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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht
Autoren: Cabot Meg
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ihrer Handtasche gesucht hatte – ihre Christian-Dior-Puderdose. Sie öffnete sie und inspizierte im Spiegel ihre neuen mit Collagen aufgepolsterten Lippen. »Schätzchen … du hast nicht nur ein Drehbuch mit einer Rolle für Barry geschrieben, sondern einen Mr. Nobody praktisch über Nacht zum Megastar gemacht. Und wie hat er’s dir gedankt?« Sie blickte von der Puderdose auf und fixierte Lou mit der vollen Strahlkraft ihrer azurblauen Augen. »Indem er mit diesem eiskalten blonden Biest weggerannt ist! Aber ich begreife gar nicht, warum dich das so schockiert. Er ist doch schon vorher ausgezogen. Wann war das noch mal?«
    »Vor ein paar Wochen«, seufzte Lou. »Aber er hat nicht gesagt, er hätte sich in eine andere verliebt. Nur dass er keine feste Bindung wollte.«

    »Offensichtlich meinte er damit, er wollte sich nicht an dich binden. Schätzchen, so was habe ich auch hinter mir. Damals hat Jack mich aus dem gleichen Grund abserviert. Erinnerst du dich? Nur hat er Miss Right noch immer nicht gefunden. Vielleicht, weil es für ihn gar nicht die Richtige gibt.« Vicky schüttelte den Kopf. Da fiel ihr Blick im Spiegel auf die Kaffeetheke. »Kannst du das fassen? Hier kriegt man nicht einmal einen Espresso. Klar, Anchorage ist nicht L.A., aber trotzdem Amerika, oder?«
    »Ach Gott«, stöhnte Lou und hob den Kopf von der Tischplatte, stützte aber ihre Stirn in beide Hände. »Wenn ich mir vorstelle, was ich alles für ihn getan habe! Glaub mir, dieses blöde Drehbuch war der schlimmste Fehler meines Lebens.«
    Anscheinend zufrieden mit dem Erfolg ihres Lipliners, klappte Vicky die Puderdose zu und steckte sie in die Handtasche. »Dein schlimmster Fehler war deine Liaison mit Barry – aber das Drehbuch für Hindenburg war ein Geniestreich. Mensch, Lou, es ist schon jetzt ein amerikanischer Kultfilm.«
    »Kultmist«, konterte Lou verbittert.
    »Ja, stimmt, nicht besonders viel Tiefgang.« Vicky zuckte die Schultern. »Aber die Action … einsame Spitze. Und die Liebesszenen zwischen Barry und Gret …« Sie sah, wie Lou unsanft aus ihren Gedanken gerissen wurde, biss sich auf die Lippen und verdarb damit den Effekt des Lipliners. »O Gott, tut mir leid, Schätzchen«, entschuldigte sie sich zerknirscht.
    »Schon gut.« Lou sank auf ihrem harten Plastikstuhl zusammen. »Das verkrafte ich. So eine Riesenüberraschung war es nun auch wieder nicht. Ich hatte den
Verdacht schon länger. Im Gegensatz zu anderen Leuten.«
    »Falls du Jack meinst …« Vicky hob die Brauen. »Der wusste es.«
    »Unsinn, Vicky«, erwiderte Lou und lachte bitter, »er hatte keine Ahnung.«
    »Was Barry und Greta angeht?« Vicky schüttelte ihre Bobfrisur. »Natürlich wusste er es. So dumm, wie du immer glaubst, ist er nicht.«
    »Immerhin hat er dich sitzen lassen, oder?«, betonte Lou. »Und wenn das nicht das Dümmste war, was ein Mann machen konnte, dann weiß ich auch nicht …«
    »Wie süß von dir!« Vicky schenkte ihr ein Engelslächeln.
    »Aber ich schwöre dir, Schätzchen, er hat sein Hotelzimmer nicht wegen Greta demoliert. Ich meine, wenn er ihretwegen so durchgedreht wäre, hätte sie ihm etwas bedeuten müssen.«
    »Und da er kein Herz besitzt, ist das eine biologische Unmöglichkeit.«
    Was Vicky – eines der vielen Starlets, die Jack Townsend auf seinem Lebensweg hinter sich gelassen hatte – bestätigen müsste. In Hollywood hatte nur ein einziger Mann noch mehr Affären angefangen und beendet, nämlich Tim Lord, der Regisseur von Hindenburg und der neuen Copkiller -Folge.
    Wenigstens erwies Jack seinen Eroberungen den Gefallen und heiratete sie nicht, und so zerrte er sie auch nicht vor diverse Scheidungsgerichte, so wie Tim Lord das regelmäßig tat. Vicky war Tims dritte Ehefrau. Unglücklicherweise neigte der Mann dazu, seine Hauptdarstellerinnen zu heiraten, in Hollywood eine
weitverbreitete Tendenz. Und obwohl Vicky in Hindenburg nur eine kleine Rolle gespielt hatte (die Ehefrau des bedauernswerten Piloten), war es ihr gelungen, die Herzen des Publikums und des Regisseurs zu erobern.
    Mit dem Wechsel von Jack zu Tim hatte Vicky einen guten Tausch gemacht. Sie vergötterte ihren neuen Ehemann, der sie offensichtlich auch anbetete, während Jack …
    Nun, wenn der Tag käme, an dem Jack irgendwen wichtig nahm, der nicht Jack Townsend hieß, würde Lou am Pool des Beverly Hills Hotels erscheinen, nur mit einem Tanga bekleidet.
    »Schau mal!« Vickys Miene erhellte sich. »Da kommt jemand, der kompetent aussieht.
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