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PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit

PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit

Titel: PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Achtundzwanzig Jahre Dienst zum Wohle der Menschheit hatten die
Haare von Gerard Carmichael zwar nicht vermindert, wohl aber
silbergrau werden lassen. Auch der Vollbart, schwarz und dicht wie
das Haupthaar, wurde schon von zahlreichen silbrigen Fäden
durchzogen. Dies war die körperliche Folgeerscheinung von fast
drei Jahrzehnten Arbeit, die ausgefüllt waren mit Katastrophen,
Fehlschlägen, Pleiten, Unglücksfällen, Trostlosigkeit
und Verzweiflung.
    Zum Ausgleich für all den Jammer, den er in seinem
aufopferungsvollen Dienst täglich erleben mußte, hatte
sich Gerard Carmichael zum einem mit
    einem stattlichen Bauch gerüstet, zum anderen sein
Tätigkeitsfeld aus dem lebensbrausenden Terrania in den
wesentlich geruhsameren Ort Poshnam verlegt. Der Wechsel war ihm gut
bekommen. Poshnam, größte von Terranern besiedelte Stadt
auf dem Planeten Ceryani, der zu Anselms Stern gehörte, war eine
reichlich verschlafene Stadt mittlerer Größe.
    Knapp fünfzehntausend Menschen lebten dort in räumlicher
Großzügigkeit, gesundem Klima und einer abenteuerlich
reizvollen Umgebung. Für einen Mann wie Gerard Carmichael war
dies geradezu der ideale Ort, seinem Beruf nachzugehen, ohne dabei
Magengeschwüre zu bekommen.
    An diesem strahlend schönen Morgen suchte Carmichael geradezu
beschwingt sein Büro auf. Seine Klientel wartete bereits auf
ihn.
    Es war eine sehr anschauliche Klientin, jung und schlank und
wohlgestaltet, ein Anblick, den Carmichael genoß. Es würde
ihm ein Vergnügen bereiten, der jungen Frau zu etlichen Stunden
des Glücks zu verhelfen - vielleicht sogar außerdienstlich.
Carmichael war aus Überzeugung Junggeselle - er war lieber mit
einigen Promille an einer zauberhaften Frau beteiligt als
Mehrheitsaktionär einer Kratzbürste zu werden.
    Mit Wohlgefallen registrierte Carmichael, daß die junge Frau
bei seinem Anblick schneller zu atmen begann. Er war allerdings
klardenkend genug, diesen Effekt nicht seinem onkelhaften Charme
zuzuschreiben, sondern der Tatsache, daß er sich nun sehr
dienstlich mit der Klientin zu beschäftigen hatte.
    »Auf meiner Liste sind Sie als Miss Ethel Boodah
eingetragen. Ist das richtig?«
    Die junge Frau nickte heftig. Sie hatte blaue Augen und
schulterlange blonde Haare, und der Gesichtsausdruck, mit dem sie
Carmichael ansah, hatte etwas Flehendes.
    »Schreiten wir zum Werk«, sagte Carmichael. »Sie
brauchen nicht aufgeregt zu sein, alles wird gut gehen, glauben Sie
mir.«
    Ethel Boodah schluckte heftig, als die beiden das Zimmer
verließen. Das Martergerät stand vor der Tür,
startbereit.
    »Sie können sich glücklich preisen, ihre
Fahrprüfung in einem so reizenden Flecken der Galaxis ablegen zu
dürfen, glauben Sie mir, Miss Boodah. Wenn ich richtig
informiert bin, haben Sie sich auch recht gründlich auf diese
Prüfung vorbereitet.«
    Ethel Boodah nickte beschämt. Carmichael half ihr beim
Einsteigen, und er nutzte die Gelegenheit zu der sachkundigen
Feststellung, daß auch die Beine der jungen Frau den hohen
Qualitätsansprüchen genügten, die Carmichael bei der
Auswahl seiner kurzfristigen Lebensgefährtinnen anzulegen
pflegte. Da sie diesen entscheidenden wichtigeren Teil des
Prüfungsvorgangs bereits mit Glanz bestanden hatte, war
Carmichael erfüllt von Zuversicht, daß er auch den Rest
der Fahrprüfung mit Ruhe, Gelassenheit und einer Fülle von
Komplimenten würde abwickeln können.
    »Sie können starten.«
    Das Fahrzeug setzte sich ein wenig ruckhaft in Bewegung, dann aber
    steuerte der Prüfling den Gleiter geschickt auf die Straße
und beschleunigte. Carmichael hatte die Route bereits festgelegt - es
war die Kompliment-Tour, speziell dazu gedacht, weiblichen Kandidaten
mit Auszeichnung zur Fahrerlaubnis zu verhelfen und die
Liebenswürdigkeit des Prüfers ins rechte Licht zu setzen.
Es gab noch vier andere Touren, darunter die berüchtigte
Alptraum-Strecke, die so angelegt war, daß Carmichael sie
vermutlich selbst nicht fehlerlos hätte zurücklegen können.
    An diesem Morgen war er sehr wohlgestimmt und übersah einige
Kleinigkeiten, die er bei anderen möglicherweise gerügt
hätte.
    »Sie sind schon lange auf Ceryani ansässig?«
plauderte Carmichael, während Ethel Boodah das Fahrzeug die
Cowlahrd-Avenue entlangsteuerte.
    »Erst seit einigen Monaten«, sagte Ethel, ohne den
leicht starren Blick von der Straße zu wenden. »Ich bin
meinem Mann hierher gefolgt.«
    »Aha«, sagte Carmichael. »Nach rechts, bitte.«
    Da war wohl nichts zu machen,
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