzig und auf eine Art stolzerfüllt, die Andrej ihm niemals zugetraut hätte. »Hast du das wirklich geglaubt? Dass ich für Geld dabei mithelfe, den Vater der Christenheit umzubringen?«
    Er machte sich mit einer zornigen Bewegung los. »Wenn du das tatsächlich geglaubt hast, dann tust du mir leid!«
    Andrej sah ihn nur verwirrt an, doch Abu Dun machte ein nachdenkliches Gesicht und sagte: »Sie waren schon vorher hier.«
    »Schon vor zwei Tagen«, bestätigte Don Corleanis. »Hättet ihr mir gleich die Wahrheit gesagt, dann wäre alles anders gekommen!«
    »Welche … Wahrheit?«, fragte Andrej verwirrt.
    Corleanis runzelte die Stirn, trat einen halben Schritt zurück und maß Andrej mit einem langen Blick von Kopf bis Fuß. In seinen Augen erschien ein Ausdruck, den Andrej nicht deuten konnte. »Ihr habt keine Ahnung.«
    »Keine Ahnung wovon?«, fragte Abu Dun. »Treib keine Spielchen mit uns, Fettsack!«
    »Er hat es euch nicht gesagt«, stellte Corleanis fest. »Er hat euch nichts gesagt, habe ich recht?« Wovon auch immer er sprach, es schien ihn im Stillen königlich zu amüsieren. Sein Blick wurde wieder zornig. »Aber das ändert nichts, wisst ihr? Es ist die Absicht, die zählt, wenigstens für mich. Und auch für Danelli. Ihr seid hierhergekommen, um den Papst zu töten, und dafür allein habt ihr den Tod verdient.«
    »Aber der Papst ist schon längst tot«, protestierte Abu Dun.
    »So sagt man, ja«, erwiderte Corleanis, wenn auch mit einem Lächeln, das er vergebens in seinen Augen gefangen zu halten versuchte. »Aber auch das ändert nichts an eurer Absicht, oder?«
    »Nein«, antwortete Andrej.
    »Ayla«, erinnerte Abu Dun. »Wenn du ihr etwas getan hast, sag es lieber gleich, damit ich dich umbringen kann. Wenn ich es später herausfinde, dauert es länger, bis du tot bist.«
    »Danelli hat sie auf sein Schiff bringen lassen«, antwortete Don Corleanis beinahe verächtlich. »Wir töten keine Frauen oder Kinder.«
    »Ja, nur Schwarze und ahnungslose Reisende, die um einen Schluck Wasser und ein Nachtlager bitten«, knurrte Abu Dun. »Ich muss mich dringend mit dem Kerl unterhalten, der mir von der berühmten Gastfreundschaft in eurem Land erzählt hat. Er hat gelogen.«
    Darauf sagte Corleanis gar nichts mehr, sondern schob nur die beiden geladenen Pistolen wieder in den Gürtel, überzeugte sich mit einem unsicheren Blick davon, dass Abu Dun ihn
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