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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht
Autoren: Cabot Meg
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den McKinley-Park informiert worden.
    »Fünftausend Dollar?«, wiederholte Lou empört. Mehr war Jacks Leben nicht wert?
    »Pro Kopf«, erläuterte der Sheriff. »Wahrscheinlich waren sieben oder acht Leute in die Sache verwickelt, den alten Sam Kowalski nicht mitgezählt. Die haben wir noch nicht alle erwischt. Aber spätestens Ende der Woche kriegen wir sie, außer dem Mann, den Sie erschossen haben.«
    Wegen dieser langwierigen Diskussionen würden sie nun nicht so schnell am Set ankommen, wie Lou sich das vorstellte. Auch wenn der Sheriff nicht bezweifelt hatte, dass jemand Jack Townsend umbringen lassen
wollte, so schien doch niemand zu glauben, dass der Oscar-Preisträger Tim Lord dieser Jemand sein sollte. Konnte der Regisseur eines so herzzerreißenden Films wie Hindenburg ein Killer sein? Niemals …
    Letzten Endes hatte Lou ihre Freundin Vicky dazu zwingen müssen, die ganze Wahrheit zu erzählen. Das hatte sie dann auch getan, niedergeschlagen, tonlos und nicht sonderlich überzeugend.
    Jedenfalls war Eleanor Townsend, die aufmerksam zugehört hatte, kein bisschen überzeugt. »Das ist doch lächerlich!«, rief sie. »Warum sollte Mr. Lord meinen Sohn umbringen lassen? Nur weil seine Frau sagt, sie würde Jack immer noch lieben? Viele verheiratete Frauen lieben andere Männer. Trotzdem laufen ihre Ehemänner nicht herum und ermorden ihre Rivalen.«
    Stimmt, dachte Lou, aber in Hollywood, wo Tim der unumstrittene König ist, darf das Herz der Königin keinem anderen gehören. Die erfolgreichen Regisseure wollen immer alles im Griff haben. Und wenn sie das nicht schaffen, wird es gefährlich …
    Sheriff O’Malley war nicht begeistert gewesen, dass er alle vier zum Drehort bringen sollte. Wie er Frank erklärt hatte, so von Cop zu Cop, hätte er den Verdächtigen lieber aufs Revier geholt und verhört.
    Aber Lou wollte nicht im stickigen Büro warten, während Jack womöglich mitsamt der Mine in Stücke gerissen wurde. Und sie stellte fest, dass es den anderen ebenso ging, als sie sich neben sie in den Geländewagen quetschten und sich weigerten, wieder auszusteigen.
    Und so waren sie alle zum Set gefahren.
    Bei der Ankunft konnte der Sheriff dann doch noch
froh über seine Begleitung sein, denn der Wagen wurde von einer Assistentin im Lammfellmantel mit Kopfhörern gestoppt, die ans Seitenfenster klopfte. »Tut mir leid. Hier haben Unbefugte keinen Zutritt, Sie müssen umkehren.«
    O’Malley wollte seinen Ausweis zücken. Aber da beugte Lou sich vor und schrie die junge Frau an: »Gehen Sie aus dem Weg, oder wir fahren Sie über den Haufen!«
    Hastig sprang die Assistentin zurück, und Lou trat auf den Fuß des Sheriffs, um Gas zu geben …
    Der wusste diese Aktion nicht so recht zu schätzen, auch wenn der Geländewagen merklich beschleunigte.
    »Miss Calabrese«, herrschte er sie an, nachdem er das Fahrzeug wieder unter seine Kontrolle gebracht hatte, »ich bin durchaus fähig, meinen Job zu erledigen. Dazu brauche ich Ihre Hilfe nicht …«
    Aber Lou war bereits über einen verwirrten Deputy Lippincott hinweggeklettert und aus dem Wagen gesprungen. Und dann stürmte sie davon.
    Für die Arktis war sie unzulänglich gekleidet, denn beim Frühstück mit Lord hatte sie nicht bedacht, dass sie zwei Stunden später zum Mount McKinley zurückkehren würde.
    Und so lief sie in einem Rock, einer dünnen Bluse und Jimmy-Choo-Highheels durch den schmutzig grauen Schnee zwischen den Wohnwagen. In ihre Lungen stach eisiger Wind, alle Teile ihrer entblößten Haut schienen zu brennen. Doch das nahm sie kaum wahr. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt den Leuten, die erwartungsvoll zum dunklen Eingang der Mine schauten.
Sie sah niemanden dort stehen. Umso deutlicher hörte sie Tim Lords Stimme, das Wort, das er ins Megafon rief, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    »Action!«
    Lou stieß einen markerschütternden Schrei aus. Hätte lockerer Pulverschnee den Berghang bedeckt, wäre er auf die Köpfe herabgerieselt. Alle wandten sich zu ihr, vom Requisiteur bis zum Caterer, und starrten sie an …
    … auch Tim Lord, dessen spitzes Fuchsgesicht vor Zorn feuerrot anlief.
    »Cut!«, befahl er empört, als er erkannte, wer die Aufnahme zu unterbrechen wagte. Dann senkte er das Megafon. »Das hätte ich mir denken können, Lou. Gehst du nicht ein bisschen zu weit mit deinem Tierschutz-Mist? Darüber werden sie sich im Studio sicher nicht freuen, wenn sie es zu hören kriegen … Hey, wohin gehst du denn? Nein, du darfst
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