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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht
Autoren: Cabot Meg
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Trinkwasserkrug,
den eine Schwester für Lou bereitgestellt hatte, und stopfte die Nelken hinein. »Klar, ich weiß, du magst lieber Rosen. Aber die gab’s nicht im Souvenirladen des Krankenhauses. Nun, wie fühlst du dich?«
    Lou schaute auf ihre zerrissene Strumpfhose und den geschwollenen Knöchel hinab. »Was glaubst du denn, Barry? Das tut höllisch weh.«
    »Oh, das meine ich nicht.« Aus unerfindlichen Gründen runzelte er nervös die Stirn. »Sondern … nun, du weißt schon … du hast einen kaltblütigen Mörder zur Strecke gebracht.«
    »So großartig, wie du vielleicht glaubst, fühle ich mich nicht«, entgegnete sie sarkastisch.
    »Eigentlich müsstest du vor lauter Freude an die Decke springen.« Barry setzte sich zu ihr auf die Untersuchungsliege. Natürlich, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. »Bald werden alle Produzenten bei dir Schlange stehen. Und People wird es die Story des Jahres nennen. Klar, so was musste ja mal passieren. Jack Townsend konnte sich noch nie am Riemen rei ßen. Dauernd ließ er die Hosen runter. Kein Wunder, dass mal jemand durchgedreht ist und ihn umbringen wollte!«
    »Barry …« Zu ihren anderen Besuchern war Lou höflich gewesen, weil – nun, weil sie sie mochte. Bei Barry konnte sie das nicht behaupten. »Was willst du?«
    »Was ich will?« Verwirrt runzelte er die Stirn. »Natürlich möchte ich mich vergewissern, dass es dir gut geht. Wir sind doch immer noch Freunde, nicht wahr? Wir waren so lange zusammen. Zehn Jahre kann man nicht einfach abhaken.«
    »Warum nicht? Das hast du doch auch getan.«

    »Nun ja …« Barry schaute auf seine Hände hinab. Noch bevor sich sein Gesicht veränderte, sah sie die Miene voraus, die er aufsetzen würde – reumütige Zerknirschung. Du meine Güte, dachte sie, er wird sich tatsächlich entschuldigen .
    »Keine Ahnung, wie ich’s sagen soll, Lou«, begann er. »Jedenfalls … ich bin vielleicht etwas zu überstürzt aus deinem Bungalow ausgezogen. Ich war so verwirrt. Ich habe über das alles nicht richtig nachgedacht. Und mit Greta … um ehrlich zu sein, es läuft nicht so toll.«
    »Ihr seid erst seit vier Tagen verheiratet. So schlimm kann es doch noch gar nicht sein.«
    »Statt am Schauplatz meiner Flitterwochen zu bleiben, bin ich bei dir«, betonte er und trug sein Markenzeichen zur Schau, ein charmantes Lächeln. »Wenn das kein untrügliches Zeichen ist …«
    Mit großen Augen schaute sie ihn an. Und da erkannte sie, dass ihre feindselige Gesinnung verflogen war, von einem Gefühl gutmütiger Toleranz verdrängt. So etwas empfand sie auch für ihre Brüder. Aber die mochte sie wesentlich lieber. »Du hast Greta noch gar keine richtige Chance gegeben.«
    »Doch!« Hastig stand er auf, stieß gegen ihren gebrochenen Fuß, und durch den Nebel ihrer Schmerzen hörte sie sein Geständnis kaum. »Keine Ahnung, was ich mir dabei dachte, als ich dich ihretwegen verließ! Mit dir kann sie sich nicht messen, Lou. Immer denkt sie nur an sich, ständig geht es nur um Greta, Greta, Greta. Auf mich nimmt sie keine Rücksicht. Und du hast stets an mich gedacht. Für mich hast du das Hindenburg -Drehbuch geschrieben – das größte Geschenk,
das ein Mann jemals von einer Frau bekam! Dieses Geschenk nahm ich an. Und dann beging ich wie ein Narr den unverzeihlichsten Fehler, den ein Mann nur machen kann – ich gab der edlen Spenderin den Laufpass!« Beschwörend ergriff er eine ihrer Hände. »Verzeihst du mir meine Dummheit?«
    »Ja«, murmelte sie, die Augen vor Schmerzen verschleiert. »Was auch immer … Würdest du eine Schwester holen? Mein Fuß … wirklich …«
    »Meinst du das ernst?«, rief Barry und presste ihre Hand an seine Brust. »O Lou, wenn du mich zurücknimmst, wäre es das größte Glück meines Lebens. Du schreibst das Pompeji-Drehbuch, alles wird wieder so wie früher …«
    »Moment mal«, unterbrach sie ihn verwirrt. »Was meinst du damit?«
    »Oh, ich wusste es ja, du würdest mir verzeihen!« Dann beugte er sich hinab, um sie zu küssen …
    Mit einer Geistesgegenwart, die sie sich niemals zugetraut hätte, ergriff sie den Krug und schüttete das Wasser mitsamt den Nelken über Barrys Kopf.
    Im gleichen Moment öffnete sich die Tür, und Jack Townsend trat ein, die Arme voll rosa Rosen – mindestens fünfzig Stück.
    »Hallo.« Seine blauen Augen glitten von Lou, die auf der Untersuchungsliege immer noch den Krug umklammerte, zu Barry, der klatschnass war und voller Nelken und sehr überrascht
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