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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht
Autoren: Cabot Meg
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dreinblickte. »Störe ich?«
    »Nein«, sagte Lou.
    Und Barry fauchte: »Ja!«
    Jack schlenderte zum Metalltisch in der Ecke, auf
dem Gefäße mit Verbandszeug standen, und legte die Blumen daneben. »Tut mir leid, dass ich erst jetzt zu dir komme, Lou. Weißt du, wie schwierig es ist, in dieser Stadt anständige Rosen zu finden?«
    Als ihr Blick von dem prachtvollen Strauß zu dem Mann schweifte, der ihn mitgebracht hatte, brannten neue Tränen unter ihren Lidern. Fantastisch, nun weinte sie schon wieder … »Danke, die Rosen sind wunderschön«, murmelte sie und errötete.
    Gelassen zuckte Jack die Schultern. »Deine Lieblingsblumen, nicht wahr?« Er wandte sich zu Barry, der nasse Nelken von seinem Hemd pflückte. »Äh, Barry … würden Sie Lou und mich ein paar Minuten allein lassen?«
    Erst jetzt schien Barry zu registrieren, was Jacks Anwesenheit und die Rosen und Lous glückseliges Erröten bedeuteten. »Großartig!«, stieß er hervor. Auch sein Gesicht nahm eine rötliche Farbe an, die allerdings nicht so attraktiv wirkte. »Einfach großartig, Lou. Also hast du dich mit ihm eingelassen? Bist du verrückt? Er hat allen Frauen in Hollywood das Herz gebrochen. Frag doch Greta!«
    Bevor Lou antworten konnte, übernahm Jack die Situation.
    Gebieterisch zeigte er auf Barry, und Lou sah, dass seine Fingerknöchel von den Schlägen, die er Tim Lord verpasst hatte, immer noch aufgeschürft waren. »Verschwinden Sie!«, donnerte er.
    Barry wich blitzschnell zurück. »Okay, okay, ich räume das Feld. Aber glaub mir, Lou, du machst einen Fehler.« Nach einem letzten angstvollen Blick in Jacks Richtung flüchtete er aus dem Zimmer.

    Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, ging Jack zu Lou. »Da hat er recht.«
    Sie ergriff seine Hand und inspizierte die wunden Fingerknöchel. »Darum müsste sich jemand kümmern.«
    »Ich meine es ernst.« Jack schob einen Stuhl zu der Untersuchungsliege und setzte sich. »Bisher hatte ich keine einzige … äh … längere Beziehung.«
    Lou schaute in sein Gesicht, das jemand zu reinigen versucht hatte, vielleicht er selber. Doch am Haaransatz zog sich immer noch ein Rußstreifen entlang, der so aussah, als würde er sich niemals entfernen lassen. »Die sind manchmal gar nicht so erstrebenswert, wie man immer glaubt – die langen Beziehungen, meine ich.«
    »Bei uns schon«, beteuerte er. »Mit dir ist es anders, Lou. Weder Vicky noch Greta oder Melanie habe ich geliebt. Bei dir ist es – anders.«
    Sie starrte ihn an, vergaß ihren gebrochenen Fuß, vergaß seine verletzte Hand, vergaß sogar zu atmen. Nur eins wusste sie – das Happy End, auf das sie niemals zu hoffen gewagt hatte, rückte plötzlich in greifbare Nähe.
    »Weil ich dich liebe«, fügte er hinzu. Eindringlich erwiderte er ihren Blick. »Und wegen unseres Zusammenlebens – ich weiß, du hast es mit Barry versucht, und es ist schiefgelaufen. Deshalb dachte ich, wir sollten es auf andere Weise versuchen und heiraten. Das hat noch keiner von uns ausprobiert, und ich glaube, es könnte klappen …«
    Lou musste eine neue Tränenflut bekämpfen. Das war nicht der Heiratsantrag, den sie für Jack Townsend
in einem Drehbuch geschrieben hätte. Aber es war sein Vorschlag, und er kam von Herzen, und das genügte ihr vollkommen.
    »Okay«, antwortete sie mit halb erstickter Stimme. »Klingt gut. Nur noch eins …«
    Die strahlende Freude, die sein Gesicht gerade erhellt hatte, verwandelte sich in Angst. »Was?«, fragte er vorsichtig.
    »Keine Filme mehr.«
    »Abgemacht«, versprach er erleichtert, beugte sich hinab und küsste sie leidenschaftlich. Eine Minute später öffnete eine Krankenschwester die Tür. Sie hörten es nicht – ebenso wenig wie den hastigen Rückzug der verlegenen jungen Frau.
    Dieser Kuss jedoch sorgte, ohne dass Jack und Lou sich dessen bewusst waren, noch wochenlang für Gesprächsstoff im Anchorage General Hospital.

34
    Der Regisseur und Oscar-Preisträger Tim Lord wurde der Anstiftung zum Mord und zweier Mordanschläge für schuldig befunden. Derzeit sitzt er eine zehnund eine zwanzigjährige Gefängnisstrafe in Alaska ab. Sein letzter Film, Copkiller IV , kam einen Monat nach der Gerichtsverhandlung in die Kinos und erzielte Rekordeinnahmen, trotz eines weltweiten Boykotts der Umweltschützer.
     
    Sieben Bewohner von Myra, Alaska, wurden wegen Totschlags, versuchten Mordes, illegalen Waffenbesitzes und Gefährdung der Öffentlichkeit verurteilt. Sie waren von Sam Kowalskis
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